Evi Keglmaiers Debüt-Album "Keglmaier"

Von kleinen Tragödien im Alltag

05:56 Minuten
Die Sängerin Evi Keglmaier steht im Vordergrund, im Hintergrund steht Greulix Schrank und Keglmaiers Bratsche.
Evi Keglmaier erfindet sich neu: Und Greulix Schrank ist mit dabei. © Evi Lemberger / trikont
Von Georg Gruber · 05.04.2019
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Nach dem Ende der Neue Volksmusik-Band Zwirbeldirn musiziert die Bratschistin Evi Keglmaier mit Greulix Schrank. Der ist ein Multiinstrumentalist, der den Alltagstragödien ihrer Songs den richtigen Sound verpasst.
Die Volksmusiktage in München, im Frauenhofer, einer Traditionswirtschaft: Hier trifft sich jedes Jahr im Januar, Februar die Neue Volksmusikszene. Hier trifft sich jedes Jahr im Januar/Februar die Neue Volksmusikszene. Hier gewann Evi Keglmaier mit ihrer Band Zwirbeldirn 2008 den ersten Preis – vor La BrassBanda, die heute große Hallen füllen und Kofelgschroa, die das vielleicht auch könnten, aber nicht wollen. Zwirbeldirn haben sich inzwischen aufgelöst, sind Geschichte. "Keglmaier" heißt nun ganz schlicht das neue Projekt von Evi Keglmaier, mit dem sie in diesem Jahr auf der Bühne im Frauenhofer stand. Sie war dabei aber nicht alleine und erklärt:
"Nur Bratsche und Stimme ist auch nicht abendfüllend, deswegen finde ich es super, dass mein Kollege mir da zur Seite steht und das noch mal bereichert durch die Sachen, die ganz anders sind".

Der Kollege an ihrer Seite

Der "Kollege" auf der Bühne heißt Greulix Schrank, ein vielseitiger Multiinstrumentalist und Soundtüftler, der als Schlagzeuger einer Deutsch-Punk-Metal-Band begann, heute Hörspiele produziert und als Theatermusiker arbeitet. Er unterlegt Bratsche und Gesang mit einem fein geknüpften Klangteppich. Neben Bassgitarre, Xylophon, Daumenklavier und indischer Shrutibox hat er auch Laptop und Loopstation auf der Bühne.
Greulix Schrank sagt: "Alle Signale, die wir hier auf der Bühne haben, laufen über meinen Rechner. Das heißt, ich kann mir die Signale rausschnappen, die ich haben will, drücke auf 'loop das jetzt' und der macht das dann in dem Timing, in dem wir gerade spielen. Und wenn ich sage: 'Jetzt loop zu Ende', dann spielt er das eben Aufgenommene im richtigen Timing wieder mit. Und dann kann man so auch solche Kaskadengesänge aufbauen und wildeste Sachen treiben."

Die Liebe zur Volksmusik ist geblieben

Ihre Wurzeln in der Volksmusik klingen live und auf der CD allerdings immer noch durch, bei den Liedern, Balladen und Couplets und bei den Instrumentalstücken. Evi Keglmaier sagt: "Ich habe mich sehr lange in dieser Szene bewegt, in dieser sogenannten neuen Volksmusikszene. Und irgendwie hab ich das Gefühl, jetzt habe ich in dieser Schublade viel gesehen und möchte mal wieder in eine andere Ecke schauen. Eigentlich ist die Platte so ein Konglomerat aus vielem, was ich die letzten Jahre so musikalisch gemacht habe, so eine Art Stoffsammlung. Es war ziemlich Kraut und Rüben, und dann hat sich das so bisserl sortiert übers Jahr."
Evi Keglmaier und Greulix Schrank stehen vor einem großen Fahrstuhl nebeneinander.
Greulix Schrank ist Multiinstrumentalist und ergänzt damit das Bratschenspiel und den Gesang von Evi Keglmaier.© Evi Lemberger / trikont
Ein Schaffensprozess, der sich über drei Aufnahmesessions zog. Am Ende steht nun eine Platte, die einen ganz eigenen Sound hat. Poetische Texte, sparsame Instrumentierung, direkte Akustik, viel gezupfte Bratsche. "Wie kann ich mit mir selber Musik machen? Das war auch immer mal wieder das Thema", sagt Evi Keglmaier. "Mit meiner Stimme bin ich natürlich eher auf Melodien festgelegt und dann braucht es ein Begleitinstrument. Und ursprünglich ist die Bratsche tendenziell auch ein Melodieninstrument. Zwei Melodieninstrumente sind zu viel, dann macht man ein Harmonieinstrument daraus, eine Gitarre, die ist jetzt meine Ersatzgitarre, funktioniert so einigermaßen, glaube ich".
Für die Platte hat sie sich neben Greulix Schrank auch noch andere Musiker ins Studio geholt, so wie Micha Acher von "The Notwist", der auf einem Stück Flügelhorn spielt.

Filigraner Folk

Die kleinen Tragödien des Alltags, von denen Evi Kegelmaier singt, sind weich verpackt, verspielte Miniaturen. Einer der Texte stammt von dem Schriftsteller Friedrich Ani:
"Keiner darf's erfahren,
die meisten ahnen es eh,
der Billy haben sie gekündigt,
sie muss jetzt stempeln gehen."
Das ist der Sound von Keglmaier: melancholisch, poetisch, mit hintergründigem Humor. Ein Sound, der so richtig in keine Schublade mehr passen will - dieser filigrane, die Traditionen transzendierende post-Volksmusik-Folk. Greulix Schrank sagt:
"Warum muss man immer alles irgendwie besonders betiteln? Es ist Keglmaier, bleiben wir doch bei Keglmaier."
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