Ein bisschen Farbe in München
Polina Lapkovskaja ist eine der umtriebigsten Musikerinnen aus München. Sie spielt Bass in Pop-Formationen wie Kamerakino und Munk, macht Theater-Musik und vertont Hörspiele. Polina Lapkovskaja ist eine schillernde Persönlichkeit, die man vielleicht eher im künstlerisch umtriebigeren Berlin erwarten würde.
Ein runtergekommener Altbau unweit der Münchner Oktoberfest-Theresienwiese. Hinterhof, Hausflur, Holztreppe, 4. Stock: Eine mit Konzert-Flyern beklebte gelbe Metalltür.
Der Duft von Kaffee und Zigarettenqualm durchzieht eine Wohnküche. Das Hinterzimmer ist verstaubt und verwinkelt. Verstärker stehen auf dem Fußboden. An der Wand hängen arabische Saiteninstrumente.
Hier probt Polina Lapkovskaja. Freunde nennen sie liebevoll Polly. Pollyester heißt ihre Band - zusammen gecastet aus befreundeten Musikern. Mit dem E-Bass um die Schultern demonstriert sie eine ihrer Kompositionen: Indian - ein pulsierendes Krautrock-Mantra.
"Du hast nur einen Rhythmus: Bub-bub-bub, bub-bub-bub... Über die Strecke hinweg beginnt das, eine rund laufende Maschine zu ergeben, die dann wieder Raum macht für Melodien. Oder für etwas, was man dem entgegensetzten kann. Man stelle sich vor, der Bass wäre ein Sequenzer. Das geht so."
"Und nach einer Weile bekomme ich dann Lust, das zu akzentuieren (spielt), oder andere Rhythmiken reinzubringen (spielt), oder ich lasse einfach mal was weg."
"Ich möchte gerne wissen, wo die Musik herkommt."
"Ich habe mir jetzt eigentlich angewöhnt, den Gedanken zu pflegen, dass alle Musik immer da ist, und dass man als Musiker die Aufgabe hat, sie im wahrsten Sinne zu entdecken, aufzudecken - an Stellen, wo sie kollidiert mit etwas so Brisantem in deinem Leben. Und dann wird es real und hörbar."
Im wirklichen Leben wohnt Polina Lapkovskaja in München-Sendling. Das Aroma von Ingwertee zieht durch die Altbauwohnung. Alle Zimmertüren stehen offen. In der Küche am Ende des Flurs hängt eine 60er-Jahre-Deckenlampe - bestückt mit farbigen Glühbirnen.
"Mir ist die meiste Zeit über alles zu grau und zu langweilig. Meine Vorstellung von den Idealen ist sehr, sehr viel bunter als ich das vorfinde, in meiner Umwelt."
Polina Lapkovskaja trägt an beiden Mittelfingern Ringe, an denen mintgrüne und orangene Glaskugeln baumeln. Roter Lippenstift. Hüftlanges und tiefschwarzes Haar mit Pony-Frisur. In bunten, quer gestreiften Wollleggins geht sie durch das purpurrot gestrichene Schlafzimmer in den Nebenraum. Die Wände: flaschengrün.
"Das ist das Kinderzimmer von der Juno. Meiner kleinen Tochter. Ich gebe zu, dass ich mit einem weinenden Auge dieses Zimmer verlassen habe, das früher mal das Bügelbrett-Studio war. Da standen zwei Bügelbretter, worauf meine ganzen Synthesizer und Instrumente standen. Und das war mein kleines Musiklabor."
Das Experimentieren mit Musik ist Polina Lapkovskaja in die Wiege gelegt: Der Vater Jazzpianist in Südfrankreich, die Mutter Dirigentin und Chorleiterin an der Städtischen Sing- und Musikschule München. Ihre ein Jahr jüngere Schwester Anna ist Mezzosopranistin an der Staatsoper Berlin. Für sich selbst hat Polina Lapkovskaja den Bass entdeckt.
"Ich hatte immer schon am Klavier das kleine Problem, dass ich mit der linken Hand ein bisschen zu laut war. Das konnte mir auch keiner so richtig austreiben. Da ich immer schon zu den tiefen Frequenzen tendiert habe, stand dann irgendwann fest: es muss etwas Bassiges werden."
