Fasten im Kloster

Platz schaffen für das Göttliche in dir

19:59 Minuten
Eine Nonne arbeitet in dem Kohlfeld in einem Klostergarten
Außer Gemüse keine Genüsse: Während der Retraite arbeiten Fastende im Klostergarten mit. © picture alliance / imageBROKER / Thomas Born
Von Susanne von Schenck · 17.03.2019
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Zehn Tage lang nur Brühe, Kräutertee und Fruchtsäfte: Im Kloster Grandchamp bei Neuchâtel in der Schweiz können Gäste das Fasten lernen. Dabei geht es nicht allein ums Abspecken – sondern auch um eine spirituelle Reinigung.
Zürich Hauptbahnhof. Marianne wartet auf den Zug nach Neuchâtel. Sie hat einen Platz im Kloster Grandchamp bekommen – zehn Tage wird sie nun dort fasten: mit Gemüsebrühe, Kräutertee, Fruchtsäften und etwas Honig. Das Rauchen möchte sie auch aufgeben: "Noch eine letzte Zigarette. Ich hab das immer gemacht in Grandchamp zuerst. Dann gehe ich immer an die Areuse, den kleinen Fluss, und rauche ein Zigarette. Und am dritten Tag finde ich das so fürchterlich, dann kann ich diesen Geruch nicht ertragen. Dann höre ich auf."

Statt Kaffee, Fleisch und Alkohol nur noch Luft und Liebe

Eine Woche vor Fastenbeginn soll Marianne die Nahrung reduzieren, nicht rauchen, auf Fleisch, Alkohol und Kaffee verzichten. Zwei Tage vor der Abreise gibt es dann nur noch Obst und Kräutertee. Ein Schwächegefühl stellt sich ein. "Das wird nicht so bleiben", sagt sie. "Das ist morgen, spätestens übermorgen völlig weg. Da gibt es keine Sehnsüchte mehr, nur noch die Freude an der Luft, am Himmel, an der Sonne, an dem schönen See, an den Bewegungen – und kein Gedanke mehr an Essen."
Marianne ist Mitte sechzig, Lehrerin im Ruhstand und fastenerfahren. Sie war bereits häufig in dem Kloster in der französischen Schweiz und hat auch schon mehrfach eine Fastenklinik in Süddeutschland besucht. Aber es ist die Atmosphäre des Klosters, die sie anzieht: "Hier hat es eben diese Qualität des Spirituellen und des stark nach innen gerichtet Seins. Hier ist das Angebot reduziert und der Tag stark strukturiert. Ich fand dieses feste Korsett immer sehr gut."

Besinnung im Schatten alter Kiefern

Vom Bahnhof in Neuchâtel fährt die Tram am See entlang. Eine große Zigarettenfabrik versperrt zwischenzeitlich die Sicht auf das Wasser. Dann kleine Orte, Weinberge und immer wieder der See. In Areuse Littoral steigt Marianne aus und läuft dann noch zehn Minuten zu Fuß zum Kloster.
Grandchamp, das ist eine denkmalgeschützte, 250 Jahre alte Anlage, deren schlichte gelbe Häuser sich um einen offenen Platz gruppieren. In dessen Mitte plätschert ein Brunnen, alte Kiefern spenden Schatten. Hier wird eine Gruppe von über zwanzig Personen nun zusammen die Höhen und Tiefen des Fastens erleben.

Handschriftliches Aufnahmeverfahren

"Wir machen eine Unterscheidung", erklärt Schwester Birgit: "Wer sucht nur den körperlichen Aspekt des Fastens, und wer kommt wirklich her, um mit dem Fasten eine spirituelle, eine geistliche Erfahrung zu verbinden?" Seit Anfang der 1980er Jahre wird diese Retraite, diese Besinnungszeit und innere Einkehr, in dem Kloster in der französischen Schweiz angeboten, erzählt Schwester Birgit. Sie ist Ende vierzig, trägt eine dunkelblaue Strickjacke zum langen hellblauen Schwesterngewand und gleichfarbiger Haube. Während der Fastenzeit betreut sie die Gäste. Der Zulauf ist groß, daher muss jeder vorab seine Motivation in einem handschriftlichen Brief darlegen. Den ganzheitlichen Ansatz, Spirituelles und Medizinisches zu verbinden, gibt es nicht häufig.
Françoise Wilhelmi di Toledo begleitet die Fastentage medizinisch. Die zierliche Frau von Anfang sechzig kam bereits als Studentin nach Grandchamp. Als Ärztin hat sie sich auf Fasten und integrative Medizin speziaisiert. Vor über dreißig Jahren baten die Schwestern sie, ihnen das Fasten näherzubringen.

