Elbow-Album "Giants Of All Sizes"

Ängstliche Zeiten, große Hymnen

09:42 Minuten
Die Rockband Elbow steht beim Lowlands Festival 2017 im niederländischen Biddinghuizen auf der Bühne.
Weg vom Verkopften, hin zum Loslassen: die britische Band Elbow. © Picture Alliance / Pacific Press Agency / Roberto Finizio
Von Fanny Tanck · 14.10.2019
Audio herunterladen
Songs über die Liebe, zum Abfeiern und Mitsingen: So kennt man die Band Elbow. Jetzt haben die Musiker aus Manchester genug von der Flucht ins Schöne – und liefern ein Album, das oft so düster klingt wie ein No-Deal-Brexit.
Elbow war schon immer eine Band für die große Geste. Eine Band, die die Schönheit des Moments mit großen Hymnen feierte. Auf ihrer neuen Platte äußern sich die Musiker aus England jedoch nicht mehr als Hedonisten. Ihre Musik formuliert eine eindeutige Frage: Was zum Teufel ist nur los mit den Menschen?
Eine Frage, die sich auch auf den Brexit bezieht. Die Band stelle fest, dass soziales Ungleichgewicht schuld sei, eine tief sitzende Unruhe und Unglück des Einzelnen, das jetzt in Hass umschlage, sagt die Kritikerin Fanny Tanck, die mit Elbow gesprochen hat. Die Band beklage, dass keiner mehr debattiere. Statt Pluralität beherrsche Gangstertum die Politik.

Hauptsache, es verändert sich etwas

Der Sänger von Elbow, Guy Garvey, wolle nicht hinnehmen, dass man den Brexit dadurch erklärt, dass alle zu Rassisten und schlimmen Menschen geworden seien. Das stimme so einfach nicht. Die Leute seien schlicht unglücklich genug, dass sie bereit seien, für irgendeine Art von Wandel alles zu tun. Diese Angst und diese Unruhe der Leute spiegele sich laut Tanck auch in der Musik von Elbow.
Ein ganz wichtiger Song auf der Platte sei der Song "Weightless", so die Kritikerin. Dieser handele von einem Gegengewicht: Vom Tod des Vaters von Garvey, der relativiert wurde durch die Geburt seines Sohnes. "Giants Of All Sizes" sei somit eine Platte über den Tod, aber auch über Fortbestand.

Album in Hamburg aufgenommen

Aufgenommen wurde das Album in den Clouds Hill Studios in Hamburg, direkt an der Elbe. Es war das erste Mal, dass Elbow sich für eine Aufnahme nicht in der Natur von allem anderen abkapselte. Die Band habe diesmal abfangen wollen, was auf den Fingernägeln der Leute brenne, so Tanck. Deswegen seien die Musiker in der Stadt geblieben. Eine Entscheidung, die für eine ganz neue Dynamik gesorgt habe, weg vom Verkopften hin zu einem Loslassen: "Sie haben einfach gespielt. Und ich finde, das hört man auch."
(rod)
Mehr zum Thema