Festival des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin

Klänge der Ekstase und des Übergangs

Robin Ticciati sitzt an der Hafenkante vor aufgewühltem Meer und lacht in den Wind hinein.
Robin Ticciati hinterfragt in seinem viertätigen Festival, wie klassische Musik psychischen Stress beruhigten oder lindern kann. © Benjamin Ealovega
Moderation: Volker Michael · 28.03.2023
Das Festival des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin dreht sich mit „Music and Healing“ um die heilsame Kraft der Musik. Das Konzert präsentiert Werke, die Komponisten über Schockmomente hinweghalfen oder dem Publikum eine helfende Hand ausstrecken.
Natürlich ist Musik keine Arznei. Aber sie kann bei Hörerinnen und Komponisten heilende Kraft entfalten. Am 25. März standen in der Philharmonie Berlin beim Deutschen Symphonie-Orchester vier Werke auf dem Programm, die an markanten Lebensmarken der Komponisten entstanden und einen Übergang von einem dunklen in einen gelösteren Zustand symbolisieren.
Robin Ticciati betonte während des Festivals immer wieder, dass für ihn Heilung nicht bedeute, dass man in den Zustand vor der Krankheit oder der Krise zurückversetzt werde, sondern dass man transformiert werde und einen neuen Zustand erreiche.

Vehementer Abschied von der Kindheit

Am Anfang des Abends steht ein Jugendwerk von Olivier Messiaen. Der französische Komponist war schon im Alter von 23 Jahren offizieller Organist einer wichtigen Pariser Kirche. Spätestens in diesem Moment wollte Messiaen erwachsen sein und seine Kindheit abschließen.
Deshalb errichtete er seiner Jugend ein strahlendes Grab. Genauso nannte er sein erstes großes Orchesterwerk "Le tombeau resplendissant". Viele Klangelemente, die man von späteren Werken Messiaens kennt, tauchen hier bereits auf. So reihen sich fanfarenartige, strahlende Figuren wie in der Minimalmusik häufig aneinander. Messiaens entwickelt meditativ wirkende Melodienlinien, die fast immer eine Tendenz himmelwärts haben.

Trauer-Abschied-Musik

Das Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“ von Alban Berg verarbeitet den Tod einer blutjungen Frau von 19 Jahren. Er und viele Freunde trauerten um die beliebte und freundliche Manon Gropius, die gemeinsame Tochter von Alma Mahler und Walter Gropius, die an Kinderlähmung starb.
Veronika Eberle spielt dieses Stück, das sich am Ende mit der Apotheose einer engelsgleichen Seele beschäftigt.

Aktion vertreibt Lähmung

Im „Poème de l’extase“ von Alexander Skrjabin geht es mit großer Klangmasse um die Ekstase der Tat. Es symbolisiert, dass ein Mensch, der aktiv wird, den Zustand des Hinnehmens, Erduldens und Abwartens verlässt.

Den Traum suchen

Wie ein rätselhafter Traum soll das Werk „Shiny or shy“ klingen, das der tschechische Gegenwartskomponist Ondřej Adámek geschrieben hat. Adámek ließ sich während seines Studiums in Paris stark von der indonesischen Gamelanmusik anregen. Er weist uns musikalisch den erholsamen Weg vom Wachen ins Träumen und wieder zurück.
Aufzeichnung vom 25.03.2023 in der Philharmonie Berlin

Olivier Messiaen
"Le Tombeau resplendissant" für Orchester

Alban Berg
Konzert für Violine und Orchester "Dem Andenken eines Engels"

Ondřej Adámek
"Shiny or shy" für Orchester

Alexander Skrjabin
"Le poème de l’extase"

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