Eklat um Film „Abteil Nr. 6“

Isolieren schadet der Völkerverständigung

06:02 Minuten
Ein Mann geht durch die Eingangstür eines Cinestar-Kinos in Rostock.
Ruderte offenbar wieder zurück: die Cinestar-Gruppe. © dpa-Bildfunk / Danny Gohlke
Jakob Kijas im Gespräch mit Massimo Maio · 18.03.2022
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Kurz vor der Premiere kündigte CineStar an, den Film „Abteil Nr. 6“ nicht zu zeigen. Grund: ein russischer Hauptdarsteller, so der Verleih eksystent. Nun zeigt CineStar den Film doch. Eksystent-Chef Kijas warnt vor pauschalen Verboten russischer Kultur.
Die Mitteilung CineStars, den finnischen Film „Abteil Nr. 6“ nun doch zu zeigen, kam verbunden mit einer Entschuldigung, sagt Jakob Kijas, Chef des Filmverleihs eksystent. Nach Ansicht des Verleihers verdeutlich der Fall die derzeitige Unsicherheit, wie mit Kultur und Kulturschaffenden aus Russland umgegangen werden soll.

Kein Pauschal-Verbot russischen Kulturschaffens

Kijas wirbt für einen differenzierten Blick: „Wenn wir einfach alles generell über einen Kamm scheren oder russisches Kulturschaffen generalisiert verbieten, dann tun wir uns nichts Gutes. Aber wir tun auch im weitesten Sinne der Völkerverständigung nichts Gutes, weil wir isolieren.“
Kijas selbst würde eine Grenze bei Menschen zeihen, die öffentlich erklären, dass sie Putin und den Krieg unterstützen. Dort würde für ihn „eine rote Linie“ verlaufen. Es gebe aber auch „wahnsinnig viele“ russische Künstler, die „unter dem System Putin leiden, die sich trauen, noch die Stimme zu erheben, auf die Straße gehen. Und diese Menschen sollten wir auch nicht vergessen, sondern auch unterstützen.“

Kulturförderung bedeutet nicht immer Propagandageld

Auch bei der Zusammenarbeit mit der russischen Kulturförderung wirbt Kijas für ein genaues Hinschauen. „Es ist ja nicht immer Propagandageld, was da reingeht“, sagt er. „Ich denke, es braucht einen differenzierten Blick auf allen Ebenen. Schwarz-Weiß tut’s leider nicht mehr so richtig.“
(tmk)

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