Eugen Ruge

Auf den Spuren seiner Familie

Der Schriftsteller Eugen Ruge in der Sendung "Lesart" im Deutschlandradio Kultur
Der Schriftsteller Eugen Ruge in der Sendung "Lesart" im Deutschlandradio Kultur © Matthias Horn / Deutschlandradio
Eugen Ruge im Gespräch mit Joachim Scholl · 03.06.2015
Das neue Buch des Bestseller-Autors Eugen Ruge versammelt Berichte von Reisen, die im Zusammenhang mit dem Roman "In Zeiten des abnehmenden Lichts" entstanden sind. Es war auch eine Spurensuche in der eigenen Familiengeschichte - eine Geschichte aus Politik und Tragik.
Mit "In Zeiten des abnehmenden Lichts" gewann Eugen Ruge 2011 den Deutschen Buchpreis - der Roman wurde zu einem Bestseller. Mit diesem Erfolg waren viele Reisen in die ganze Welt verbunden. Aus diesen Erfahrungen und vorhergehenden Recherchen für den Roman ist ein neuer Band mit Reiseessays entstanden: "Annäherung. Notizen aus 14 Ländern". Parallel dazu sind jetzt die gesammelten Theaterstücke von Ruge erschienen.
Ruge hat sich bei seinen Reisen auch auf die Spuren seiner Familiengeschichte begeben. Er wurde 1954 in Soswa bei Sverdlovsk geboren – es ist der Ort, wohin sein Vater in ein Lager deportiert wurde. Er sei über 20 Jahre nicht in Russland gewesen, sagte Ruge im Deutschlandradio Kultur:
"Ich bin ja nicht besonders russophil, obwohl es mir nachgesagt wird. Stimmt gar nicht. Als ich in Moskau war, habe ich tatsächlich Spuren meiner Großeltern und meines Vaters versucht zu finden. Insbesondere hing das zusammen mit der Arbeit meiner Großeltern in der Komintern, und zwar in der Geheimabteilung der Komintern."
Das Schicksal der Großeltern
Seine Großeltern seien dann von dieser Tätigkeit suspendiert worden und hätten im Hotel Metropol ein Jahr lang auf ihre Erschießung gewartet:
"Also eine ziemlich üble Geschichte, die dann allerdings im Roman nicht vorkommt. Also das war eine Recherchereise, die natürlich etwas gebracht hat: Moskauer Atmosphäre schnuppern und so weiter. Aber zum Teil war sie doch vergeblich, weil das den erzählerischen Rahmen sprengte."
Die Reise nach Mexiko
Ruges zweite Reise führte nach Mexiko, wohin sich die Großeltern zuvor auf der Flucht vor den Nazis retten konnten:
"Die Reise war sehr wichtig. Mexiko spielte in meiner Kindheit tatsächlich durch die Erzählungen meiner Großeltern eine ziemlich große Rolle. Ich hatte vor, eine der Figuren – mein Alter Ego, wenn Sie so wollen – auf eine Reise nach Mexiko zu schicken. Und dazu brauchen Sie Material, dazu müssen sie einmal da gewesen sein."
Einen anderen Schwerpunkt des Buches stellen die Reisen nach Erscheinen von "In Zeiten des abnehmenden Lichts" dar. 2013 hat Ruge erneut Spanien und Barcelona besucht. Wurde Ruge, mit dem eigenen Büchern in der Hand, so zum "Touristen in eigener Sache"?
"Da habe ich tatsächlich meine eigenen Spuren besichtigt. Oder das, was davon noch übrig war. Denn die Zeit ist ja sehr schnelllebig. Und vieles war gar nicht mehr da."
Eugen Ruge: Annäherung. Notizen aus 14 Ländern
Rowohlt Verlag, Hamburg 2015
192 Seiten, 19,95 Euro
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