Energiekrise und Lichtkunst

Ein Strahl der Hoffnung in düsteren Zeiten

07:12 Minuten
Eine riesige Projektion eines Astronauten auf die Eiger-Nordwand des Schweizer Lichtkünstlers Gerry Hofstetter, vom Alpenort Mannlichen in der Schweiz aus gezeigt.
Lichtgestalt: Anlässlich einer NASA-Marsmission wirft Gerry Hofstetter die Silhouette eines Astronauten auf die Eiger-Nordwand. © picture alliance/ KEYSTONE/ Valentin Flauraud
Gerry Hofstetter im Gespräch mit Gesa Ufer · 02.08.2022
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Ist Lichtkunst angesichts drängender Energiesorgen noch vertretbar? Berlin debattiert darüber im Vorfeld des "Festival of Lights".
Unsicherheit über die Gasversorgung und steigende Energiepreise werfen ihre Schatten auch auf die Kultur. Berlins Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) will Sehenswürdigkeiten in der Stadt nachts nicht mehr anstrahlen lassen, um Energie zu sparen. Das traditionsreiche "Festival of Lights" mit Projektionen auf Berliner Gebäuden soll jedoch wie geplant im Oktober stattfinden.

Abschalten wäre das falsche Signal

Der Schweizer Lichtkünstler Gerry Hofstetter hält nichts davon, aufgrund der Krise Lichter abzuschalten, die prominente Fassaden beleuchten. Energie lasse sich damit nicht nennenswert einsparen, so Hofstetter. Auch sende ein solcher Schritt das falsche Signal.

Wenn man Licht abschaltet, dann ist es dunkel, und dunkle Zeiten hat niemand gern, speziell jetzt nicht.

Gerry Hofstetter, Lichtkünstler

"Licht ist Hoffnung, das ist ja ein bekannter Satz", sagt Hofstetter. "Wenn Licht da ist, ist ein besseres Gefühl im Raum. Und die Lichtkunst, mit Farben, Formen und bewegten Bildern, soll am verlängerten Tag – es findet ja abends statt – die Leute in der Dunkelheit nochmals aufheitern."

Licht in der Dunkelheit

Besonders in großen Städten, wo Menschen Gefahr laufen, zu vereinsamen und in einem "dunklen Dasein" vor sich hinzubrüten, könne von Lichtkunst eine wichtige Botschaft ausgehen, betont Hofstetter.
Auf dem nächtlichen Meer wird ein Bild des Übersee-Dampfers Titanic auf die Flanke eines Eisbergs projiziert.
Schiff trifft Eisberg: Am 100. Jahrestag ihres Untergangs ließ Gerry Hofstetter die Titanic in Originalgröße wiedererstehen.© picture alliance / dpa / Mike Kessler
Mit seinen Aktionen hat der Künstler weltweit schon viele Schauplätze illuminiert und ist dabei von den Pyramiden bei Gizeh bis an den Nordpol gereist. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm die Wiedererweckung der Titanic als Projektion auf der Flanke eines Eisbergs.

Loch in der Bordwand

Auf ihrer Fahrt ins Eismeer am hundertsten Jahrestag der Katastrophe hätten Hofstetter und sein Team beinahe selbst Schiffbruch erlitten. Plötzlich begann es zu schneien, und die Sicht war so schlecht, dass das Expeditionsschiff ebenfalls mit einem Eisberg kollidierte.
Doch der Zusammenstoß verlief glimpflich: Das Loch in der Bordwand befand sich etwa einen Meter über der Wasserlinie. "Es war so paradox, das Ganze", sagt Hofstetter. "Aber das Bild war im Kasten."
(fka)

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