Eine Behörde für den Meeresboden

Von Catherine Newmark · 31.08.2010
In Kingston, Jamaica, arbeitet eine kleine Behörde mit rund 40 Mitarbeitern. Ihre Aufgabe: die Verwaltung und der Schutz von etwa zwei Dritteln der Erdoberfläche. Nämlich den Meeresböden der Tiefsee.
Seit das internationale Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen 1994 in Kraft trat, ist das Meer als gemeinsames Erbe der Menschheit definiert, das es zu schützen gilt. Eine Folge dieses Seerechtsübereinkommens: die Schaffung einer Seeboden-Behörde, der "International Seabed Authority", kurz ISA. Diese kümmert sich um all jene Teile des Meeresbodens, auf die kein einzelner Staat Anspruch erhebt. Im Prinzip also alles ab 200 Seemeilen vor der Küste, da wo seerechtlich auch die hohe See beginnt. Allerdings können die Staaten das ihnen zugeschlagene Gebiet auf Antrag erweitern – es gibt bei der UNO eigens eine sogenannte "Festlandsockelgrenzkommission" – und die meisten tun dies auch.

Die "Seabed Authority" ist nicht nur klein, sondern hat auch eine schwierige Position. Sie steht irgendwo zwischen Wirtschaftsinteressen und Umweltschutz: Einerseits stellt sie Umweltregeln auf und schafft Schutzzonen, andererseits vergibt sie Lizenzen zur Erforschung des Meeresbodens an Staaten oder staatliche Konsortien, die hoffen, diesen eines Tages wirtschaftlich ausbeuten zu können.

Die Wissenschaftsjournalistin Sarah Zierul, Autorin des Buches "Kampf um die Tiefsee", sieht die "Seabed Authority" kritisch:

"Mein Eindruck ist: Die sind heillos überfordert. Die haben 30 Mitarbeiter für eine Fläche, die zwei Drittel der Erdoberfläche bedeckt, also Kontrollen haben die keine, Schiffe haben die keine, die können sich nur darauf verlassen, dass die Leute mitmachen nach ihrem System."

Das vollständige Interview mit Sarah Zierul:
Goldgräberstimmung am Meeresboden
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