Éléonore Devillepoix: "Die Stadt ohne Wind"

Fantasy auf der Höhe unserer Zeit

33:24 Minuten
Auf dem Cover des Buchs "Die Stadt ohne Wind" von Éléonore Devillepoix ist der Teil und der Name der Autorin gedruckt. Außerdem ist eine Fantasiestadt abgebildet.
© Insel Verlag

Éléonore Devillepoix

Aus dem Französischen übersetzt von Amelie Thoma und Anne Gabler

Die Stadt ohne Wind: Arkas Reise und Das Mädchen des WaldesInsel, Berlin 2022

500 Seiten

18,00 Euro

Von Kim Kindermann |
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In zwei Bänden erzählt Éléonore Devillepoix von Arka, deren Leben bei den Amazonen und deren Suche nach ihrer wahren Herkunft. So ist eine Fantasy-Reihe entstanden: mit starken Figuren, überzeugenden Wendungen und enormer Spannung.
Eine Schlange sagt Arka ihre Zukunft voraus: Die Suche der 13-jährigen Kriegerin nach ihrem unbekannten Vater in der magischen Stadt Hyperborea birgt große Gefahren. Denn auf Arka lastet ein Fluch. Welcher das ist, muss das Mädchen selbst herausfinden.

Virtuoses Spiel mit aktuellen Debatten

Zusammen mit ihrem jungen und ehrgeizigen Mentor, dem Magier Lastyanax, begibt sie sich auf die Suche. Dabei lernt sie, dass nicht nur sie Geheimnisse hat. Schon bald geht es in „Die Stadt ohne Wind“ um Mord, Intrigen aus höchster Ebene und um den Kampf der Benachteiligten, um die Gleichstellung der Frauen und um die Frage, wie sehr Herkunft über die Zukunft entscheidet.
Éléonore Devillepoix hat nicht nur eine fantastische Welt mit magischen Wesen und geheimnisvollen Orten erschaffen. Sie spielt auch virtuos mit den Themen unserer Zeit, lässt sie verschmelzen mit ihren Figuren und fordert damit geschickt ihre jungen Leserinnen und Leser heraus, sich selbst eine Meinung zu bilden.
Es überrascht nicht, dass die 1991 geborene Autorin, die Politik und Philosophie studiert hat, im Europäischen Parlament in Brüssel arbeitet. Hyperborea, diese Stadt der Magier, scheint in Sachen Unnahbarkeit und Volksferne ein Symbol dafür zu sein.

Magier bestimmen die Geschicke

Fernab des gemeinen Volkes in hohen Türmen, die nur betreten werden dürfen, wenn man viel Wegegeld für die Passage mitbringt, leben und bestimmen die großen Magier über die Geschicke der Menschen – und das nicht zu deren Vorteil.

Während die Magier selbst gut genährt und in wunderschöne Villen in den Türmen residieren, müssen die unteren Ebenen in engen, düsteren und dreckigen Gassen darben. 
Arka und Lastyanax müssen sich durch all das kämpfen. Sie streiten, zaubern, reisen zu den Amazonen, gewinnen und verlieren Freunde – und müssen dazu noch einen rücksichtslosen und im Geheimen agierenden Gegner enttarnen, dem Arka nähersteht als sie weiß.

Erzählebenen miteinander verwebt

Geschickt verwebt die Autorin die verschiedenen Erzählebenen miteinander. Zieht immer tiefer in ihre zweibändige Fantasy-Story mit ihren zahlreichen und überraschenden Wendungen hinein.
Da kämpfen Amazonen gegen die Magier; junge Menschen versuchen in schwierigen Prüfungen Eleven zu werden, um später selbst Magie ausüben zu können; unsichtbare Wesen, sogenannte Lemuren, greifen in unheilvoller Weise in die Geschicke ein. Es fließt viel Blut und in Band zwei wird es zusehends brutaler.  
Dabei schreibt Devillepoix stets aus Sicht einer ihrer Protagonisten, die Kapitel sind immer mit deren Namen versehen. In Band eins sind es anfangs nur Arka und Lastyanax, später kommen weitere Figuren hinzu, weil sie wichtiger für den Verlauf der Geschichte werden. Spätestens als in Hyperborea ein erbitterter Kampf um die Macht ausbricht, ergeben deren Perspektiven eine notwendige Ergänzung.

Wandel der Geschlechterverhältnisse

„Stadt ohne Wind“ steht damit in bester Tradition der ebenfalls im Insel Verlag erschienen Reihe „Die Spiegelreisende“. Auch das ist ein Debüt einer Französin.
Beide Reihen leben von ihrer starken Heldin, der eigens geschaffenen Welt und den schillernden Abenteuern. Sie legen Zeugnis ab vom Wandel der Geschlechterverhältnisse.
Spielte Hermine Granger bei Harry Potter als beste Freundin und „Superbrain“ des Trios schon eine wichtige Rolle, sind es heute die jungen starken Mädchen selbst, die im Zentrum stehen. Sie müssen sich nicht mehr hinter mittelmäßigen Magiern verstecken.
Arka ist großartig. Auch oder gerade weil sie nicht perfekt ist, um ihre Fehler weiß, nicht selten verzweifelt ist, aber trotzdem ihr Leben in die eigene Hand nimmt. Éléonore Devillepoix schreibt jungen Frauen aus und in die Seele.

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