Fantrikots im Fußball

Kleider machen Leute

02:43 Minuten
Marco Thiede (Karlsruhe und Robin Bormuth (Karlsruhe) heben ein Trikot von Sebastian Jung (Karlsruhe) hoch.
Viele bunte Trikots: Jubeltraube nach dem Tor von Marvin Wanitzek (Karlsruhe) zum 1:2 gegen Schalke. © imago / Noah Wedel
Von Heinz Schindler · 03.10.2021
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Fussballfans haben es nicht leicht. Zur Sorge um den sportlichen Erfolg des Lieblingsvereins kommt der Druck, die Mannschaft in den jeweils aktuellsten Trikots anzufeuern zu wollen. Das kann ins Geld gehen, weiß Heinz Schindler.
Fußballklubs sorgen dafür, dass man oder frau stets auf dem aktuellen modischen Stand der Saison ist. Wenn es sein muss, auch fernab von der traditionellen Vereinsfarbenlehre und weit entfernt von jeglicher Ästhetik. Da spielt St. Pauli dann in Grau, Karlsruhe in Gelb-Rot oder die königsblauen Schalker in Weinrot. Letzte Saison übrigens in Mintgrün.
Besitz schlägt Geschmack, und das zu Preisen zwischen hundert und hundertfünfzig Euro je Trikot. Das BVB-Trikot für die Champions League sorgte dafür, dass manche Beobachter von einer Trikotinflation sprachen. Die aber ist schon seit längerem Teil des Geschäfts.

Ein spezielles Trikot zum Oktoberfest

Vielleicht war es ja nur ein geschickter Schachzug des Sportartikelherstellers mit dem Raubtier, ein BVB-Trikot ohne erkennbares Wappen zu kreieren. Ein Beitrag zum Ende dieser heuchlerischen Wappenküsserei im Profifußball?
Ein frommer Wunsch von einem, der aus einer Zeit kommt, in der Fähnchen und T-Shirt sowie der selbst gestrickte Schal noch genügten, um Verbindung zu seinem Verein zu bekunden.
Heutzutage braucht es angeblich, weil Marketing ja darin besteht, Leuten etwas aufzuschwatzen, das diese in der Regel nicht brauchen, ein Heim-, ein Auswärts-, ein Ausweich- und gelegentlich noch ein Sondertrikot. Vielleicht auch zwei und das jede Saison aufs Neue.
Und da sind sie alle gleich, die Väter der Klamotten. Mütter gibt es natürlich auch. Also diejenigen, die diese Trikots entwerfen und diejenigen, die das in den Vereinen abnicken.
Der FC Bayern spielt im Oktoberfesttrikot, obwohl es kein Oktoberfest gibt dieses Jahr. Mit Karneval funktioniert es in Köln und Mainz ähnlich gut und Ajax Amsterdam brachte ein zuvor seitens der UEFA nicht genehmigtes Trikot dennoch auf den Markt. Angeblich ein Renner im Fanshop. Für schlappe 110 Euro. Und zu jedem Gruppenspiel der Champions League kann man den entsprechenden Spielschal erwerben. Macht dreimal 20 Euro. Wie wär's?

Die Vielfalt macht's

Die vornehmliche Rolle des Fußballfans ist eben die des Konsumenten, das hat die Pandemie noch einmal deutlicher gemacht. Wer aber nun das inzwischen korrigierte Dortmunder Champions League-Dress als Aufhänger nimmt, um sich aufzuregen: Guten Morgen!
Denn die Trikotgeschichte des BVB zählt für die Nuller Jahre allein 33 verschiedene Trikots auf. Darunter ein knallrotes, so genanntes Ausweichtrikot. Andere Vereine stehen da nicht zurück, in der Regel fernab von ihren traditionellen Farben.
Doch die hartgesottenen Fans kaufen so gut wie alles. Das Weihnachtsgeschäft wird den Beweis dafür liefern. Und wer meint, diese Käufer hätten nicht alle Tassen im Schrank: Da kann geholfen werden. In jedem gut bestückten Fanshop.
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