Erste Rapperin in der Ruhmeshalle

Missy Elliot kommt in die Hall of Fame

06:19 Minuten
Missy Elliott zeigt ihre Show in New Orleans auf dem 2018 Essence Festival im Mercedes-Benz Superdome: 7. Juli 2018
Missy Elliott auf der Bühne: Auch optisch eigener Stil. © Amy Harris/Invision/AP Photo
Gizem Adiyaman im Gespräch mit Shanli Anwar · 14.01.2019
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Missy Elliott schreibt und produziert Songs seit den späten 80er-Jahren. Jetzt zieht sie in die Ruhmeshalle der Songschreiber ein – als erste Rapperin. Es ist nicht das erste Mal, dass die Musikerin Pionierarbeit leistet.
Sie ist die erste Rapperin in der Songwriters Hall of Fame und der dritte Hip-Hop-Star überhaupt in der Ruhmeshalle der Songschreiber. Nur Jay Z und Jermaine Dupri aus dem Genre wurde schon diese Ehre zuteil. Über die Aufnahme von Missy Elliott, die auch für Whitney Houston, Beyoncé und Aaliyah Songs geschrieben hat, haben wir mit Gizem Adiyaman gesprochen. Adiyaman ist unter anderem eine der Mitgründerinnen des Berliner DJ-Kollektivs Hoe_mies.

Weibliche Sicht im Rap

Missy Elliott habe nicht nur gerappt, "sondern auch gesungen, geschrieben, produziert und choreographiert", sie sei also eine Allrounderin, sagt Adiyaman im Deutschlandfunk Kultur. Zudem habe sie eine wichtige Rolle dabei gespielt, den Blick im Genre zu weiten. In den späten 90er-Jahren sei sie zum Beispiel eine der Vorreiterinnen dabei gewesen, weibliche Sexualität, weibliche Lust auf Sex innerhalb des Rap zu thematisieren.
Auch optisch unterscheidet sich Missy Elliott, die oft Trainingsanzüge, Turnschuhe, Käppi trägt, von anderen Rapperinnen und deren Verständnis von Sexy-Sein: "Sie war halt immer body-positive, immer eher tomboyish", sagt Adiyaman über Missy Elliotts positive Haltung zum eigenen Körper: "Sie hat halt darin ihre Sexyness entdeckt und auch nach außen repräsentiert."
Adiyaman erinnert an den Song "Little Marmelade" von 2001, den die heute 47-Jährige produziert hat, den damals Christina Aguilera, Lil‘ Kim, Mya und Pink gesungen haben: "Sie sollte ursprünglich auch eine dieser sexy gekleideten Frauen spielen – wo sie sich aber geweigert hat."

Institutionelle Vernachlässigung des Hip-Hop

Dass Missy Elliott erst der dritte Hip-Hop-Act in dieser Ruhmeshalle ist, zeige einen gewissen Nachholbedarf, sagt Adiyaman. Hip-Hop sei das kommerziell erfolgreichste Genre in den USA, eigentlich könne man es nicht ignorieren. Aber auch unabhängig vom kommerziellen Erfolg rät Adiyaman dazu, einmal zu schauen, "was für großartige Texter dahinterstehen".
Dass Hip-Hop traditionell vernachlässigt werde, liege vielleicht auch daran, dass das Genre jünger sei als etwa Rock'n'Roll, Soul oder Jazz, aus denen viele Menschen in der Songwriter Hall of Fame sind. Andererseits: "Dort sind mehrheitlich eben auch weiße Personen vertreten, obwohl Genres wie Jazz oder Rock'n'Roll traditionell schwarze Musikgenres sind."

Mögliches Signal für die wachsende Wertschätzung für Frauen

Sie hoffe und glaube, dass die Aufnahme von Missy Elliott in die Songwriters Hall of Fame auch ein Signal für die wachsende Wertschätzung für Frauen und für Hip-Hop in der Musikszene ist, so Gizem Adiyaman.
In diesem Jahr habe zudem der Vorsitz im Boards of Directors der Hall of Fame gewechselt: Nile Rodgers, ehemaliger Gitarrist von Chic, der selbst auch in der Songwriter Hall of Fame ist, habe diesen Posten übernommen: "Ich glaube, wenn du schwarze Menschen oder auch andere Menschen mit anderen Identitäten – seien es queere Personen oder auch einfach Frauen – in solche Boards mit reintust, dann ist das Ergebnis einfach ein anderes."
(mf)
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