Serebrennikow in Hamburg
Die Überraschung ist perfekt: Plötzlich sitzt Kirill Serebrennikow im Thalia Theater in Hamburg. © picture alliance / dpa / Marcus Brandt
Sieg für die Freiheit
07:31 Minuten
Seit Jahren saß Kirill Serebrennikow im Hausarrest. Jetzt durfte der russische Regisseur sein Heimatland erstmals wieder verlassen. Er ist in Hamburg und wird dort am Thalia Theater Tschechow inszenieren.
Auf einmal ging alles ganz schnell. Der russische Regisseur Kirill Serebrennikow ist von Moskau nach Hamburg geflogen, wo er am Thalia Theater ein Stück von Tschechow inszenieren soll. Vier Jahre lang durfte Serebrennikow Russland zuvor nicht verlassen. Er war im Sommer 2017 wegen der angeblichen Veruntreuung von Geldern verhaftet worden.
Dass Serebrennikow jetzt ausreisen durfte, sei ein Sieg für die Freiheit, sagt der Intendant des Thalia Theaters, Joachim Lux. Wenn auch nur ein vorübergehender: "Das ist eine Sondergenehmigung für den Moment. Wenn nicht weitere Erleichterungen folgen, ist es so, dass er erst im Sommer 2023 seine Freizügigkeit wiedererlangt."
Keine Ausbürgerung
Von den zuständigen Behörden sei Serebrennikow zugesichert worden, dass er auch wieder nach Russland zurückkehren dürfe, so Lux. Das wolle Serebrennikow auch: allein schon wegen seiner Familie. Aber auch, weil in Moskau weitere Theaterprojekte anstünden.
Im Hamburger Thalia Theater wird Serebrennikow Tschechows "Der schwarze Mönch" inszenieren. Darauf konzentriere sich der Regisseur jetzt, sagt Lux. Serebrennikow sei "ein Mensch, der vollkommen fokussiert ist auf die Kunst. Und wenn es ihm ermöglicht wird, diese Kunst wieder ungebremst und ohne Einschränkungen auszuüben, dann ist er glücklich."
Nach dem Glück kommt der Alltag
Am Thalia Theater sei die Freude groß, dass nun normale Proben möglich seien. "Wir hatten von Anfang an eine doppelte Planung", berichtet Lux. Wenn Serebrennikow nicht hätte ausreisen können, wäre das Ensemble nach Moskau geflogen.
Nach der ersten Euphorie über die Ankunft Serebrennikows in Hamburg kehre jetzt wieder der Alltag ein. "Es ist wie immer am Theater: Dann fängt die konkrete Arbeit an, und dann arbeitet man und vergisst das Glück. Jetzt geht es um die Wurst."
(beb)