Abspecken ist nicht alles

"Ich habe diese Frauen immer als halbe Heilige gesehen", sagt Wilhelmi, "und plötzlich musste ich denen erklären, wie man eine Darmreinigung macht oder warum sie Kopfschmerzen haben, und ich sah die menschliche Seite der Kommunität. Aber sehr schnell haben sie verstanden, wie das ging, und im nächsten Jahr haben sie gesagt: Du könntest vielleicht mit den Novizinnen was machen. Jedes Jahr haben sie mich eingeladen, und wir haben immer mehr die Gruppe erweitert für andere Leute."
Dicke und Dünne, Alte und Junge, Ausgebrannte und Ausgeruhte, Kranke und Gesunde, Zielstrebige und Sinnsuchende kommen zu den Fastenkuren. Der zeitweilige Verzicht auf Nahrung ist en vogue und spiegelt sich in einer Vielzahl von Angeboten: Saftfasten, Heilfasten, Rohfasten, Fastenwandern, Fasten mit Suppen oder Früchten. Nicht immer geht es dabei allein ums Abspecken, sondern um die körperliche und seelische Reinigung. Das Fasten hat aber auch eine spirituelle Dimension und taucht in der Bibel immer wieder auf: David, Moses, Elias und Jesus – sie alle zogen sich dafür in die Einsamkeit zurück, zur Bewusstseinserweiterung, um sich auf etwas vorzubereiten oder um Gott zu begegnen.

Zustand der reinen Präsenz

"Wenn du permanent eine mentale Aktivität verfolgst - was passiert zuhause, was passiert mit meiner Katze, meinen Kindern, meinem Mann, meinem Büro – wie willst du da anwesend sein für Gott", fragt Wilhelmi, "für das Göttliche in dir, das heißt in diesem Zustand der vollen Präsenz, wo du nur bist und nicht mehr haben willst, machen willst, denkst. Das ist die Voraussetzung des Gebets oder das Gebet selber."
Im Laufe des Nachmittags trudeln die Teilnehmer ein. Die meisten reisen aus der französischen Schweiz und aus Frankreich an – denn während der Retraite wird nur französisch gesprochen. Achtzehn Frauen zwischen vierzig und siebzig Jahren sowie drei Männer sind gekommen. Einer von ihnen ist Henri. Grandchamp entdeckte er vor zwanzig Jahren. Dieses Mal ist er mit seiner Frau angereist.

Fasten als Paar: das Wenige teilen

"Wenn man allein kommt, dann ist man ganz mit sich", sagt Henri. "Gehe ich in mein Zimmer, bin nur ich dort mit meinen eigenen Gedanken. Alles, was ich entscheide, ist mein Persönliches. Ich glaube, es ist gut, wenn man allein fastet. Aber auch als Paar ist es wunderbar, jedoch ganz anders. Man teilt das Zimmer, man lässt gemeinsam den Tag Revue passieren, macht Pläne auch für sich als Paar."
Am ersten Abend trifft sich die Gruppe nach der Andacht in der Küche. Dort stehen ein großer Obstteller und eine Schale mit warmem Apfelmus – es ist die letzte feste Nahrung für die nächste Zeit. Fortan gibt es nur noch Kräutertee, Bouillon und Fruchtsaft. Tasse und Teller balancierend nehmen alle in den großen angrenzenden Raum Platz.