Polina Lapkovskaja ist 1982 im weißrussischen Minsk geboren. Anfang der 90er-Jahre kommt sie als Scheidungskind mit ihrer Dirigenten-Mutter in das bayerische München. Ein Neustart über die klassische Musik in Deutschland. Polina Lapkovskaja besucht ein musisches Gymnasium, lernt Klavier, bricht die Schule ab. Am Musikkonservatorium wechselt sie zum Kontrabass. Mit 17: Der erste E-Bass, ein Geschenk von ihrem Vater. Das Studium schmeißt sie auch hin. Sie spielt lieber in ihrer ersten Band: Kamerakino.
"Ich bin mit Dostojevski-Büchern aufgewachsen und hab das auch sehr gepflegt als ich nach München kam. Da habe ich mich ordentlich durchgegraben und liebe das auch sehr: Diese zur Psychose neigende Melancholie ist eigentlich etwas, das mir sehr vertraut ist."
Traurigkeit und Melancholie begegnet Polina Lapkovskaja mit Musik und Tatendrang: Hörspielproduktionen, Theatermusik, Party und Performance. Seit 2003 bringt sie einmal im Monat zusammen mit DJ Mooner, ihrem Ehemann, und zwei Mitstreitern etwas Farbe in manch graue Münchner Clubnacht. Zombocombo nennen sie ihre Veranstaltungsreihe. Motto und Verkleidung treffen dabei auf Tanzfläche und Diskokugel. Der Party-Höhepunkt einer jeden Zombocombo: Ein Live-Hörspiel.
Hypnotisierend: die Musik. Farbenfroh: die Accessoires. Das Leben und Schaffen von Polina Lapkovskaja ist ein Oszillieren zwischen Melodie und Harmonie, Melancholie und Humor. Am liebsten verwandelt sie die Disko in eine begehbare Kulisse mit Requisiten wie aus einem B-Movie und Kostümen zum jeweiligen Themenabend: Mittelalter, Esoterik-Messe, Baby-Boom.
"Da hatten wir einmal eine Live-Geburt performt. Wo ich natürlich als einzige Frau in der Runde dann die Gebärende war. (lacht) Ich lag auf einem Tisch und hatte meinen Bass umgeschnallt und hab gleichzeitig gespielt, gekreischt und geboren."
Der Duft von Kaffee und Zigarettenqualm durchzieht eine Wohnküche. Das Hinterzimmer ist verstaubt und verwinkelt. Verstärker stehen auf dem Fußboden. An der Wand hängen arabische Saiteninstrumente.
Hier probt Polina Lapkovskaja. Freunde nennen sie liebevoll Polly. Pollyester heißt ihre Band - zusammen gecastet aus befreundeten Musikern. Mit dem E-Bass um die Schultern demonstriert sie eine ihrer Kompositionen: Indian - ein pulsierendes Krautrock-Mantra.
"Du hast nur einen Rhythmus: Bub-bub-bub, bub-bub-bub... Über die Strecke hinweg beginnt das, eine rund laufende Maschine zu ergeben, die dann wieder Raum macht für Melodien. Oder für etwas, was man dem entgegensetzten kann. Man stelle sich vor, der Bass wäre ein Sequenzer. Das geht so."
"Und nach einer Weile bekomme ich dann Lust, das zu akzentuieren (spielt), oder andere Rhythmiken reinzubringen (spielt), oder ich lasse einfach mal was weg."
"Ich möchte gerne wissen, wo die Musik herkommt."
"Ich habe mir jetzt eigentlich angewöhnt, den Gedanken zu pflegen, dass alle Musik immer da ist, und dass man als Musiker die Aufgabe hat, sie im wahrsten Sinne zu entdecken, aufzudecken - an Stellen, wo sie kollidiert mit etwas so Brisantem in deinem Leben. Und dann wird es real und hörbar."
Im wirklichen Leben wohnt Polina Lapkovskaja in München-Sendling. Das Aroma von Ingwertee zieht durch die Altbauwohnung. Alle Zimmertüren stehen offen. In der Küche am Ende des Flurs hängt eine 60er-Jahre-Deckenlampe - bestückt mit farbigen Glühbirnen.
