Ein neuer Superlativ an Literaturzentrum
Das neue "Literaturmuseum der Moderne", kurz LiMo, wird auf 1.000 qm eine Dauer- und verschiedene Sonderausstellungen bieten. Die Dauerausstellung wird wichtige Stücke zeigen aus den über 1.000 Dichternachlässen, die das Deutsche Literaturarchiv Marbach beherbergt.
Da steht es also! Das neue "Literaturmuseum der Moderne", das sich kurz und einfach LiMo nennt. Es ist Deutschlands einziges Haus dieser Art. Direkt daneben liegen das Schiller-Nationalmuseum und das Deutsche Literaturarchiv. Die Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts in dem einem Haus, die des 20. in einem anderen, keine Frage, ein neuer Superlativ an Literaturzentrum ist hier entstanden. Ulrich Raulff, der Leiter des Deutschen Literaturarchivs:
"Es wird unser zweites großes Museum auf der Schillerhöhe sein. Das erste ist das Schiller-Nationalmuseum aus dem Jahr 1903. Im Zentrum von dessen Ausstellungspraxis stand natürlich immer "Schiller und seine Zeit". Dieses neue Museum, das Literaturmuseum der Moderne, richtet sich auf die Literatur des 20. Jahrhunderts. Die ja mittlerweile den Löwenanteil unserer Bestände ausmacht. Denn 80 Prozent unserer Bestände sind ja nicht "Schiller und seine Zeit", sondern aus dem 20. Jahrhundert. Und wiederum 80 Prozent der Benutzer, die zu uns kommen, arbeiten an Beständen aus dem 20. Jahrhundert. Und jetzt auch schon aus dem beginnenden 21. Jahrhundert. Diesem Zeitraum, dem Zeitraum der literarischen Moderne, ist dieses Museum gewidmet."
Majestätisch und elegant erhebt sich der Bau auf der so genannten Schiller-Höhe. Mit feinen Betonstreben als Stützer ist er von außen schon klar gegliedert, eine Klarheit, die sich im Eingangsbereich fortsetzt, der nur Kasse, Foyer und Vortragssaal aufweist. Unten dann der unterirdische Ausstellungssaal für die lichtempfindlichen Manuskripte.
Neben dem Hauptsaal gibt es hier noch kleinere Kabinette, die die intime Begegnung mit einzelnen Objekten ermöglichen. Muschelkalkplatten bilden den Boden, Sichtbeton die Wände, hohe Flügeltüren und dicker Filz schaffen eine Atmosphäre von Ruhe und Noblesse - keine Frage: es ist ein gelungener Bau für die Begegnung mit der Literatur.
"Es wird eine große Dauerausstellung geben zur Literatur des 20. Jahrhunderts und daneben große Sonderausstellungen. Für die es drei große Räume gibt. Ich denke, wir werden auch einen neuen Spielplan entwickeln für unsere Ausstellungen. Denn die Tatsache, dass wir in Zukunft zwei Museen, und zwei so unterschiedliche Museen, nebeneinander haben, wird uns dazu nötigen, eine neue Choreografie von Ausstellungen zu entwickeln. Die teilweise auch über beide Häuser weg zu spielen."
Das neue "Literaturmuseum der Moderne" wird auf 1.000 qm eine Dauer- und verschiedene Sonderausstellungen bieten. Die Dauerausstellung wird wichtige Stücke zeigen aus den über 1.000 Dichternachlässen, die das Deutsche Literaturarchiv Marbach beherbergt, das gerade seinen 50. Geburtstag gefeiert hat und das Deutschlands erste Adresse ist.
Fertige oder in Arbeit befindliche Manuskripte werden zu sehen sein, darunter so wertvolle Stücke wie Kafkas "Prozess", Döblins "Berlin Alexanderplatz" oder Kästners "Emil und die Detektive". Die Manuskripte wird man in Papierform sehen können, aber auch als Word-Datei. Wie bei Thomas Strittmatter, dessen Atari-Computer ausgestellt sein wird. Daneben gibt es Privates und Kuriosa zu sehen: Schreibwerkzeuge, Briefe, Fotoalben, Notizbücher, aber auch schreibbefördernde Mittel wie Pfeife oder ein warmer Schal. Oder aber die Zettelkästen von solchen Geistesgrößen wie dem Philosophen Hans Blumenberg oder die Schere seines Kollegen Hans-Georg Gadamer.
