Künstliche Intelligenz im Handel
Roboter in einer Einkaufs-Labor-Umgebung greift in ein Regal. © Christoph Kersting
Mit dem digitalen Zwilling durch die Regalreihen streifen
06:30 Minuten

Der Einzelhandel boomt, allerdings nur online. Immer mehr Geschäfte müssen schließen. Um konkurrenzfähig zu werden, könnte ihnen ausgerechnet das Internet helfen. Forscher arbeiten daran, den Drogeriemarkt um die Ecke auf den heimischen Computer zu holen.
„Also ich habe hier meinen virtuellen Einkaufskorb, und ich möchte jetzt zum Beispiel Pflaster kaufen oder auch die Seife, und die kann ich dann mit meiner virtuellen Hand greifen und in diesen Korb auch reinlegen.“
Alina Hawkin sitzt vor ihrem Laptop und überträgt ihre Bewegungen über so genannte Controller in beiden Händen auf den Bildschirm. Zu sehen ist nicht nur ein virtueller Einkaufskorb, sondern die junge Informatikerin kann sich komplett durch einen drei dimensionalen Drogeriemarkt bewegen.
Alina Hawkin sitzt vor ihrem Laptop und überträgt ihre Bewegungen über so genannte Controller in beiden Händen auf den Bildschirm. Zu sehen ist nicht nur ein virtueller Einkaufskorb, sondern die junge Informatikerin kann sich komplett durch einen drei dimensionalen Drogeriemarkt bewegen.
Eigentlich unnötig, denn die Regale mit Seifen, Shampoos und Babynahrung stehen im selben Raum wie Hawkins Schreibtisch, im ersten Stock des Bremer Instituts für Künstliche Intelligenz. Dort haben Hawkin und ihre Kollegen einen Testmarkt mit Drogerieprodukten des Projektpartners dm eingerichtet. Der Clou: Der virtuelle Laden, in dem Alina Hawkin ihren Einkaufskorb befüllt, entspricht exakt dem Labor-Supermarkt, nicht nur räumlich, sondern auch was das Sortiment angeht.
Virtuelles Einkaufen dank Roboter
Das virtuelle Einkaufen möglich macht DonBot: ein Roboter, der mit einem langen, in alle Richtungen beweglichen Arm die Regalreihen abfährt und scannt. Das Ergebnis ist das, was KI-Forscherinnen wie Alina Hawkin als „semantischen digitalen Zwilling“ des Ladens bezeichnen.
„Also prinzipiell ist das ein Modell in diesem Fall von diesem Einkaufsgeschäft. In diesem Modell ist jeweils verzeichnet, wo die einzelnen Objekte sind, dementsprechend fährt der Roboter jetzt durch den Raum und zeichnet alles auf: Wo sind welche Objekte? Er zählt die auch, wie viele sind in einem Regal? Und dieses Wissen, das er dabei sammelt, wird auch noch in einer Wissensdatenbank abgespeichert und ist mit zusätzlichem Wissen noch hinterlegt. Also der Roboter weiß dann auch, dass es zum Beispiel auch tierfreundliche Shampoos oder Cremes gibt, vegane Cremes usw.“
„Also prinzipiell ist das ein Modell in diesem Fall von diesem Einkaufsgeschäft. In diesem Modell ist jeweils verzeichnet, wo die einzelnen Objekte sind, dementsprechend fährt der Roboter jetzt durch den Raum und zeichnet alles auf: Wo sind welche Objekte? Er zählt die auch, wie viele sind in einem Regal? Und dieses Wissen, das er dabei sammelt, wird auch noch in einer Wissensdatenbank abgespeichert und ist mit zusätzlichem Wissen noch hinterlegt. Also der Roboter weiß dann auch, dass es zum Beispiel auch tierfreundliche Shampoos oder Cremes gibt, vegane Cremes usw.“
Brücke von digitalem zu stationärem Handel
Den virtuellen Einkaufskorb am PC oder Handy befüllen und direkt im Internet bestellen – eine Möglichkeit einzukaufen, und natürlich längst Alltag. Doch im Projekt „Knowledge4retail“, „Wissen für den Einzelhandel“ also, geht es um mehr, nämlich darum eine Brücke zu bauen zwischen digitalem und stationärem Handel, sagt der Leiter des Bremer KI-Instituts Michael Beetz.
„Mit so einer Technologie kann ein entscheidender Vorteil des Online-Handels ausgeglichen werden. Also wenn Sie ein Online-Handel sind, dann generieren Sie Ihren Laden, so wie die Webseite ist, aus Ihrer Datenbank raus. Sie wissen auf jeden Fall immer über Ihren Laden Bescheid, und im stationären Handel werden halt die Dinge, die ankommen, eingeräumt, und die kann man anfassen, und jemand stellt sie woanders hin“, sagt Beetz.