"Mir ist die meiste Zeit über alles zu grau und zu langweilig. Meine Vorstellung von den Idealen ist sehr, sehr viel bunter als ich das vorfinde, in meiner Umwelt."
Polina Lapkovskaja trägt an beiden Mittelfingern Ringe, an denen mintgrüne und orangene Glaskugeln baumeln. Roter Lippenstift. Hüftlanges und tiefschwarzes Haar mit Pony-Frisur. In bunten, quer gestreiften Wollleggins geht sie durch das purpurrot gestrichene Schlafzimmer in den Nebenraum. Die Wände: flaschengrün.
"Das ist das Kinderzimmer von der Juno. Meiner kleinen Tochter. Ich gebe zu, dass ich mit einem weinenden Auge dieses Zimmer verlassen habe, das früher mal das Bügelbrett-Studio war. Da standen zwei Bügelbretter, worauf meine ganzen Synthesizer und Instrumente standen. Und das war mein kleines Musiklabor."
Das Experimentieren mit Musik ist Polina Lapkovskaja in die Wiege gelegt: Der Vater Jazzpianist in Südfrankreich, die Mutter Dirigentin und Chorleiterin an der Städtischen Sing- und Musikschule München. Ihre ein Jahr jüngere Schwester Anna ist Mezzosopranistin an der Staatsoper Berlin. Für sich selbst hat Polina Lapkovskaja den Bass entdeckt.
"Ich hatte immer schon am Klavier das kleine Problem, dass ich mit der linken Hand ein bisschen zu laut war. Das konnte mir auch keiner so richtig austreiben. Da ich immer schon zu den tiefen Frequenzen tendiert habe, stand dann irgendwann fest: es muss etwas Bassiges werden."
Polina Lapkovskaja ist 1982 im weißrussischen Minsk geboren. Anfang der 90er-Jahre kommt sie als Scheidungskind mit ihrer Dirigenten-Mutter in das bayerische München. Ein Neustart über die klassische Musik in Deutschland. Polina Lapkovskaja besucht ein musisches Gymnasium, lernt Klavier, bricht die Schule ab. Am Musikkonservatorium wechselt sie zum Kontrabass. Mit 17: Der erste E-Bass, ein Geschenk von ihrem Vater. Das Studium schmeißt sie auch hin. Sie spielt lieber in ihrer ersten Band: Kamerakino.
"Ich bin mit Dostojevski-Büchern aufgewachsen und hab das auch sehr gepflegt als ich nach München kam. Da habe ich mich ordentlich durchgegraben und liebe das auch sehr: Diese zur Psychose neigende Melancholie ist eigentlich etwas, das mir sehr vertraut ist."
Traurigkeit und Melancholie begegnet Polina Lapkovskaja mit Musik und Tatendrang: Hörspielproduktionen, Theatermusik, Party und Performance. Seit 2003 bringt sie einmal im Monat zusammen mit DJ Mooner, ihrem Ehemann, und zwei Mitstreitern etwas Farbe in manch graue Münchner Clubnacht. Zombocombo nennen sie ihre Veranstaltungsreihe. Motto und Verkleidung treffen dabei auf Tanzfläche und Diskokugel. Der Party-Höhepunkt einer jeden Zombocombo: Ein Live-Hörspiel.
Hypnotisierend: die Musik. Farbenfroh: die Accessoires. Das Leben und Schaffen von Polina Lapkovskaja ist ein Oszillieren zwischen Melodie und Harmonie, Melancholie und Humor. Am liebsten verwandelt sie die Disko in eine begehbare Kulisse mit Requisiten wie aus einem B-Movie und Kostümen zum jeweiligen Themenabend: Mittelalter, Esoterik-Messe, Baby-Boom.
"Da hatten wir einmal eine Live-Geburt performt. Wo ich natürlich als einzige Frau in der Runde dann die Gebärende war. (lacht) Ich lag auf einem Tisch und hatte meinen Bass umgeschnallt und hab gleichzeitig gespielt, gekreischt und geboren."