Johann Heinrich Tischbein, dem Goethe-Porträtisten, wird eine kleine Sonderausstellung gewidmet sein. Sie wird im Sommer beginnen. Genauso wie das Projekt "GPS. Karten aus erster Hand". Ist letztere Ausstellung ein Hinweis auf die Zukunft des Literaturmuseums im Zeitalter des Digitalen?
Ulrich Raulff: "Momentan kommen die meisten Nachlässe, auch Vorlässe, doch noch auf Papier bei uns an. Nicht alle handschriftlich, und selbst das meiste von dem, was ursprünglich mit dem Computer geschrieben ist, kommt dann als Ausdruck. Denn der Computer hat uns ja nicht mit einem Schlag ins digitale und elektronische Zeitalter befördert. Sondern er hat uns im Grunde ja, wie wir alle aus täglicher Praxis wissen, erst recht ins Zeitalter des Papiers befördert. Insofern ist das nur mit Vorsicht zu genießen, eine Aussage wie: "Ja, jetzt kommt alles nur noch digital." Oder: "Jetzt kommt alles nur noch auf Diskette." Aber in der Tat: Wir haben schon die ersten Nachlässe und Vorlässe in elektronischer Form. Wir haben zum Beispiel den Nachlass des Dichters Thomas Strittmatter in Form seines alten Atari-Computers und der dazugehörigen Disketten."
Die Marbacher Schillerhöhe setzt damit unter Ulrich Raulff, der seit einen Jahr die Geschäfte leitet und zu Deutschlands führenden Intellektuellen gehört, den begonnenen Kurs einer vorsichtigen Öffnung hin auf ein größeres Publikum fort. Weg aus dem Elfenbeinturm, für den der Ort, die erhabene Marbacher Höhe, lange Jahre so typisch war.
Es wird viele Veranstaltungen geben auch aus anderen Kunstbereichen wie Tanz oder Musik, dazu Vorträge zu praktischen Themen rund ums Schreiben und Lesen. "Wie arbeitet die Fantasie?", "Wie liest man eigentlich? Was passiert im Gehirn?" als Beispiele. Aus dem "Gral der Germanstik", als der die Schiller-Höhe gilt, wird so vielleicht ein Hort der Literaturfreunde, die nicht unbedingt Wissenschaftler und Forscher sind, Marbach wird so neues Leben bekommen! Die Literatur dankt.
"Es wird unser zweites großes Museum auf der Schillerhöhe sein. Das erste ist das Schiller-Nationalmuseum aus dem Jahr 1903. Im Zentrum von dessen Ausstellungspraxis stand natürlich immer "Schiller und seine Zeit". Dieses neue Museum, das Literaturmuseum der Moderne, richtet sich auf die Literatur des 20. Jahrhunderts. Die ja mittlerweile den Löwenanteil unserer Bestände ausmacht. Denn 80 Prozent unserer Bestände sind ja nicht "Schiller und seine Zeit", sondern aus dem 20. Jahrhundert. Und wiederum 80 Prozent der Benutzer, die zu uns kommen, arbeiten an Beständen aus dem 20. Jahrhundert. Und jetzt auch schon aus dem beginnenden 21. Jahrhundert. Diesem Zeitraum, dem Zeitraum der literarischen Moderne, ist dieses Museum gewidmet."
Majestätisch und elegant erhebt sich der Bau auf der so genannten Schiller-Höhe. Mit feinen Betonstreben als Stützer ist er von außen schon klar gegliedert, eine Klarheit, die sich im Eingangsbereich fortsetzt, der nur Kasse, Foyer und Vortragssaal aufweist. Unten dann der unterirdische Ausstellungssaal für die lichtempfindlichen Manuskripte.
Neben dem Hauptsaal gibt es hier noch kleinere Kabinette, die die intime Begegnung mit einzelnen Objekten ermöglichen. Muschelkalkplatten bilden den Boden, Sichtbeton die Wände, hohe Flügeltüren und dicker Filz schaffen eine Atmosphäre von Ruhe und Noblesse - keine Frage: es ist ein gelungener Bau für die Begegnung mit der Literatur.
