Festgenommen, verprügelt, abgelehnt

Von Dorothea Jung · 01.07.2013
Nach einer Reihe rassistischer Übergriffe auf Asylbewerberheime <papaya:addon addon="d53447f5fcd08d70e2f9158d31e5db71" article="247559" text="beschloss der Deutsche Bundestag vor genau 20 Jahren, das Asylrecht einzuschränken" alternative_text="beschloss der Deutsche Bundestag vor genau 20 Jahren, das Asylrecht einzuschränken" />. Dorothea Jung stellt einen Flüchtling vor, der von diesem Gesetz betroffen ist. Seinen Namen haben wir geändert.
Vor drei Jahren ist Ayman Gabo aus Darfur geflohen. Das ist ein Gebiet im Westen des Sudan, das in den Medien selten ohne die Beifügung "Krisenregion" oder "Katastrophenprovinz" erwähnt wird. Denn in Darfur bekämpfen sich seit Jahren schwarzafrikanische sesshafte Stämme und arabische hellhäutigere Nomaden. Es geht dort um Rassismus und um knappe Ressourcen. Hinzu kommt eine nordsudanesische Regierung, die diese Konflikte für ihre Islamisierungs- und Arabisierungspolitik instrumentalisiert.

Nach Angaben der Vereinten Nationen haben die Kämpfe bislang 300 000 Menschen das Leben gekostet. Mehr als zweieinhalb Millionen verließen ihre Dörfer. Einer von ihnen ist Ayman Gabo. Er flieht zunächst in den Norden des Landes, in die Hauptstadt Khartum.

Ayman Gabo: "Zu meiner Familie habe ich den Kontakt verloren. Vielleicht sind sie ermordet worden. Aber daran will ich nicht denken. Ich lebe von der Hoffnung, sie wiederzusehen. Ich ging jedenfalls nach Khartum. Doch dann hatten 2008 Rebellen die Nachbarstadt Omdurman angegriffen. Und als die Regierung wieder die Kontrolle hatte, hat sie angefangen, alle Leute aus Darfur festzunehmen."
Ayman Gabo ist 26 Jahre alt und klein, fast zierlich. Er trägt Sweatshirt, Jeans und Turnschuhe. Man könnte ihn fast für einen Teenager halten – wäre da nicht dieser müde Blick, mit dem er von seinen Erfahrungen im sudanesischen Gefängnis erzählt. Von Folter und von Schlägen. Er hatte gehofft, in Khartum eine Chance zu finden, etwas zu studieren oder zu lernen – stattdessen landet er zusammengeschlagen im Häftlingskrankenhaus. Bis zu diesem Zeitpunkt, sagt er, war ich unpolitisch. Doch dann habe ich mich einer Oppositionsgruppe angeschlossen.

Ayman Gabo: "Ich arbeitete mit meinen Freunden gegen diese Regierung. Deswegen kann ich nicht zurück in den Sudan. Ich weiß genau, dass sie mich noch am Flughafen festnehmen würden. "

Als Ayman Gabo von einer drohenden Razzia des nordsudanesischen Geheimdienstes erfährt, taucht er unter. Freunde bezahlen einen Fluchthelfer. Das war vor drei Jahren. Seitdem sucht Ayman Gabo einen Ort, an dem er leben kann.

Ayman Gabo: " Ich war in Libyen nicht sicher, in der Türkei auch nicht und sogar in Griechenland nicht. Dort hat mich die Polizei verprügelt. Und ich dachte, Griechenland ist ein europäisches Land, wo ich sicher bin und etwas zu essen habe. Deutschland ist gut. Aber jetzt lebe ich in einem riesigen Lager, und da ist meine Lage wieder unsicher geworden. Denn dort gibt es viele Probleme und Streitigkeiten. Einige gehen mit dem Messer aufeinander los und dergleichen. Dabei brauche ich nur irgendeinen Ort, wo ich in Sicherheit leben kann. "

Ayman Gabos Asylantrag wurde abgelehnt. Er wünscht sich, dass er in zweiter Instanz mehr Erfolg hat. Ayman Gabo hat Angst, abgeschoben zu werden. Wenn nicht in seine Heimat, dann aber vielleicht nach Italien oder eventuell sogar nach Griechenland. Hat er noch Hoffnung?

Ayman Gabo: "Ich hab Hoffnung, aber im Moment bin ich verwirrt, total verwirrt. Ich weiß nicht, was morgen sein wird. Werden sie mich abschieben oder werden sie mir Asyl gewähren? Aber wenn ich eine Chance bekomme, dann will ich etwas lernen. Ich will Deutsch lernen. Ich muss positiv denken. "
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