Faire Chance

Von Julio Segador · 21.07.2011
Brasilien ist der weltweit größte Kaffee-Produzent: 25 Prozent der gesamten Kaffeeproduktion stammen aus dem südamerikanischen Land. Doch die Margen, die sich mit konventionellem Kaffee erzielen lassen, sind schlecht. Daher stellen immer mehr Kaffebauern auf "Fair Trade"-Kaffee um.
Bei der Familie Bassetto werden die Kaffeebohnen noch auf traditionelle Art geröstet. In Brasilien inzwischen eine Seltenheit. Kaum ein Kaffeeerzeuger veredelt noch die kleinen hellen Bohnen, meistens werden sie ungeröstet exportiert. Luiz Carlos Basetto röstet für den Eigengebrauch.

Auch sonst ist Luiz Carlos Basetto nicht gerade das, was man einen konventionellen Kaffeebauern nennen könnte. Der kleine Mann ist vor vier Jahren umgestiegen und produziert seitdem sogenannten Fair Trade Kaffee, also fairen Kaffee, an dessen Erzeugung hohe soziale, wirtschaftliche und kulturelle Maßstäbe angelegt werden. Und nicht zuletzt müssen auch spezielle Umweltauflagen erfüllt werden. Kein einfacher Weg in Brasilien, sagt Luiz Carlos Basetto.

"Am Anfang war es für uns reine Phantasie. Und viele haben uns als Verrückte und Träumer verspottet. Und es hat ziemlich lange gedauert. Aber seit vier Jahren gehen wir diesen Weg und jetzt haben wir die erste Ernte verkaufen können. Davor war es aber ziemlich hart, wir mussten uns viel anhören und ich stand kurz davor, aufzugeben, aber dann hat es doch geklappt. Und heute sind wir sehr glücklich über die Beteiligung am Fair Trade Handel. Klar es könnte noch besser sein, - aber wir hoffen, dass es noch besser wird."

Brasilien ist der weltweit größte Kaffeeexporteur. Jeder vierte Kaffeebaum auf dem Globus wird in dem südamerikanischen Land angepflanzt. Zu Recht wird das Land als Gigant des Kaffeemarktes bezeichnet. Die meisten Bäume und Sträucher stehen in den Bundesstaaten Paraná, Sao Paolo, Minas Gerais und Espírito Santo. Hauptanbausorten sind Arabica und Robusta. Für den Fair Trade Kaffee ist der Markt noch überschaubar, aber er wird täglich größer. Vor allem in den USA ist die Nachfrage groß. Die Kaffeekette Starbucks will mittelfristig von konventionell hergestellten Kaffee auf Fair Trade Kaffee umstellen. Für viele Kaffeeproduzenten in Brasilien ist das die Chance, einen wirtschaftlich interessanteren Weg zu gehen. Denn obwohl die Kaffeepreise derzeit steil nach oben gehen, profitieren die einfachen Kaffeeproduzenten nicht davon, sagt Luiz Carlos Basetto.

"Die Preise, die der Markt derzeit für konventionellen Kaffee bezahlt, sind sehr schlecht. Da bekommen die Produzenten gerade mal ihre Investitionen raus, oder manchmal sogar nicht einmal das. Die Produktionskosten liegen oft höher als der Erlös pro Sack Kaffee. Wenn wir aber mit Fair Trade Kaffee 580 Reais, umgerechnet 350 US-Dollar pro Sack erlösen, haben wir damit unser Produkt um fast 100 Prozent wertvoller gemacht."

Und noch etwas drückt beim Anbau des konventionell hergestellten Kaffee auf den Preis und aufs Portemonnaie der Bauern. Die Ernte. Denn die fällt von Jahr zu Jahr unterschiedlich aus. Luiz Carlos Basetto hat inzwischen einige seiner Nachbarn überzeugt, dass sein Weg der Richtige ist. 32 Kaffeebauern aus der Region haben sich mittlerweile zu einer Produzentenvereinigung zusammengeschlossen. Das Ziel: Den Fair Trade Kaffee noch besser zu vermarkten, damit mehr Produzenten von den Vorteilen profitieren.
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