Performance von Fehler Kuti

Wenn die Polizei zum Singkreis wird

09:41 Minuten
Ein Mann steht mit ausgebreiteten Armen am Mikrofon, hinter ihm steht auf einem Banner: "The History of the Federal Republic of Germany As Told By Fehler Kuti und die Polizei".
Die Performance "The History of the Federal Republic of Germany as told by Fehler Kuti und Die Polizei" konnte 2020 nur online stattfinden. Jetzt ist sie in Berlin auf der Bühne zu sehen. © HAU / Julian Baumann
Julian Warner im Gespräch mit Gesa Ufer · 04.01.2022
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Dass die Polizei nicht unbedingt Freund und Helfer ist, hat der Musiker Fehler Kuti am eigenen Leib erfahren. Diese und andere Erfahrungen bringt der Künstler mit den dazugehörigen Widersprüchen sowie mit viel Musik in Berlin auf die Bühne.
Wie weiter mit der Polizei? Dieser und anderen Fragen geht der Kulturanthropologe und Musiker Julian Warner alias Fehler Kuti in der Konzert-Performance-Aufführung "The History of the Federal Republic of Germany as told by Fehler Kuti und Die Polizei" nach. Erstmals aufgeführt wurde das Stück im Jahr 2020 online bei den Münchner Kammerspielen. Nun wird es am Berliner Hebbel am Ufer vor Publikum gezeigt.

Zwei Erfahrungen

Der Titel der Performance sei eine Behauptung Kutis, die „definitive Geschichte“ der Bundesrepublik zu erzählen, erläutert Warner. Dabei sei klar, dass es eine große Erzählung nicht gebe, sondern verschiedene Perspektiven darauf. Daher könne das Stück als eine „Geste“ verstanden werden, „dass es doch irgendwas gibt, das uns alle verbindet. Nämlich in Fehler Kutis Sinne: die Klassenfrage.“
Eine wichtige Rolle habe bei der Aufführung die Musik, sagt der Künstler, dabei habe er „die halbe Weilheimer Szene rekrutiert“. Die meisten Musiker dieser Szene kämen aus der oberbayerischen Provinz und seien durch die Musik aus ihren Dörfern geflohen, so Warner. „Das möchte ich zelebrieren.“ Denn es gehe dabei auch um den alten Traum – raus aus dem Völkischen, rein in den Pop.

„The History of the Federal Republic of Germany as told by Fehler Kuti und Die Polizei“ wird am 4. und 5. Januar 2022 am Hebbel am Ufer in Berlin gezeigt.

In dem Abend verschränkten sich zwei Erfahrungen von Polizei, erläutert Warner. Zum einen die eigene Erfahrung als Person of Color, Opfer von Racial Profiling zu sein, die auch den Ausgangspunkt der Performance bildet. Die andere Erfahrung sei diejenige einer Person of Color im akademischen Bereich und dort selbst Teil einer Diversifizierung von Institutionen zu sein. Daran knüpfe sich die Frage an, inwiefern es sich dabei schon um eine Art polizeiliche Arbeit handele, sagt der Künstler. 

Kopplung mit dem Polizeiapparat

Letztlich gehe es ihm um die Transformation der Polizei in einen Singkreis, so Warner. Doch möchte er sein Stück nicht als „Polizei-Bashing“ verstanden wissen. Vielmehr gehe es darum, Widersprüche aufzuzeigen. Denn in der aktuellen Zeit werde Kritik an Institutionen normativ, vormals emanzipatorische Ideen würden so zur „Staatslinie“. Das habe sich beispielsweise in der Coronapandemie gezeigt, wo „ein spezifischer Solidaritätsbegriff polizeilich durchgesetzt werden muss“.

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Dies möge zwar politisch richtig sein, so Warner, „aber der Widerspruch besteht, wenn wir die emanzipatorischen Ziele mit einem Polizeiapparat koppeln. Das ist ein Problem, das sich nicht auflösen lässt.“
Die Kunstfigur Fehler Kuti – namentlich angelehnt an den Afrobeat-Schöpfer Fela Kuti – sei dabei selbst „ein Produkt der Polizei“, wie Warner erläutert. „Wenn man zwar in Deutschland geboren ist, aber durch die Formulare fällt, dann ist man ein Fehler.“ Das sei aber gar nicht so schlimm. „Denn ein Fehler zu sein, ist eine besondere Position, die sich nicht vereinnahmen lässt.“
(rzr)

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