Europäisches Jahr des Kulturerbes

Die Vielfalt teilen

Jenny Friedrich-Freksa im Gespräch mit Anke Schaefer · 08.01.2018
Der Schauspieler Daniel Brühl ist Botschafter des Europäischen Jahres des Kulturerbes. Unser Studiogast, die Journalistin Jenny Friedrich-Freksa, wünscht sich, dass dieses Themenjahr seine Chance nutzt und eine Karte anbietet, die jungen Leuten europaweit freien Eintritt in die Museen ermöglicht.
2018 ist das "Europäische Jahr des Kulturerbes". Die nationale Auftaktveranstaltung unter dem Motto "Sharing Heritage" fand heute in Hamburg statt, mit einer Festrede von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Für unseren Studiogast, die Journalistin Jenny Friedrich-Freksa, bergen solche europäischen Großprojekte die Gefahr, zunächst als langweilig wahrgenommen zu werden. Dabei seien solche EU-Programme wichtig, denn dort finde der öffentliche Diskus statt, der im Moment dringend benötigt werde, sagte die Chefredakteurin der Zeitschrift "Kulturaustausch" des Instituts für Auslandsbeziehungen. "Da sind viele kleine Initiativen, die da zusammengefasst sind."

Eine Karte für alle Museen?

Die große Frage sei allerdings das "wie?". Sie würde sich wünschen, dass es in diesem Projekt mehr erkennbare Projekte gebe. Friedrich-Freksa schlug eine einheitliche Karte für alle europäischen Museen vor, damit junge Menschen das ganze Jahr lang kostenlos ins Museum gehen könnten. Dann wüsste jeder, dass dies das Kulturerbe-Jahr 2018 ausmache.
Jenny Friedrich-Freksa
Jenny Friedrich-Freksa, Chefredakteurin der Zeitschrift "Kulturaustausch", zu Gast im Studio von Deutschlandfunk Kultur.© Deutschlandfunk Kultur/Jana Demnitz
Friedrich-Freksa begrüßte, dass der deutsch-spanische Schauspieler Daniel Brühl diesem Kulturerbe-Jahr ein Gesicht geben soll und zum Botschafter berufen wurde. "Bei Kulturerbe denkt man tatsächlich erstmal an die altehrwürdigen Sachen, Museen, Denkmäler und so weiter", sagte die Journalistin. Deshalb sei es gut, in das Programm mehr aktuelle Popkultur, Subkultur und bestehende Projekte einzubinden. Auf diese Weise könnte man einen zu altmodischen Anstrich vermeiden.

Chance für neuen Klang von Begriffen

"Kulturerbe klingt seltsam vielleicht, Heimat ist ein Begriff, mit dem können viel mehr Leute etwas anfangen", sagte Friedrich-Freksa. Dieser Begriff werde derzeit zu stark von rechten und populistischen Bewegungen gekapert, deshalb biete ein solches Programm auch die große Chance, als konservativ geltende Themen für offene und vielfältige Gesellschaften nach vorne zu denken und neu zu definieren.

Das Themenjahr

Die Europäische Kommission hat dieses Themenjahr angeregt, damit Europa nicht als etwas Fernes und Abgehobenes wahrgenommen wird, sondern mit zahlreichen Veranstaltungen näher an die Bürger rückt. Im Fokus des Europäischen Kulturerbejahres soll das Gemeinschaftliche und Verbindende stehen. Es beteiligen sich zahlreiche Museen, Gedenkstätten, Archive und Bibliotheken, aber auch Verwaltungen und Vereine.

Jenny Friedrich-Freksa, geboren 1974 in Berlin, studierte Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste Berlin. Nach Auslandsaufenthalten in Paris, Genf und Rom arbeitete sie mehrere Jahre für die Süddeutsche Zeitung in München. Seit 2005 ist sie Chefredakteurin der Zeitschrift "Kulturaustausch" in Berlin. Herausgeber des monatlich erscheinen Magazins ist das Institut für Auslandsbeziehungen.

Die ganze Sendung mit Jenny Friedrich-Freksa hören Sie hier:
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