"Rheingold" von Fatih Akin

Rapper-Epos und politische Parabel

05:38 Minuten
Bild eines kräftig gebauten Mannes mit Glatze und Sonnenbrille.
Bevor er als Rapper Karriere machte, geriet Giwar Hajabi in die Fänge der Mafia und landete im Gefängnis. © Imago / Sven Simon / Malte Ossowski
Patrick Wellinski im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 27.10.2022
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In „Rheingold“ verfilmt Regisseur Fatih Akin die Lebensgeschichte des Gangsterrappers Giwar Hajabi alias Xatar. Ein Film über die Grenzen der Integration in Deutschland und ein gelungenes Stück Biografie-Kino.

Worum geht es?

Fatih Akin verfilmt mit „Rheingold“ die Biografie des deutschen Gangsterrappers und Ex-Sträflings Giwar Hajabi alias Xatar. Dabei beginnt Akin bei der Flucht von Giwars kurdischen Eltern aus dem Iran über den Irak, Frankreich bis nach Deutschland, wo die Familie in Bonn ansässig wird. Giwars Leben ist geprägt von Musik. Der Vater ist ein bekannter Komponist, verlässt die Familie allerdings wegen einer jüngeren Frau. Dadurch gerät Giwar auf die schiefe Bahn, schmeißt die Schule, dealt, gerät in die Fänge der Mafia und landet schließlich nach einem spektakulären Goldraub im Gefängnis, wo er sein erstes Album aufnimmt, das ihn zum Rapstar macht.

Was ist das Besondere?

Fatih Akin hält sich in seinem Biopic stark an Xatars Autobiografie „Alles oder Nix“. Der ist daher geprägt von einigen Initiationsriten, durch die die Figur des jungen Giwar gehen muss. Besonders viel Zeit investiert Akin auf das Verhältnis von Xatar zu seiner Familie. Insbesondere die Musikleidenschaft der Eltern wird zum prägenden Motiv des Films.
Doch Akins eigentliche Stärke sind nicht die psychologischen Momente der Geschichte, sondern die vielen Genre-Elemente. Die Codes der Gangster untereinander wirken besonders gelungen inszeniert. Es gibt zudem viele Verweise auf Gangster-Epen wie „Der Pate“ und selbst Hitchcocks „Die Vögel“. Da zeigt sich Akin als Deutschlands fähigster Genre-Regisseur.

Bewertung

„Rheingold“ versteht sich als Rapper-Biografie, politische Parabel über den Umgang mit Flüchtlingen. Es ist auch ein Film über die Grenzen der Integration in Deutschland. Die eigentliche Musik Xatars gerät da manchmal in den Hintergrund. Auch viele Nebenfiguren bleiben mit ihren Geschichten eher blass. Doch die Freude am Genrefilm und der sehr überzeugende Emilio Sakraya als Xatar machen den Film zu einem gelungenen Stück Biografie-Kino.

Rheingold
Biografie, Deutschland 2022
Regie: Fatih Akin
mit u.a. Emilio Sakraya, Mona Pirzad, Karim Günes
138 Minuten

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