"Fantastische Frauen" in Frankfurt

Surrealistinnen und ihr Ringen um Anerkennung

07:53 Minuten
Frida Kahlos "Selbstbildnis mit Dornenhalsband".
Auch Werke von Frida Kahlo finden sich in der Ausstellung "Fantastische Frauen" in der Frankfurter Schirn. © Banco de México Diego Rivera Frida Kahlo Museums Trust/VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Ingrid Pfeiffer im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 12.02.2020
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Die Ausstellung "Fantastische Frauen" nimmt surrealistische Künstlerinnen in den Blick. Es war ein weiter Weg, bis sich die Frauen von ihren Kollegen emanzipiert hätten, sagt Kuratorin Ingrid Pfeiffer. Dafür seien ihre Werke erstaunlich aktuell.
260 Werke sind in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt am Main zu sehen - Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, aber auch Performance, Film und Fotografie. "Fantastische Frauen" präsentiert Künstlerinnen des Surrealismus von Meret Oppenheim bis Frida Kahlo.
Als André Breton 1924 sein berühmtes "Manifest des Surrealismus" verfasste, hätten Frauen noch eine sehr geringe Rolle in der surrealistischen Bewegung gespielt, berichtet Kuratorin Ingrid Pfeiffer: "Es war eine Gruppe von Literaten - alles Männer."

Sie wollten ihr Leben selber in die Hand nehmen

Bildende Kunst habe erst ab 1930 einen größeren Raum eingenommen, so Pfeiffer: "Als Leute wie Salvador Dalí oder Magritte dazustießen." Ab da kamen auch Frauen zu der Gruppe, zum Beispiel Lee Miller oder Leonora Carrington, Künstlerinnen mit professioneller Ausbildung: "Trotzdem waren sie natürlich oft in dieser Rolle erst mal zuzuhören, dabei zu sein", sagt die Kuratorin.
"Die Künstlerinnen waren damit konfrontiert, sich vom Objekt surrealistischer Kunst zum Subjekt zu entwickeln. Sie wollten selber aktiv ihr Leben in die Hand nehmen und mussten sich natürlich mit diesen Körperbildern auseinandersetzen", erzählt die 53-Jährige.

Immer noch aktuell

Oft passierte das auf ironische Art. Leonor Fini malte nackte, schlafende Männer über denen starke bekleidete Frauen thronen. "Sie dreht sozusagen die Rollen um und rebelliert dadurch gegen diese gängigen Klischees."
Die Surrealistinnen seien eminent politisch gewesen, bekräftigt Pfeiffer. Dora Maar habe Manifeste gegen Faschismus und Stalinismus unterschrieben, Leonora Carrington habe sich für Feminismus engagiert, gegen die Zerstörung der Natur und für indigene Völker. Eurozentrismus, das patriarchalische System und Kriegstreiberei seien kritisiert worden: "Im Großen und Ganzen war ich selber überrascht, wie aktuell die Surrealistinnen noch sind", sagt Kuratorin Ingrid Pfeiffer.
(beb)

"Fantastische Frauen. Surreale Welten von Meret Oppenheim bis Frida Kahlo"
Kunsthalle Schirn
bis 24. Mai 2020

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