Dynamo Dresden und HSV

Zwei Traditionsvereine wollen wieder nach oben

24:05 Minuten
Moment der Stille: Das Dynamo-Stadion während der Schweigeminute für Jörg Stübner.
Moment der Stille: Das Dynamo-Stadion 2019 während der Schweigeminute für den verstorbenen Spieler Jörg Stübner. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Robert Michael
Von Knut Benzner · 24.01.2021
Audio herunterladen
Die Fußballvereine Dynamo Dresden und HSV verbindet eine Vergangenheit mit Höhen und Tiefen – und der Wunsch, wieder in höhere Ligen aufzusteigen. Zwei Klubs, für die es zurzeit nicht allzu rosig aussieht.
Traditionsvereine gibt es wie Sand am Meer. Wie wird man Traditionsverein? Wer entscheidet, wann man Traditionsverein ist? Und warum hat es den Anschein, dass manche Teams von vornherein überhaupt gar kein Traditionsverein werden können? Beziehungsweise: Ist das tatsächlich so?
Ist die – nur ein Beispiel –, ist die TSG 1899 Hoffenheim ein Traditionsverein? Nein? Obwohl, wie die Jahreszahl andeutet, bereits 1899 gegründet? 2005 wurde deren Fußballabteilung in die TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH ausgegliedert.
2014 stimmten 86,9 Prozent der Mitglieder des Hamburger SV e. V. für eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung in die HSV Sport AG, die in die HSV Fußball AG umbenannt wurde.
RB Leipzig ist kein Traditionsverein, richtig?

Dynamo – Verein mit großer DDR-Vergangenheit

Sven Geisler, 54, arbeitet seit 25 Jahren für die Sächsische Zeitung, seit 20 Jahren in der Sportredaktion. Er hat als Autor und Co-Autor fünf Bücher über Dynamo Dresden geschrieben, "Dynamos vergessene Helden", "Legenden, Schicksale, Geschichten" oder "Dynamo Dresden – 65 Geschichten: voller Leidenschaft und Tradition".
"Ja, es geht vorrangig natürlich um die Dynamo-Geschichte", sagt er, "wobei die in den meisten Fällen auch erzählt ist an Menschen, durch Porträts von Spielern, Funktionären, Beteiligten aller Art, zuletzt zum Beispiel über die Zeit in der Bundesliga."
Dynamo Dresden war 1995 aus der Bundesliga abgestiegen. Spieler, Funktionäre, Beteiligte aller Art, wie Geisler gerade sagte, gab es seit 1990 – sagen wir, seit 1989 – bis heute viele.
Dynamo Dresden war achtmal Meister der höchsten Spielklasse der DDR-Oberliga, achtmal Vize-Meister, siebenmal Pokalsieger, dazu viermaliger Pokalfinalist. Die goldenen Jahre? Die Siebziger und Achtziger. Klaus Sammer, Dörner, Kreische, Weber, Kotte, Trautmann, Minge. Jörg Stübner: 47 Länderspiele, verstorben im Juni 2019, einer, der mit der neuen Zeit nicht zurechtkam, das Leben ist eben kein Fußballspiel. Die Trainer: Fritzsch, Prautzsch, Klaus Sammer, Geyer.
Dynamo-Spieler Jörg Stübner (rechts) und Ulf Kirsten beim Spiel gegen Magdeburg.
In Aktion: Dynamo-Spieler Jörg Stübner (rechts) und Ulf Kirsten beim Spiel gegen Magdeburg. © picture alliance / Fritz Rust | Fritz Rust

Nach der Wende strauchelt der Verein

Die Wende, die politische, die kulturelle, die finanzielle, die sportliche. Insbesondere die sechs Mannschaften, die ab 1991 in der zweiten, sowie die beiden Mannschaften, die in der Bundesliga spielen sollten, Hansa Rostock und Dynamo Dresden, waren überfordert. Sven Geisler:
"Das waren die Vereine, die waren logistisch, organisatorisch, finanziell auf diesen Systemwechsel nicht vorbereitet. Sie wurden dabei nicht ausreichend unterstützt. Möglicherweise hätten sie sich auch nicht helfen lassen, außer eben von bestimmten Personen, die sich großzügig als Gönner präsentiert haben, wo dann leider oft wenig dahinter war. Aber es stimmt, die Vereine waren strukturell darauf nicht ausgerichtet, was überhaupt nichts mit der sportlichen Qualität, mit der sportlichen Seite zu tun hat. Was natürlich dazukam, war das Ausbluten, dass die besten Spieler eben dann tatsächlich die Chance wahrgenommen haben, im Westen für mehr Geld zu spielen."
Wie Matthias Sammer, Ulf Kirsten, Matthias Döschner, Andreas Trautmann, Hans-Uwe Pilz.

