Filme der Woche

Vorgestellt von Hanns Ullrich Pönack |
"Factotum" ist die Verfilmung eines gleichnamigen Romans von Charles Bukowski über einen radikalen Lebenskünstler, der nur Alkohol, Sex und Literatur im Sinn hat. Auch "Der König von Narnia" ist eine Literaturverfilmung und bietet eine Art Neues Testament im Fantasy-Genre.
"Factotum"
USA/N/D 2005, Regie: Bent Hamer; Buch: Bent Hamer und Jim Stark; Darsteller: Matt Damon, Lili Taylor, Marisa Tomei u.a.

Der norwegische Filmemacher Bent Hamer (Jahrgang `56) machte mit seinen "Kitchen Stories" (2003) international Furore. In seinem neuen Film schuf er eine konsequente Hommage an den berühmten Gossen-Literaten Charles Bukowski (1920-1994), basierend auf dem zweiten, 1975 veröffentlichten gleichnamigen Roman von Bukowski, dessen Held, Henry "Hank" Chinaski, autobiographische Züge trägt, denn geht es hier doch um einen Schriftsteller, der sich als Gelegenheitsarbeiter mühsam über Wasser hält, um sich DAS leisten zu können, was ihn EINZIG wirklich interessiert: Saufen, Rauchen, Ficken, Schreiben.

Matt Dillon spielt diesen exzentrischen, radikalen Lebenskünstler und Verweigerer als 1:1-Schwein, also auf tatsächlicher (gedanklicher/seelischer/körperlicher) Schmutz- und Show-Ebene: Ein spannender Prolet in einem hinreißend unkorrekten, wunderbar lakonischen 93 Minuten-Außenseiter-Porträt.

Lesen Sie hier ein Porträt des Hauptdarstellers Matt Dillon.


Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia
USA 2005; Regie: Andrew Adamson; Darsteller: Tilda Swinton, James McAvoy, William Moseley, Anna Popplewell u.a.

Der 38-jährige neuseeländische Hollywood-Regisseur Andrew Adamson, der mit seinen beiden Animations-Hits "Shrek" und "Shrek 2" zum Branchen-Star avancierte, inszeniert hier erstmals eine Spielfilm-Großproduktion. Die stammt aus dem DISNEY-Hause und basiert auf den in der englischsprachigen Welt sehr populären (insgesamt 7) Büchern des britischen Schriftstellers C.S. Lewis (1898-1963).

Über 85 Millionen Exemplare wurden seit der Erstveröffentlichung im Jahr 1950 verkauft. Lewis' Romane weisen nicht zufällig Parallelen zur "Herr der Ringe"-Trilogie von J.R.R. Tolkien auf: Beide waren miteinander befreundet, lehrten zeitgleich an der Oxford-Universität, beide waren überzeugte Christen und erzählen vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, wobei Lewis direkter und deutlicher in der Fantasy-Variante des Neuen Testaments vorging.

Jesus ist hier ein ebenso mächtiger wie strenger Löwen-Herrscher, der sich hinrichten lässt, um einen armen menschlichen Sünder zu retten, um dann sogleich wieder aufzustehen und das Böse zu vernichten. Die böse Weiße Hexe Jadis hat als Satan herzuhalten, während sich hinter einem verführten Kind, Edmund, Judas verbirgt.

Die Ausgangssituation: Während im Zweiten Weltkrieg deutsche Bomben auf London fallen, werden vier Geschwister aus der Hauptstadt aus Sicherheitsgründen aufs Land gebracht. Dort kommen sie im Hause eines verschrobenen Professors unter und entdecken in und hinter einem geheimnisvollen Schrank das magische Land NARNIA. Und das Abenteuer kann beginnen, denn dort ist gerade der Machtkampf in vollem Gange.

Nach den überwältigenden Kino-Erfolgen mit den "Herr der Ringe"-Filmen (2001-2003) und dem radikalen Jesus-Film von Mel Gibson im Vorjahr ("Die Passion Christi") investierte die sonst mit eher lieblichen Animationsweihnachtsfilmen aufwartende "Bambi"-Firma 120-150 Millionen Dollar, um zweigleisig Kasse zu machen: In den USA wird diese einfältige, vorhersehbare, humorfreie Kitsch- und Trick-Orgie als fundamentalistische Christen-Botschaft angepriesen und verkauft, während in den "gottlosen Ländern" wie Deutschland die Show als pures Fantasy-Abenteuer (und Harry-Potter-Konkurrenz) herhalten muss.

Und um dafür auch die "richtige" Altersfreigabe zu bekommen - die hiesige FSK hat ihn ab 6 Jahren freigegeben -, fließt hier nach blutrünstigen Schwertkämpfen kein Tropfen Blut und werden hier die Folgen von Gewalt einfach ausgeblendet. Dieses erbärmlich-verlogene, 138-minütige Religions-Blockbuster-Kintop, das trotz spektakulärer Märchentrickfiguren nichts für kleine Kinder ist, braucht nun wirklich niemand mehr; und auf eventuelle Fortsetzungen darf man überhaupt nicht gespannt sein.

Lesen Sie über die Romanvorlage auch den Beitrag "Bibelersatz für Fantasy-Fans".


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