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„Das wirklich Interessante liegt in der inneren Organisation“
56:40 Minuten
Elliott Carter gilt als der europäischste aller amerikanischen Komponisten. Seine Musik ist stark von seinem philosophisch-literarischen Interesse und strukturell von großer Komplexität geprägt.
Vor 20 Jahren hatten wir verschiedene Komponisten gebeten, eine Auswahl von Stücken zusammenzustellen und unter dem Stichwort "Musikalische Strategien für eine Musik des 21. Jahrhunderts" zu kommentieren.
Das Ziel war eine sehr persönliche Bestandsaufnahme, die den Stand der Reflexion des Komponierens in der Auseinandersetzung mit Gegenwart spiegelt.
Das Ziel war eine sehr persönliche Bestandsaufnahme, die den Stand der Reflexion des Komponierens in der Auseinandersetzung mit Gegenwart spiegelt.
In dem Gespräch aus dem Jahr 2000 wird Elliott Carters ebenso umfassendes wie fundiertes Interesse an seinen Vorbildern wie an neueren Entwicklungen deutlich. Dies ermöglichte ihm eine differenzierte Sicht, mit der er sowohl die zukunftsweisenden als auch die konventionellen Aspekte der ausgewählten Komponisten darstellen konnte.
Elliott Carter (1908-2012) gehörte zu den interessantesten Protagonisten der amerikanischen Neue–Musik-Szene. Seine Karriere wurde in Europa mindestens ebenso aufmerksam verfolgt wie in den USA. Denn im Unterschied zu vielen seiner amerikanischen Kollegen schrieb Carter nicht für ein breites Publikum sondern für alle, die Interesse an einer wirklich neuen Musik haben. Gleichwohl stand dies nicht im Widerspruch zu dem zunehmend wachsenden Interesse an seinem Werk.
Nachdem sich Carter in den 30er und 40er Jahren in den Bahnen eines amerikanischen neo-tonalen Klassizismus bewegt hatte, versuchte er seit den frühen 50er Jahren kompositorisch neue Wege zu gehen.
Bruch mit der Konvention
Bekannt wurde er durch sein erstes Streichquartett und ein Zitat, das er dem Quartett vorausschickte: "Zum Teufel mit dem Publikum, zum Teufel mit den Musikern." Carter hatte sich zum Schreiben des Stückes für ein Jahr in die Wüste von Arizona zurückgezogen. Tatsächlich bedeutete der Rückzug auf sich selbst auch eine Art ästhetischer Selbstfindung. Damals schrieb er das erste Stück, in dem er nach eigener Aussage keine Konzessionen an den Publikumsgeschmack machte, sondern nur sein eigenes Interesse an avancierten Kompositionstechniken verfolgte.
Tradition in Musik aufheben
"Die Musikgeschichte", so Carter, "ist für mich eine wichtige Sache. Ich versuche, die generelle Haltung in der Musik aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu überführen. Die traditionelle Musik wird vielfach deshalb zerstört, weil es scheint, sie reflektiere die alte Gesellschaft, das, was nicht mehr existiert. Ich versuche Gesichtspunkte der alten Musik in die heutige Welt zu übertragen."
Vor 20 Jahren
Kompositorische Strategien für eine Neue Musik des 21. Jahrhunderts
Der amerikanische Komponist Elliott Carter im Gespräch mit Georg Hirsch
Mit Musik von
Claude Debussy
Karlheinz Stockhausen
Charles Ives
Arnold Schönberg
Pierre Boulez
Alexander Goehr
Elliott Carter
Produktion: Deutschlandradio Berlin 2000
(nau)