Ende des "Dritten Reiches"

Abgang im Trenchcoat

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Albert Speer, Karl Dönitz und Alfred Jodl stehen in Trenchoats und Uniformen in einem Hof, umringt von britischen Soldaten, von denen zwei eine Kamera aufstellen. Aufgenommen ist das Bild von einem Dach aus, auf dem ein Soldat mit einem Gewehr im Anschlag kauert.
Am 23. Mai 1945 wird die Reichsregierung Karl Dönitz in Flensburg von britischen Soldaten verhaftet. Von links nach rechts: Albert Speer, Karl Dönitz und Alfred Jodl. © picture alliance/dpa
Gerhard Paul im Gespräch mit Gesa Ufer · 08.05.2020
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Nicht die Kapitulation der Wehrmacht, sondern die Verhaftung von Karl Dönitz, Albert Speer und Alfred Jodl zwei Wochen später besiegelte das Ende des "Dritten Reiches" offiziell. Für einen letzten Auftritt setzen sich die drei nochmal in Szene.
Am 8. Mai 1945 wurde die Kapitulation der Wehrmacht verkündet. Das sogenannte Dritte Reich hatte in Form der geschäftsführenden Regierung Karl Dönitz allerdings noch volle zwei Wochen Bestand. Adolf Hitler hatte kurz vor seinem Suizid verfügt, dass der Marineadmiral Dönitz sein Nachfolger werde.
Auf Befehl General Eisenhowers wurden Karl Dönitz, Albert Speer und Alfred Jodl am 23. Mai 1945 als Kriegsgefangene inhaftiert. Erst damit war das "Dritte Reich" offiziell beendet.
Eine über die Schulter eines britischen Soldaten von einem Dach aus aufgenommene Fotografie zeigt die Verhaftung der drei Männer im Hinterhof des Flensburger Polizeipräsidiums. Insbesondere Speers weißer Trenchcoat sticht visuell hervor.

Der Mythos der sauberen Wehrmacht

Zu finden ist das Bild unter anderem in dem Band "Bilder einer Diktatur. Zur Visual History des Dritten Reiches" des Historikers Gerhard Paul. Der Eindruck, dass sich Dönitz, Speer und Jodl für ihre Verhaftung wie für ein Foto-Shooting zurechtgemacht haben, ist berechtigt, sagt er:
"Sie haben gewusst, dass sie in absehbarer Zeit festgenommen und in Kriegsgefangenschaft geführt werden. Sie haben sich vorher neue Uniformen und neue Mäntel zugelegt. Dieser Mythos der sauberen Wehrmacht, der immer über Jahrzehnte transportiert wurde - den verkörpern diese Männer. Die kommen aus einem Krieg heraus, einem der fürchterlichsten Kriege der Geschichte mit Millionen und Abermillionen von Toten, und haben nichts anderes zu tun, als sich um ihre Kleidung zu kümmern, um sich dem Fotografen einigermaßen passabel zu präsentieren."
(thg)

Literaturhinweis:

Gerhard Paul: "Bilder einer Diktatur. Zur Visual History des Dritten Reiches"
Wallstein Verlag, Göttingen 2020
528 Seiten, 219 zum Teil farbige Abbildungen, 39,10 Euro

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