Eine Lange Nacht über Günter Grass

Wörter auf Abruf

Günter Grass (M) am 25.04.1969 während einer Diskussion auf der Mitgliederversammlung des deutschen PEN-Zentrums in Mannheim.
Günter Grass (M) am 25.04.1969 während einer Diskussion auf der Mitgliederversammlung des deutschen PEN-Zentrums in Mannheim. Das PEN tritt ein für die Freiheit des Wortes. © dpa / picture alliance / Roland Witschel
Von Gabriele Gillen und Hermann Theißen · 09.04.2016
Günter Grass schrieb und kämpfte gegen die Treuhänder des Status quo und gegen Heilsarmisten jeglicher Couleur. Für den in Danzig geborenen Nobelpreisträger war die Erfahrung der eigenen Fanatisierbarkeit ein starker Motor seines künstlerischen Schaffens und seines politischen Engagements.
In seinen Schriften hat er sich mit der Faszination des Totalitären auseinandergesetzt. Seine Mitgliedschaft in der Waffen SS hat er zwar erst in seiner Autobiografie bekannt, nie aber verschwiegen, dass er in seiner Jugend ein glühender Nazi war.
Grass zorniger und wortgewaltiger Protest galt der "Diktatur des Proletariats" wie der "Diktatur des Marktes". Er polemisierte gegen die Stadtguerilla und gegen den Ausverkauf der Treuhand, gegen die "Entsorgung der Vergangenheit" und gegen den "Raubbau an der Zukunft". Als er 1959 in der "Blechtrommel" die ganz alltägliche Nazifizierung der Deutschen und die biedermeierliche Beschweigsamkeit der Nachkriegsrepublik karikierte, gaben sich die Profiteure der Restauration empört, als er sich im "Tagebuch einer Schnecke" zum Reformismus bekannte, nahm man das auf der Linken Übel.
Dem Lesepublikum in aller Welt blieb er ein großer Autor. Vor einem Jahr, am 13. April 2014 ist Günter Grass verstorben. Anlass, eine Sendung mit dem Nobelpreisträger aus dem Jahr 2007 zu wiederholen, in der er sein Leben Revue passieren ließ.
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