„Mit so einer Technologie kann ein entscheidender Vorteil des Online-Handels ausgeglichen werden. Also wenn Sie ein Online-Handel sind, dann generieren Sie Ihren Laden, so wie die Webseite ist, aus Ihrer Datenbank raus. Sie wissen auf jeden Fall immer über Ihren Laden Bescheid, und im stationären Handel werden halt die Dinge, die ankommen, eingeräumt, und die kann man anfassen, und jemand stellt sie woanders hin“, sagt Beetz.
„Das ist ein Riesenvorteil, weil es ein anderes Einkaufserlebnis ist, aber es macht viele Sachen extrem viel komplizierter. Und von daher ein gutes Modell von dem physikalischen Laden zu haben, der auch als Informationsquelle genutzt werden kann, das ist einfach ein wichtiger Schritt in die Digitalisierung rein und für die physikalischen Händler eine Sache, die einfach notwendig wird.“
Was ist vorrätig, was ausverkauft?
Wenn Alina Hawkin nämlich auch von ihrer Wohnzimmer-Couch online eine exakte digitale Nachbildung vom Drogerie- oder Supermarkt zwei Straßen weiter besuchen kann, weiß sie schon vorab: Lohnt sich der Gang dorthin? Gibt es die Seife, den Joghurt, die Zahnbürste noch, oder sind die Sachen gerade ausverkauft? Und wenn ja, welches Geschäft kann sie stattdessen ansteuern?
Laut Michael Beetz sollen diese und andere Informationen in einer App gebündelt werden: Wenn ich als Kunde beispielsweise mit meinem Smartphone ein leeres Marmeladenglas fotografiere, informiert mich die App darüber, in welcher Filiale die Marmelade gerade vorrätig ist.
Soziale Komponente mitgedacht
Die digitalen Zwillinge könnten aber nicht nur helfen, den stationären Handel in schwierigen Zeiten zu stärken. Der virtuelle Besuch meines Ladens um die Ecke könne auch eine soziale Komponente haben, gibt Michael Beetz zu bedenken.
„Jetzt gerade in der Pandemie, wenn Leute in Quarantäne sind, nicht ihr Zuhause verlassen dürfen – wenn ich jetzt virtuell in meinen eigenen Laden gehen könnte, vielleicht sogar die Nachbarn treffen und da ein Schwätzchen halten, das ist, auch wenn man an Ältere denkt, die ihr Zuhause nicht verlassen können, vielleicht eine Möglichkeit, die mehr in ihr alltägliches Leben einzubinden.“
An einer solchen Chat-Funktion arbeiten die Bremer Informatiker noch. Für den Einzelhandel ist das Thema „Kundenbindung“ natürlich wichtig.
„Jetzt gerade in der Pandemie, wenn Leute in Quarantäne sind, nicht ihr Zuhause verlassen dürfen – wenn ich jetzt virtuell in meinen eigenen Laden gehen könnte, vielleicht sogar die Nachbarn treffen und da ein Schwätzchen halten, das ist, auch wenn man an Ältere denkt, die ihr Zuhause nicht verlassen können, vielleicht eine Möglichkeit, die mehr in ihr alltägliches Leben einzubinden.“
An einer solchen Chat-Funktion arbeiten die Bremer Informatiker noch. Für den Einzelhandel ist das Thema „Kundenbindung“ natürlich wichtig.
Roboter übernimmt zeitraubende Arbeiten
Hinzu kommen andere Aspekte, sagt Alina Hawkin. So könne der Roboter Mitarbeitern zeitraubende Arbeiten abnehmen, „indem er immer nachschaut, wo fehlen welche Produkte, was muss nachbestellt werden, und dann hätten die Mitarbeiter auch mehr Zeit für die Kunden.“
dm jedenfalls nutzt bereits Roboter und digitale Nachbildungen ausgewählter Filialen, etwa um Laufwege seiner Mitarbeiter bei Click&Collect-Bestellungen zu optimieren. DonBot und seine Roboter-Kollegen sind dabei allerdings nur unterwegs, wenn nichts los ist im Geschäft oder Lager.
„Abends oder nachts könnte er das machen, dort ist dann keiner da, er stört niemanden, kann durch die Gegend fahren und alles einscannen.“
dm jedenfalls nutzt bereits Roboter und digitale Nachbildungen ausgewählter Filialen, etwa um Laufwege seiner Mitarbeiter bei Click&Collect-Bestellungen zu optimieren. DonBot und seine Roboter-Kollegen sind dabei allerdings nur unterwegs, wenn nichts los ist im Geschäft oder Lager.
„Abends oder nachts könnte er das machen, dort ist dann keiner da, er stört niemanden, kann durch die Gegend fahren und alles einscannen.“