Versagensängste bei den Teilnehmern

Schwester Birgit und Françoise Wilhelmi erklären das Programm. Jedem Neuling wird ein Mentor zur Seite gestellt. Das erleichtert Anfängern wie Véronique aus dem Wallis den Einstieg. "Ich habe große Angst, dass ich das nicht ertrage", bekennt sie, "dass ich mich da in eine schwer auszuhaltende Geschichte reinbegeben habe: großen Hunger zu haben, mich zu ängstigen, vom Gedanken ans Essen beherrscht zu werden. Ich esse wahnsinnig gern. Ich stelle auch fest, wie abhängig ich von manchen Sachen bin."
Die Tage während der Retraite laufen meistens nach dem gleichen Schema ab. Nach der Morgenandacht und dem Frühstückstee bietet Anne aus München erst einen Yoga-, dann einen Pilateskurs an. Sanftes Strecken, behutsames Atmen – für sportliche Menschen geht es recht langsam zu. Im Anschluss erläutert Françoise Wilhelmi die medizinische Seite des Fastens. Mittags wird eine klare Bouillon mit ein paar Petersilienblättchen aus der Schwesternküche gebracht. Alle löffeln schweigend die klare, wasserähnliche Suppe.
"Ich mag dieses Mittagessen – wenn man es denn so nennen kann", lächelt Véronique, "gerade wegen der Stille. Ich komme mir vor wie auf einer Alm mit lauter Schafen, die Glocken um den Hals haben. Die bimmeln die ganze Zeit so wie hier die Löffel klappern."

Ruhestunde mit Leberwickel

Die Löffel klappern noch, da läutet schon die Glocke und ruft zum Mittagsgebet in die Kapelle. Dann eine Ruhestunde mit Leberwickel: Ein warmes Tuch und darüber eine Wärmflasche werden auf die Leber gelegt. Denn sie ist eines der wichtigsten Entgiftungsorgane und wird mit Hilfe des Wickels stärker durchblutet. Schließlich Freizeit bis 17 Uhr. Ein Videovortrag zu Bibelthemen rundet den Nachmittag ab, und um halb Sechs geht es schon zu nächsten Andacht. Vor dem letzten Nachtgebet in der Kapelle wird ein Fruchtsaft gereicht, und die Gruppe lässt in der sogenannten "Partage", der Anteilnahme, die Erfahrungen des Tages Revue passieren.
"Ich finde diese Gruppe sehr hilfreich und umhüllend", sagt Agnes. "Die meisten offenbaren sich während der abendlichen Partage, das überrascht mich, denn es ist nicht einfach. Aber es ist eine persönliche Bereicherung." Jeder berichtet von seinem Befinden und auch von physischen und psychischen Schwierigkeiten.
Wiegen, Blutdruck und Taillenumfang messen und alles in eine Tabelle eintragen – das gehört zum Morgen- und Abendritual der Fastenretraite. Plötzlich schenkt jeder seinem Körper viel Aufmerksamkeit, spricht von Abführmitteln und über das auf den ersten Blick peinliche Thema der Einläufe. Dabei wird zur Darmreinigung mit einem Schlauch lauwarmes Wasser durch den After in den Darm eingeführt. Jeder macht das für sich, und wovor es Unerfahrenen anfangs graut, entpuppt sich als unproblematische und harmlose Prozedur, die nicht länger als zehn Minuten dauert.

Einläufe entschleunigen

"Der Verdauungstrakt ist stillgelegt, man reinigt ihn und lässt ihn in Ruhe", erklärt Fastenärztin Wilhelmi: "Es entschleunigt die Person. Man hat eine gute Energie, aber es ist nicht die Energie des Machens, es ist mehr die Energie des Seins, des Staunens, man kann alles tun, auch Spaziergänge, im See schwimmen, aber alles mit einem gewissen ruhigeren Tempo, verinnerlichter."
Viermal täglich laden die Schwestern zum Gebet in ihre Kapelle, die Arche, ein. Eine Holztreppe führt hinauf in einen großen hohen Raum mit Dachschrägen, der an eine Scheune erinnert. Früher wurden dort Baumwolltücher getrocknet, wurden, heute wird gebetet.

