Dokumentation über die AfD

Je rechter, desto disziplinierter

06:52 Minuten
Filmstill aus dem Film "Eine deutsche Partei", Andreas Wild trägt ein blaues AfD-Shirt und schwingt lächelnd eine große, deutsche Flagge bei einer Anti-Corona-Demonstration in Erfurt.
Szene aus „Eine Deutsche Partei – Innenansichten der AfD“: Der Berliner AfD-Politiker Andreas Wild im Januar 2021 bei einer Demonstration gegen die Anti-Corona-Maßnahmen in Erfurt. © Spicefilm
Simon Brückner im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 16.02.2022
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Simon Brückner hat die AfD drei Jahre mit der Kamera begleitet. Der Film wird jetzt erstmals auf der Berlinale gezeigt. Er zeigt eine Partei, in der die rechten Kreise besonders gut organisiert sind, die aber auch heterogener ist, als der Filmemacher angenommen hatte.
Von 2019 bis 2021 hat der Filmemacher Simon Brückner die AfD auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene mit der Kamera begleitet. Seine Dokumentation „Eine Deutsche Partei – Innenansichten der AfD“ feiert nun auf der Berlinale Premiere. Die Erlaubnis für die Aufnahmen zu bekommen habe monatelanger Vorarbeit bedurft, berichtet Brückner.

Keine Mitsprache der Partei beim Schnitt

Seine Entscheidung, keine Interviews zu führen, sondern im Sinne einer Langzeitbeobachtung nur zu zeigen, was in Partei und Gremien geschehe, habe dabei geholfen, so der Filmemacher. Viele AfD-Mitglieder seien der Ansicht, dass über ihre Partei nicht objektiv, sondern immer zugespitzt auf einige Reizthemen berichtet werde. Von daher habe die AfD seinem "forschenden Ansatz", der auf ein möglichst differenziertes Gesamtbild abzielte, viel abgewinnen können.
Filmstill aus "Eine deutsche Partei", mehrere AfD-Mitglieder sitzen mit Frank Hansel  (Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus) um einen Tisch und diskutieren miteinander.
Filmische Einblicke ins Innenleben: Der Berliner AfD-Abgeordnete Frank Hansel mit Kollegen auf einer Sitzung des AfD-Landesrats im Dezember 2019.© Spicefilm
Über die Drehbedingungen habe es klare Absprachen gegeben, erklärt Brückner. Er habe zugesagt, kein Material vor der Bundestagswahl zu veröffentlichen. Andererseits habe er eine Mitsprache der Partei beim Filmschnitt von vornherein ausgeschlossen.

500 Stunden Rohmaterial

Entscheidend für den Film sei die Aufnahme von sehr viel Material gewesen. Brückner ging mit 500 Stunden Rohmaterial in den Schnitt. Die geduldige Beobachtung habe sich ausgezahlt, meint er:

Wenn man sehr lange dabei ist, passieren irgendwann Dinge, die nicht geplant sind, und plötzlich entsteht ein dokumentarisches Geschenk, und man kann hinter die Fassade schauen.

Sein Bild von der AfD habe sich durch die Dreharbeiten nicht grundlegend verändert, sagt Brückner. Es sei jedoch vielfältiger geworden. Es habe ihn überrascht, wie heterogen die Partei sei, und wie einzelne Untergruppen durchaus unterschiedliche Ziele verfolgten. Das trage sicherlich auch zum Erfolg der AfD bei unterschiedlichen Wählergruppen bei.

Blick nach rechts

Je weiter man in der Partei nach rechts schaue, "zu den Netzwerken der neuen extremen Rechten", desto disziplinierter gehe es vonstatten, berichtet Brückner. "Das ist vielleicht auch einer der Gründe, warum diese Kreise, trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit, recht einflussreich werden konnten."
(fka)

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