Ein Blick zurück

Von Jörg Taszman · 07.03.2007
Volker Schlöndorff erzählt in seinem Film "Strajk" die Geschichte einer von Katharina Thalbach gespielten polnischen Kranfahrerin. Indem sie aufmuckt, wird sie zum Auslöser der Streiks, die in die Gründung der "Solidarnosc" münden. Der Film "Bobby" stellt den Politiker Robert F. Kennedy in den Mittelpunkt, der wie zuvor sein legendärer Bruder einem Attentat zum Opfer fiel.
Strajk - Die Heldin von Danzig
Deutschland 2006, Regie: Volker Schlöndorff, Darsteller: Katharina Thalbach, Andrzej Chyra, ab zwölf Jahren

Das Problem des Films liegt schon im Titel. Einen Film über "Helden"zu drehen, das ist nicht Volker Schlöndorffs Stärke. Brav bebildert und viel zu konventionell erzählt der deutsche Regisseur mit einer Affinität zum französischen Kulturkreis die Geschichte einer Polin auf der Danziger Leninwerft, die aufmuckt und zum Auslöser der Streiks wird, die in die Gründung der unabhängigen Gewerkschaft "Solidarnosc" münden.

Katharina Thalbach spielt die Schweißerin Agnieszka, die zunächst permanent als Heldin der Arbeit ausgezeichnet wird, dann Kranfahrerin wird und sich auflehnt, stur ihren eigenen Weg geht und sich mit den offiziellen Gewerkschafts- und Parteiführern überwirft.

Der wahrhaft politischen Brisanz des Stoffes wird der politisch überkorrekte Film nicht gerecht. Katharina Thalbach ist außerdem eine völlige Fehlbesetzung, schon allein deshalb weil sie zu Beginn des Films zu alt für die Rolle ist und den Werdegang über 20 Jahre spielen muss, von 1961 bis 1980. Und so wirkt der ganze Film nie glaubwürdig, sondern ständig nur bemüht. Biederes Kino, dass den Zuschauer permanent unterfordert.

"Bobby - Sie alle hatten einen Traum"
USA 2006, Regie: Emilio Estevez, Darsteller: Anthony Hopkins, Demi Moore, William H. Macy, Sharon Stone, Harry Belafonte, ab zwölf Jahren

Der letzte Tag des Robert F. Kennedy erzählt in 22 Einzelschicksalen von Menschen im Hotel Atlantic, die am Ende fast alle Zeugen des Mordes am demokratischen Präsidentschaftskandidaten werden.

Der epische Reigen rückt ganz normale mexikanische Tellerwäscher, junge weiße Wahlhelfer oder höhere Angestellte des Hotels in den Mittelpunkt. Es geht um Träume, Hoffnungen und Enttäuschugen, Themen wie Rassismus, Toleranz, Drogen, Ehebruch. Gespickt mit Stars wie Sharon Stone, Demi Moore, Anthony Hopkins, Harry Belafonte, Martin Sheen u.a. vermag "Bobby” durchaus zu überzeugen auch wenn der Vergleich zu den besser montierten oder erzählten Gesellschaftsporträts eines Robert Altmann zu Ungunsten von "Bobby” ausgeht.

Immerhin gelingt es dem Schauspieler Emilio Estevez Qualitäten als Regisseur aufzuzeigen und einen Mann in den Mittelpunkt zu rücken, den man im Film nur in Archivaufnahmen sieht oder hört: Robert F. Kennedy; ein Mann, der mit Sicherheit für ein anderes und wie der Film ganz klar aussagt, auch besseres Amerika stand.
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