Viermal am Tag zum Gebet

"Hier versammeln wir uns also viermal am Tag zum gemeinsamen Gebet", sagt Birgit. "Wir haben den Raum schlicht eingerichtet. Die Glasfenster, die das Licht einlassen und gleichzeitig auch Farbe und Schönheit rein bringen, aber trotzdem sehr dezent gehalten sind, um wirklich eine Begegnung im Gebet, im Rückzug, in der Innerlichkeit mit Gott zu ermöglichen, eben möglichst wenig Ablenkung."
Die Balken und Wände sind dunkel gestrichen, durch die schmalen, farbigen Fenster dringt das Abendlicht. In einer Ecke hängt ein Kreuz, ein schreiender Jesus, schockierend in seinem Realismus. Auf dem niedrigen Holzaltar stehen Kerzen, und die Wände zieren einige Ikonenbilder.

Fasten nicht ohne Krisen

Ungefähr zwanzig Schwestern in ihrer blauen Tracht knien während der Andachten auf Schemelchen oder sitzen auf Bänken. Eine halbe Stunde lang singen sie Psalmen und Lobgesänge und sprechen Gebete. Die Fastentage verlaufen nicht ohne Krisen. Einige haben Hunger und Kopfschmerzen, andere fühlen sich psychisch instabil, manche bekommen einen Gruppenkoller. Martine überlegt, ob sie nach Paris zurückfahren soll.
"Gestern ging es sehr gut", sagt sie, "da hatte ich gar keine Probleme. Aber heute frage ich mich, was ich hier mache. Physisch geht es mir zwar gut, ich habe keinen Hunger, aber mental betrachtet denke ich, dass ich bei mir zuhause besser aufgehoben wäre. Ich könnte ja da eine Diät machen und ein paar Kilo abspecken. Da ist es komfortabler, und alles ist mir vertraut. Ich bin halt niedergeschlagen, aber ich denke, das geht vorüber."

Ökumenisch, offen und kontemplativ

Die Kommunität von Grandchamp entstand in den dreißiger Jahren. Einige Frauen aus der reformierten Kirche in der französischen Schweiz suchten einen Ort für geistliche Retraiten. 1952 entschieden sich die ersten Schwestern für ein Engagement auf Lebenszeit im Geist der Ökumene. Sie sind monastisch ausgerichtet, pflegen das Gebet und die Gemeinschaft und leben nach der Regel von Taizé.
"Wir sind ökumenisch ganz offen", erklärt Birgit, "wir fragen keine Gäste, die kommen, welches Gesangbuch sie zuhause im Schrank haben. Als evangelische Gemeinschaft können wir auch ganz offen zur Teilnahme an der Eucharistie einladen und überlassen es unsern Gästen, ob sie unserer Einladung folgen oder nicht, wenn die Gäste aus der orthodoxen Kirche kommen. Wir haben auch Gäste, die keine Christen sind, die Juden sind, die dem Islam angehören. Wir empfangen alle."

Die Schwestern sind diskret

Schwester Birgit stammt aus Süddeutschland, studierte Theologie und trat dann in die Kommunität von Grandchamp ein. Dort leben zur Zeit 38 Schwestern, zehn weitere auf dem Sonnenhof bei Basel und im Ausland. Die Alterspanne reicht von Ende zwanzig bis Anfang neunzig. Klösterlich zusammenleben in Armut, Keuschheit und Gehorsam – dazu verpflichten sie sich durch ein Gelübde.
Die Schwestern sind diskret und wirken auf den ersten Blick verschlossen. Sie huschen meist schweigend über den Platz am Brunnen vorbei, zum Essen, in ihre Zimmer, die Bibliothek oder zum Gebet. Manche nicken grüßend, wenn sie vorübergehen. Aber man spürt: Sie möchten nicht gestört werden. Denn die Kommunität von Grandchamp ist ein kontemplativer Orden.