"Es wird eine große Dauerausstellung geben zur Literatur des 20. Jahrhunderts und daneben große Sonderausstellungen. Für die es drei große Räume gibt. Ich denke, wir werden auch einen neuen Spielplan entwickeln für unsere Ausstellungen. Denn die Tatsache, dass wir in Zukunft zwei Museen, und zwei so unterschiedliche Museen, nebeneinander haben, wird uns dazu nötigen, eine neue Choreografie von Ausstellungen zu entwickeln. Die teilweise auch über beide Häuser weg zu spielen."
Das neue "Literaturmuseum der Moderne" wird auf 1.000 qm eine Dauer- und verschiedene Sonderausstellungen bieten. Die Dauerausstellung wird wichtige Stücke zeigen aus den über 1.000 Dichternachlässen, die das Deutsche Literaturarchiv Marbach beherbergt, das gerade seinen 50. Geburtstag gefeiert hat und das Deutschlands erste Adresse ist.
Fertige oder in Arbeit befindliche Manuskripte werden zu sehen sein, darunter so wertvolle Stücke wie Kafkas "Prozess", Döblins "Berlin Alexanderplatz" oder Kästners "Emil und die Detektive". Die Manuskripte wird man in Papierform sehen können, aber auch als Word-Datei. Wie bei Thomas Strittmatter, dessen Atari-Computer ausgestellt sein wird. Daneben gibt es Privates und Kuriosa zu sehen: Schreibwerkzeuge, Briefe, Fotoalben, Notizbücher, aber auch schreibbefördernde Mittel wie Pfeife oder ein warmer Schal. Oder aber die Zettelkästen von solchen Geistesgrößen wie dem Philosophen Hans Blumenberg oder die Schere seines Kollegen Hans-Georg Gadamer.
Johann Heinrich Tischbein, dem Goethe-Porträtisten, wird eine kleine Sonderausstellung gewidmet sein. Sie wird im Sommer beginnen. Genauso wie das Projekt "GPS. Karten aus erster Hand". Ist letztere Ausstellung ein Hinweis auf die Zukunft des Literaturmuseums im Zeitalter des Digitalen?
Ulrich Raulff: "Momentan kommen die meisten Nachlässe, auch Vorlässe, doch noch auf Papier bei uns an. Nicht alle handschriftlich, und selbst das meiste von dem, was ursprünglich mit dem Computer geschrieben ist, kommt dann als Ausdruck. Denn der Computer hat uns ja nicht mit einem Schlag ins digitale und elektronische Zeitalter befördert. Sondern er hat uns im Grunde ja, wie wir alle aus täglicher Praxis wissen, erst recht ins Zeitalter des Papiers befördert. Insofern ist das nur mit Vorsicht zu genießen, eine Aussage wie: "Ja, jetzt kommt alles nur noch digital." Oder: "Jetzt kommt alles nur noch auf Diskette." Aber in der Tat: Wir haben schon die ersten Nachlässe und Vorlässe in elektronischer Form. Wir haben zum Beispiel den Nachlass des Dichters Thomas Strittmatter in Form seines alten Atari-Computers und der dazugehörigen Disketten."
Die Marbacher Schillerhöhe setzt damit unter Ulrich Raulff, der seit einen Jahr die Geschäfte leitet und zu Deutschlands führenden Intellektuellen gehört, den begonnenen Kurs einer vorsichtigen Öffnung hin auf ein größeres Publikum fort. Weg aus dem Elfenbeinturm, für den der Ort, die erhabene Marbacher Höhe, lange Jahre so typisch war.
Es wird viele Veranstaltungen geben auch aus anderen Kunstbereichen wie Tanz oder Musik, dazu Vorträge zu praktischen Themen rund ums Schreiben und Lesen. "Wie arbeitet die Fantasie?", "Wie liest man eigentlich? Was passiert im Gehirn?" als Beispiele. Aus dem "Gral der Germanstik", als der die Schiller-Höhe gilt, wird so vielleicht ein Hort der Literaturfreunde, die nicht unbedingt Wissenschaftler und Forscher sind, Marbach wird so neues Leben bekommen! Die Literatur dankt.