Ex-König Juan Carlos I. im Exil

Ein kompromittiertes Haus

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Juan Carlos I. winkt den Anwesenden zu.
¡Adiós España! - Juan Carlos I. hat seine Heimat verlassen, während gegen ihn Korruptionsermittlungen laufen. © imago / Mario Ruiz
Leonhard Horowski im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 04.08.2020
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Juan Carlos I., Ex-König von Spanien, hat in einer Nacht-und-Nebel-Aktion seine Heimat verlassen. Gegen ihn wird wegen mutmaßlicher Geldwäsche ermittelt. Der Historiker Leonhard Horowski hält es nicht für ausgeschlossen, dass die spanische Monarchie untergeht.
Der ehemalige spanische König Juan Carlos I. hat seine Heimat verlassen und soll in die Dominikanische Republik geflüchtet sein. Gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren wegen mutmaßlicher Geldwäsche und Korruption.
Juan Carlos galt einst als Retter der spanischen Demokratie, nachdem er 1981 als junger Monarch einen Staatsstreich von Alt-Franquisten vereitelte. Im Laufe seiner langen Herrschaft geriet er aber wegen zahlreicher Skandale ins Zwielicht - aktuell geht es um mutmaßliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Schnellbahnstrecke in Saudi-Arabien durch ein spanisches Konsortium.

Ein Versuch, die Monarchie zu retten

Zwar seien schon früher Monarchen ins Exil gegangen, sagt der Historiker Leonhard Horowski, wenn sie beispielsweise von anderen Herrschern oder durch eine Revolution vertrieben worden seien. Dass allerdings ein (Ex-)König flüchte, obwohl in seinem Land die Monarchie in Form der eigenen Dynastie weiterexistiere, sei schon sehr ungewöhnlich.
Es sei aber schwierig zu beurteilen, wie angeschlagen die Monarchie in Spanien nun sei. Denn die Monarchie als Institution könne ein Ansehen - auch unabhängig von handelnden Personen - haben:
"Die Institution besteht aus einer Familie. Das ist eigentlich für sich genommen schon eine seltsame Konstruktion. Aber das hat natürlich auch den Vorteil, dass man theoretisch ihren Ruf durch das Auswechseln von Personen verbessern kann."
Unter solchen Aspekten müsse man auch die Abdankung Juan Carlos I. im Jahr 2014 betrachten.

"Diese Abdankung war damals schon der Versuch, die Monarchie zu retten, indem man sich von dem konkreten Monarchen, der nicht mehr akzeptiert wurde, löst."

Spielball möglicher politischer Deals

Neben den Fragen persönlicher Popularität gehe es um die Frage wie populär die Idee der Monarchie heute noch sei.
"In ihrer Abstraktion kann man die Idee mögen. Wenn man aber weiß, dass das einzige verfügbare Herrscherhaus in Spanien, dass da alle konkreten Personen, die in Frage kämen, kompromittiert sind, dann reicht die abstrakte Sympathie für so eine Idee wie Monarchie auch nicht mehr."
Fragen wie Beibehaltung oder Abschaffung der Monarchie könnten parteipolitisch instrumentalisiert würden. Im aus verschiedenen Gründen politisch zerrissenen Spanien stehe die Monarchie in Gefahr, als Kollateralschaden geopfert zu werden.
(rja)
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