Videoprojekt #u4ukraine

Mit Filmen die Freiheit verteidigen

13:36 Minuten
Junge Leute flechten militärische Tarnverkleidung.
Die Unterstützung des Militärs ist in der Ukraine zum zivilgesellschaftlichen Engagement geworden. Hier flechten junge Leute militärische Tarnverkleidung. © picture alliance / Zumapress / Alex Chan Tsz Yuk
Marc Wilkins im Gespräch mit Vladimir Balzer  · 11.04.2022
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Der Filmemacher Marc Wilkins will "Helden" des Kriegsalltags dokumentieren und gleichzeitig zum Spenden anregen. Auf seiner Seite #u4ukraine porträtiert er Ukrainerinnen und Ukrainer, die sich für ihr Land einsetzen und ihn beeindruckt haben.
Der Ukraine ein Gesicht geben, das will der schweizerisch-britische Filmemacher Marc Wilkins. Er ist vor sechs Jahren von New York in das Land gezogen und lebt derzeit in einem Dorf, 60 Kilometer von der Hauptstadt Kiew entfernt. Die Ortschaft werde derzeit von schwer bewaffneten Bauern bewacht, erzählt er von seinen Lebensumständen mitten im Krieg.
Auf seiner Seite #u4ukraine zeigt er Videos, die "Helden" des Kriegsalltags dokumentieren. "Wir wollen die Menschen in der Ukraine in der Welt bekannter machen", sagt Wilkins. Die Ukrainer seien eine moderne, junge, neugierige Zivilgesellschaft. Mit den Videos möchte Wilkins Persönlichkeiten vorstellen, die er selbst seit Jahren kennt.

Beeindruckende Hilfsaktionen

Acht solcher Filme sind bereits online zu sehen, jeweils in der Länge von zwei, drei Minuten. Da ist zum Beispiel Ksenia, eine Floristin, die vor dem Krieg einen Blumenladen mit Café betrieben hat. Sie habe angefangen, Spenden zu sammeln und fahre nun mit Lebensmitteln herum, um hungernde Menschen zu versorgen.

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Das Video über sie dient auch dazu, für ihre Hilfsaktion zu werben und Spenden zu sammeln. Ein anderes Video porträtiert den aus Charkiw stammenden Fotografen Sascha, der aus seinem Fotografenleben in New York in die Heimat zurückgekehrt ist, um vor allem den Kriegsalltag von Familien und Kindern eindringlich zu dokumentieren. Er sammelt Geld für die Hilfsorganisation "Save the children".

Militär und Kreative

Wilkins beschreibt die ukrainische Kreativszene als große Gemeinschaft, die ihn so fasziniert habe, dass er dorthin gezogen sei. Jetzt im Krieg komme stark zum Vorschein, wie eng man zusammenarbeite, einander helfe und das Land verteidige. Während sich Künstler im Westen eher gegen das Militär positionierten, sei das in der Ukraine anders.
"Das Militär kommt eigentlich aus der Zivilgesellschaft", sagt Wilkins. "Das Militär verteidigt den Freigeist, die Möglichkeit, freie Kunst zu machen." Deshalb unterstütze die Kreativszene direkt das Militär. Als Beispiel nannte Wilkins Maler, die ihre Bilder zugunsten der Armee verkauften.

Pazifismus als Utopie

"Der Pazifismus ist natürlich eine wunderbare Utopie", sagt der Filmemacher. "Aber Frieden muss leider verteidigt werden." Er habe sich selbst lange als Pazifisten gesehen und sich nie vorstellen können, dass er einmal Geld sammele, um damit beispielsweise Maschinengewehre zu kaufen und das Militär zu unterstützen. Wenn aber ein totalitäres Regime ein anderes Land angreife, das sich in ein freies, demokratisches, europäisches Land verwandeln wolle, könne man nicht abseitsstehen und sagen, man sei Pazifist und die Kolonie werde jetzt eine Kolonie Russlands.
Wilkens zeigt Verständnis dafür, dass ukrainische Künstler wegen des Krieges zunehmend auf Distanz zu Kollegen in Russland gehen und alle Brücken abbrechen wollten. Er erlebe selbst bei russischen Freunden, dass sie sich zum Angriffskrieg ihrer Regierung nicht klar positionierten und dazu schwiegen - selbst wenn sie im sicheren Exil lebten. "Jeder, der nichts über diesen Krieg sagt, aber ein russischer Staatsbürger ist, unterstützt den Krieg."
(gem)

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