Filme der Woche

Rezensiert von Hans-Ulrich Pönack · 28.06.2006
Der 40-jährige Held in dem kanadischen Film "Die andere Seite des Mondes" flüchtet sich in seine Forschungen über den Weltraum. Sein privates Leben aber ist ein Fiasko. "Lucy" erzählt von einem 18-jährigen Mädchen in Berlin zwischen Teenagerleben und Mutterpflichten.
"Die andere Seite des Mondes"

Kanada 2003, Regie/DB: Robert Lepage, Hauptdarsteller: Robert Lepage (Philipp/André), Anne-Marie Cadieux, Marco Paulin, Céline Bonnier, ohne Altersbeschränkung

"Die andere Seite des Mondes" von und mit Robert Lepage, einem kanadischen Bühnen-Magier, dessen Arthouse-Juwel zum Geheimtipp der Berlinale 2004 avancierte und Kanadas "Oscar"-Nominierungsfilm für 2005 war. Erfinderisch wie amüsant philosophierende Komödie um die Flucht-Phantasien eines 40-Jährigen, dessen skurril-drollige Betrachtungen köstlich-hintergründig erscheinen. Könnte auch "Die Absurditäten des Seins" heißen. Ein gescheit-köstliches Außenseiter-Vergnügen.

"Lucy"

Deutschland 2006, Regie: Henner Winckler, Hauptdarstellerin: Kim Schnitzer, ab 12 Jahren

"Lucy" von Henner Winckler (B+R); Jahrgang ´69, dessen Debütfilm "Klassenfahrt" (Porträt einer Schulklasse während einer Reise an die polnische Ostküste) im Berlinale-Forums-Programm von 2002 lief und danach einige hochkarätige Preise bei internationalen Festivals (u.a. "Bester ausländischer Film" von Belfort) einheimste.

Sein zweiter Kinofilm unterstreicht erneut, dass es keineswegs spektakulär zugehen muss oder es einer Starbesetzung bedarf, um eine bemerkenswerte (Gegenwarts-/Alltags)Geschichte einprägsam zu erzählen: Eine 18-jährige Mutter in Berlin, Maggy (Kim Schnitzer), bemüht sich, Pflichten und Gefühle gegenüber ihrem einjährigen Baby mit dem Wunsch in Einklang zu bringen, auch weiterhin ihr unbeschwertes "junges Mädchenleben" führen zu können. Dabei überfordern sie Ansprüche und Verantwortlichkeiten sowie die Beziehung zu ihrem neuen Freund.

Aufmerksame Milieu-Beobachtung bzw. -Schilderung sowie die erstaunlich nunancierte, glaubwürdige Darstellung der jungen Frau durch die "unschuldige", intensive Berlinerin Kim Schnitzer machen den kleinen Film zu einem sehenswerten Erlebnis.
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