Fahrrad contra Auto

Keine Verkehrswende ohne neue Radwege

07:22 Minuten
Ein Mädchen fährt auf einem neu gebauten Radweg entlang der Bundesstraße 167 nahe Lebus im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg (gestellte Aufnahme).
Dieser Radweg ist schon fertig: Soll die Verkehrswende gelingen, brauchen wir noch deutlich mehr davon. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Patrick Pleul
Christian Engelhardt im Gespräch mit Nicole Dittmer |
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Radfahren ist gesund, umweltfreundlich und liegt im Trend: Fünf Millionen Fahrräder und E-Bikes wurden 2020 in Deutschland verkauft. Doch damit die Menschen das Auto noch öfter stehen lassen, müssen die Radwege ausgebaut werden. Und das kann dauern.
Der Fahrrad- und E-Bike-Markt boomt. Insgesamt wurden 2020 rund fünf Millionen Fahrräder und E-Bikes verkauft, der Umsatz legte um knapp 61 Prozent zu.
Gerade die Coronapandemie hat dafür gesorgt, dass Bürgerinnen und Bürger auf das Fahrrad beziehungsweise E-Bike umsteigen. Und auch das nötige Kleingeld scheint vorhanden, da es nicht für den Urlaub ausgegeben wurde.
"Der Durchschnittspreis bei normalen, nicht elektrisch angetriebenen Fahrrädern beträgt circa 630 Euro brutto. Der Durchschnittspreis bei E-Bikes 2.975 Euro brutto", berichtet Thomas Kunz, Geschäftsführer des Verbands des Deutschen Zweiradhandels.

Wie Radfahrer gut vorankommen

Verkehrsplanung zielte in den letzten Jahrzehnten darauf ab, dass Autos gut und schnell vorankommen. Um das zu ändern, fördert das Bundesverkehrsministerium an sieben Hochschulen Radverkehrsprofessuren, für fünf Jahre mit 8,3 Millionen Euro.
"Die E-Bike-Revolution kann Nachhaltigkeit bringen, die kann große Wirkung erzielen. Auch als öffentliches Angebot. Aber da stehen wir noch am Anfang", sagt Basil Kerski, deutsch-polnischer Kulturmanager und Journalist.
Die Verkehrswende stockt. Und das, obwohl die Politik noch nie so viel Geld in die Hand genommen hat wie jetzt. Kommunen können über die Bundesländer 660 Millionen Euro Fördermittel beantragen. Wo hakt es?

Infrastruktur für die Verkehrswende

Ohne eine fahrradfreundliche Infrastruktur kann die Verkehrswende nicht gelingen. Christian Engelhardt, Landrat im Kreis Bergstraße in Südhessen, hat vor rund zwei Jahren die Entwicklung eines Radverkehrskonzepts angestoßen. 130 Kilometer Radwege sollen ausgebaut, 67 Kilometer neu geschaffen werden, berichtet er.
Bei der Planung seien von Anfang an die Bürgerinnen und Bürger miteinbezogen worden, über einen "digitalen Marktplatz" habe es mehr als tausend Rückmeldungen gegeben. "Die Bürger nutzen die Wege", unterstreicht Engelhardt. "Sie können am ehesten sagen, wo tatsächlich etwas fehlt."

Das Auto bleibt - des Wetters wegen

Noch keiner der vollkommen neu geplanten Radwege wurde allerdings bisher gebaut. "Das dauert leider ein bisschen bei uns. Da ist Deutschland schon bürokratisch, weil gründlich gearbeitet wird." Manches werde aber jetzt schnell gehen, etwa Verkehrslenkungsmaßnahmen wie neue Schilder und neue Markierungen.
Auch wenn E-Bikes das Radfahren in hügeligen Regionen wie dem Odenwald jetzt attraktiver machen: Das Rad werde das Auto nicht komplett ersetzen, sagt Landrat Engelhardt. Dazu sei es als Verkehrsmittel zu wetterabhängig.
(jfr/B.T.)
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