Mehr Hilfe für Menschen in Not
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Fast 2000 Obdachlose hat die Stadt Berlin auf ihren Straßen gezählt. Alle sind das nicht, denn die Zahl liegt weit unter den bisherigen Schätzungen. Für Robert Veltmann, Leiter der Gebewo Soziale Dienste Berlin, ist das ein wichtiger Schritt.
Bislang gab es nur Schätzungen darüber, wie viele Menschen in Berlin auf der Straße leben. Manche gingen von 6.000, andere von 10.000 Menschen aus. In der Nacht vom 29. auf den 30. Januar sind in Berlin rund 2600 Freiwillige durch Straßen, U-Bahnhöfe und Hilfeeinrichtungen gezogen, um herauszufinden, wie viele Menschen tatsächlich obdachlos sind und unter welchen Umständen sie leben. Es war die erste Zählung in Deutschland. Vorbild waren Aktionen in Paris und New York.
Das Ergebnis: In Berlin wurden 1.976 Obdachlose gezählt, davon 807 auf den Straßen, 984 in Einrichtungen der Kältehilfe, 158 in öffentlichen Verkehrsmitteln und Bahnhöfen sowie zwölf in Polizeigewahrsam. Allerdings: Menschen, die in Abrisshäusern, Gartenkolonien, auf Dachböden oder in Kellern schlafen, hat die Zählung nicht erfasst.
Robert Veltmann, Leiter der Gebewo Soziale Dienste Berlin, hält die „Nacht der Solidarität“ dennoch für einen wichtigen Schritt: „Es ist ein Schritt, der Signale ausgesendet hat. Es wurde auch viel daran kritisiert, aber es wird nicht die letzte Zählung gewesen sein. Am Ende muss eine richtige Statistik stehen, wo auch nicht nur die Menschen miterfasst werden, die draußen schlafen, sondern die auch in verschiedenen Unterkünften, Wohnheimen und betreutem Wohnen leben.“
Zusätzliche Hilfe für Frauen nötig
Wichtig sei auch zu wissen, dass die Kältehilfe mit 1200 Plätzen nicht unterdimensioniert sei, so Veltmann. Jetzt müsse man mit künftigen Maßnahmen und Angeboten Menschen noch stärker helfen. „Und dann wird die Solidarität auch hoffentlich spürbar.“ Zwar sei es wichtiger, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, aber das werde Jahre dauern. Bis dahin brauchten die Menschen praktische gute Hilfe.
Eine weitere Erkenntnis der Zählung ist, dass 14 Prozent der Obdachlosen Frauen sind. Schon früher wurde die Zahl als niedrig eingeschätzt. „Frauen schützen sich besser, suchen Orte auf, wo man sie nicht findet, weil Frauen auf der Straße höheren Gefahren ausgesetzt sind“, sagt Veltmann. „Es braucht frauenspezifische Projekte. Es gibt mittlerweile auch Notübernachtungen für Frauen, wo auch nur weibliche Mitarbeiterinnen arbeiten.“ Nötig seien aber auch Tagesaufenthalte, in denen sich Frauen wohlfühlen.
(leg)