Fakten frisieren

Kleine Geschichte der Fake News

Das Wort "postfaktisch" steht am 08.12.2016 in Wiesbaden (Hessen) eingekreist auf dem Papier eines Flipcharts während einer Sitzung der Gesellschaft für deutsche Sprache zum "Wort des Jahres". Postfaktisch ist das "Wort des Jahres" und wird alljährlich von der Gesellschaft für deutsche Sprache bestimmt. Mit dem "Wort des Jahres" wird der Begriff gekürt, der nach Ansicht der Experten die öffentliche Diskussion in den vergangenen Monaten am meisten bestimmte.
Das Wort "postfaktisch" hat eine große Karriere hingelegt © picture alliance / dpa / Susann Prautsch
Von Paul Stänner · 28.06.2017
Postfaktisch ist zum Modewort geworden. Das dahinter steckende Phänomen aber ist nicht neu. Für Politiker ist der Umgang mit der Wahrheit oft eine Gratwanderung. Und auch der gezielte Einsatz von Unwahrheiten hat durchaus Tradition.
Als Konrad Adenauer in einem Fernsehinterview gefragt wurde, ob er sich als Politiker nie eine Lüge geleistet habe, antwortete er: nein, das habe er nicht. Auch keine Notlüge? Die Nachfrage beantwortete Adenauer listig mit der Bemerkung: Als Politiker sei man ja immer in Not, deshalb müsse man auch immer lügen.

Die Wahrheit als Gratwanderung

Der Umgang mit der Wahrheit ist für Politiker oft eine Gratwanderung. Die Wahrheit bewusst zu ignorieren und mit gezielten Unwahrheiten Politik zu machen: Das allerdings erscheint uns als neues Phänomen in Zeiten des Populismus. Doch neu sind höchstens die technischen Verbreitungsmöglichkeiten, nicht der gezielte Einsatz von Unwahrheiten, um politische Ziele zu erreichen.

Kriege auf der Grundlage von Lügen

Die Nazi-Propaganda lebte von der Lüge, der SED-Propagandist Karl-Eduard von Schnitzler war ein Meister der Verdrehung, Kriege wurden oftmals auf der Grundlage von Lügen entfesselt - vom Zweiten Weltkrieg bis zum US-amerikanischen Irakkrieg. Vor allem für autoritäre und gewaltbereite Herrscher ist die Verführung, mit Lügen Politik zu machen, groß.
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