Ewige Stadt, brüchige Welten
Das Kolosseum steht noch, im Vatikan hält der Papst Audienz und tagtäglich fließt viel Wasser den Tiber hinunter. Allen politischen Umbrüchen zum Trotz scheint die ewige Stadt ihren ewigen behäbigen Rhythmus zu bewahren. Seit April 2008 regiert der postfaschistische Bürgermeister Giovanni Alemanno, und Ministerpräsident Berlusconi gibt dem Regierungssitz mit Notverordnungen einen martialischen Anstrich. Oder war Rom schon immer ein Hort der Opportunisten, dem Zeitgeist verhaftet?
Luigi Malerba, im Mai 2008 verstorben, nahm in seinem Renaissanceroman "Die nackten Masken" (1995) das päpstliche Rom auf die Schippe und ging den Zusammenhängen zwischen Macht und Korruption nach. In "Römische Gespenster" (2007) rechnete er mit der pseudokritischen linksliberalen Bourgeoisie der Jahrtausendwende ab. Schon 1929 hatte Alberto Moravia in "Die Gleichgültigen" das Phlegma einer großbürgerlichen Familie geschildert und als Voraussetzung für totalitäre Strukturen gedeutet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte Aufbruchsstimmung. Viele Schriftsteller waren politisch involviert; Alberto Moravia, Elsa Morante, Federico Fellini und Pier Paolo Pasolini trafen sich täglich zum Essen, stritten und arbeiteten miteinander. Heute hat Rom mit dem Literaturhaus Casa della Letteratura und dem internationalen Literaturfestival Massenzio neue Orte des intellektuellen Austauschs geschaffen. Ein Großteil der italienischen Gegenwartsliteratur entsteht hier: Dacia Maraini, Marco Lodoli, Domenico Starnone und Ugo Riccarelli sind in Rom zu Hause, die Zeitschrift "Micromega" ist eine der letzten Bastionen der Opposition, und es gibt mehr kleine unabhängige Verlage als in Mailand.
Manuskript zur Sendung als PDF-Dokument oder im barrierefreien Textformat
Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte Aufbruchsstimmung. Viele Schriftsteller waren politisch involviert; Alberto Moravia, Elsa Morante, Federico Fellini und Pier Paolo Pasolini trafen sich täglich zum Essen, stritten und arbeiteten miteinander. Heute hat Rom mit dem Literaturhaus Casa della Letteratura und dem internationalen Literaturfestival Massenzio neue Orte des intellektuellen Austauschs geschaffen. Ein Großteil der italienischen Gegenwartsliteratur entsteht hier: Dacia Maraini, Marco Lodoli, Domenico Starnone und Ugo Riccarelli sind in Rom zu Hause, die Zeitschrift "Micromega" ist eine der letzten Bastionen der Opposition, und es gibt mehr kleine unabhängige Verlage als in Mailand.
Manuskript zur Sendung als PDF-Dokument oder im barrierefreien Textformat