Keine Urlaubsgäste

"Es war immer die Frage: Wie können wir die Gäste in unsere Stille mit hineinnehmen, so dass trotzdem die Qualität der Stille gewahrt bleibt", erläutert Birgit. "Das macht auch unseren Empfang aus: Die Gäste, die hierherkommen, die suchen auch das. Wir nehmen keine Urlaubsgäste auf, die ohnehin da sind, sondern Gäste, die unseren Rahmen und die Stille suchen."
Dass die Retraite in Grandchamp im Sommer und nicht während der kühlen Jahreszeit stattfindet, ist sehr angenehm. Laufen, Radfahren oder Baden lenken vom Gedanken an Essen ab. Der Anblick der sonnenbeschienenen Landschaft, der Blumen, Bäume und Kornfelder ist wohltuend. Gleich hinter den Klostergebäuden rauscht der Fluss Areuse.
An seinem Ufer geht ein kleiner Weg bis zum See von Neuchâtel hinunter. Eine knappe halbe Stunde dauert es bis zur Badestelle, die Marianne täglich besucht: "Der Blick auf Neuchâtel ist ganz herrlich, ohnehin die Blicke hier rund um den See mit den Bergen, die sich angliedern, es ist ein wunderschönes Panorama, in dem wir immer schwimmen dürfen."

Fasten als Reise zum Ich

Die Tage vergehen: mit Schwimmen und Laufen, Beten und Schweigen, mit Vorträgen und Gruppengesprächen, mit Höhen und Tiefen. Das Hungergefühl weicht, Leichtigkeit stellt sich ein, das Gefühl, dass der Körper gereinigt ist. Zur Halbzeit wird der Rhythmus unterbrochen – mit einer kleinen Wanderung in die Berge – ein erster Ausflug aus dem Schutz der Klostermauern hinaus in die Welt. Das Fasten ist auch ein sich auf den Weg Machen.
"Fasten ist eine Reise in das eigene Innere", bemerkt Françoise, eine Teilnehmerin aus Annecy. "Ich konnte mir nicht vorstellen, was das Leben ohne Essen bedeutet. Das schien mir ein Ding der Unmöglichkeit, bevor ich hierher kam. Während des Fastens tauchen wir in verschiedene Identitäten ein: Ich entdecke meine starken Seiten aber auch meine Grenzen. Ich suche nach meiner wirklichen Identität. Durch das Fasten betrachte ich die großen Abschnitte meines Lebens, die mich transformiert haben, und kann sie zu einem zusammenfügen."

Halbwertszeit der guten Vorsätze

Am achten Tag wird das Fasten gebrochen. In der Küche stehen ein Topf mit Apfelkompott und rohe Äpfel. Dazu eine Mandel und zwei Haselnüsse. In den nächsten Tagen werden die Reserven des Körpers langsam wieder aufgefüllt. Gut kauen, kleine einfache Mahlzeiten mit qualitätsvollen Zutaten einnehmen und langsam wieder in den Alltag zurückkehren.
Die Gesichter haben sich in den zehn Tagen verändert: Sie sind offener, wacher, klarer geworden. Am letzten Abend zieht jeder in der "Partage" sein Resümé der Fastenretraite – alle sind positiv gestimmt, danken der Gruppe, durch die sie sich in schwierigen Momenten getragen fühlten. Zur Abschiedszeremonie gehen alle schweigend aneinander vorbei und blicken sich in die Augen.
Am letzten Tag gibt es ein Festmahl: Hirse, Gemüse, Salat, Obst. Drei Teilnehmerinnen haben die Tische festlich gedeckt, und für jeden eine Tischkarte mit einem Bibelzitat geschrieben. Nach dem Mittagessen brechen alle auf – viele, wie auch Henri – mit guten Vorsätzen.
"In den zwei Monaten nach der Fastenerfahrung geht es mir ausgezeichnet", sagt Henri. "Ohne Kaffee et cetera. Dann trinke ich doch wieder ein bisschen. Beim Gewicht ist es ähnlich. Beim Fasten verliere ich fünf Kilo, die ich aber im Lauf des Jahres wieder zunehme. Seit fünfzehn Jahren habe ich das gleiche Gewicht. Das ist doch nicht schlecht. Wo wäre ich ohne das Fasten?"
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