Ein Pin-up-Kalender als Akt der Befreiung

Niko von Glasow im Gespräch mit Holger Hettinger · 10.08.2010
In "No Body's perfect" dokumentiert Niko von Glasow das Entstehen eines Pin-up-Kalenders mit Menschen, die Contergan geschädigt sind - genau wie der Regisseur selbst. Den Film, der vor zwei Jahren im Kino lief, zeigt die ARD nun im Fernsehen.
Der Film dokumentiert von Glasows' Begegnungen mit elf mutigen Menschen und ihrem außergewöhnlichen Schicksal. Leicht und humorvoll, ernst aber nie sentimental porträtiert Niko von Glasow die "Contis" und spricht mit ihnen über Kindheit, Jugend und das Erwachsenwerden, über Beziehungen und die Blicke der Anderen.

Dabei macht er auch vor sich und seinen Ängsten nicht Halt, denn "wenn ich cool wäre mit dem Thema Behinderung, würde ich diesen Film nicht machen", sagt er. Schließlich weicht die Angst davor, die Hüllen fallen zu lassen einem neuen Selbstbewusstsein. Der Pin-up-Kalender wird zum Akt der Befreiung.

Bekannt wurde Niko von Glasow durch seinen Film "Edelweißpiraten" über eine widerständlerische Jugendbande im Zweiten Weltkrieg.

Lesen Sie hier einen Ausschnitt aus dem Gespräch mit Niko von Glasow:

Holger Hettinger: Was hat Sie dazu bewogen, einen solch persönlichen Film zu drehen?

Niko von Glasow: Ehrlich gesagt, hat mich meine Frau dazu gezwungen. Sie hat gesagt: Niko, Du musst das jetzt endlich machen! Ich hab mich um alle möglichen Themen gekümmert in meinen Spielfilmen, nur nicht um das Thema, um das sich mein Leben und das der Menschen um mich herum dreht, nämlich dass ich kurze Arme hab durch Contergan. Also ich habe das schlichtweg ausgeblendet. Und dann wollte der WDR von mir einen Film über Contergan. Und dann habe ich erstmal gesagt: Nein, das mache ich bestimmt nicht! Ich bin Regisseur und meinetwegen Vater und Deutscher, aber ich lass mich nicht auf Contergan reduzieren. Und dann kam eben meine Frau und hat gesagt: Nix da! Du machst das, weil es wird Zeit, dass Du mal Deiner Wirklichkeit ins Auge guckst!

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 10.1.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
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