Otto der Große bei Dynamo Dresden

Die "bestimmte Person", die sich im Fall Dynamo als Gönner präsentierte, war der Frankfurter Kneipenbesitzer, Boxveranstalter und Bauunternehmer Rolf-Jürgen Otto, damals 53: Otto der Große. Der Mann wurde Schatzmeister.
Wolf-Rüdiger Ziegenbalg, damaliger Präsident, dachte: "Rustikaler und cholerischer Typ, der in diese Fußballwelt passt." Ziegenbalg irrte sich. Otto, der im Bellevue in einer Suite residierte und im Bademantel empfing, entmachtete Ziegenbalg und wurde selbst Präsident. Die Folge: Trainer kamen, Trainer gingen. Nein, umgekehrt: Trainer gingen, in der Regel unfreiwillig. Trainer kamen. Spieler kamen. Spieler gingen. Geld ging. Dass Geld kam, war die Ausnahme. Otto war das Synonym des "Wessis", der 1991 über die "Ossis" hergefallen war.
"Aus Sicht von Dynamo Dresden war es so: Der Verein hat sich von diesen Machenschaften, die damals gelaufen sind, lange nicht erholen können."

Zwei Jahrzehnte lang. Otto zockte auf der Rennbahn und in der Spielhalle, er veruntreute Geld aus der eigenen Baufirma, war Stadtrat der FDP, vergraulte Vereinsidole wie Reinhard Häfner, Klaus Sammer und Ralf Minge – den gleich zwei Mal.
Dynamo-Präsident Rolf-Jürgen Otto vor dem Spiel gegen Werder Bremen.
Endlich Bundesliga: Dynamo-Präsident Rolf-Jürgen Otto (li.) 1994 vor dem Spiel gegen Werder Bremen.© picture alliance / Thomas Lehmann | Thomas Lehmann
"Natürlich macht es für jeden Traditionsverein, für jeden Verein Sinn, die Kompetenz aus den eigenen Reihen zu nutzen, das hat Dynamo jahrelang tatsächlich verpasst. Bis vor Kurzem war Ralf Minge als Sportgeschäftsführer aktiv. Das ist eine Vereinslegende, einer, der hier alles erlebt hat, in verschiedenen Funktionen im Verein war, aber zwischenzeitlich eben auch weg war, ja, sein musste, und wiedergekommen ist – und also wie gesagt: Wenn man diese Kompetenz nicht nutzt, dann ist man selber schuld."
Kreische, 73, und Dörner, er wird 70, waren Spieler, Trainer und Funktionäre im Verein. Kreische, vierfacher Torschützenkönig der Oberliga, 50 Länderspiele, ist im Nachwuchsbereich tätig; Dörner, 100 Länderspiele, ist Mitglied im Aufsichtsrat.
"Gott sei Dank spielt Dixie Dörner überhaupt eine Rolle wieder im Verein, weil: Das war eben das, was ich meinte – lange nicht so. 2013 wurde er dann in den Aufsichtsrat gewählt. Seitdem gibt er dort seine Expertise in sportlichen Fragen weiter, bringt seine Erfahrung ein. Er ist für die Fans sowieso nach wie vor eine Legende, ein Idol, mit seiner Person kann er Türen öffnen, ist er ein Aushängeschild, eine Identitätsfigur."
Und Minge? Hat sich zurückgezogen.
"Ja natürlich, also ist ja sein gutes Recht zu sagen, ich ziehe mich jetzt zurück und bin jetzt erst einmal Privatperson, und er hat auch uns bisher kein Interview gegeben."
Den Abstieg 2020 lastete man ihm als Sportdirektor an.
Noch einmal Rolf-Jürgen Otto: Der wurde 1995 in seiner Suite verhaftet. Als er 2016 75-Jährig starb, ließ seine Witwe über der Traueranzeige schreiben: "Sein Leben war schön, aber teuer."

Ständige Trainerwechsel

Die Trainer gingen und kamen weiter: War Reinhard Häfner, Goldmedaillengewinner des olympischen Fußballturniers 1976 in Montreal, Kanada… war Reinhard Häfner der, der Dynamo in die Bundesliga geführt hatte, wurde er gleich darauf wegen ungenügender Leistungen entlassen.
Es folgten 36 andere. Altinternationale aus beiden Teilen Deutschlands, mal für ein paar Wochen, mal für ein paar Monate:
"Das liegt natürlich ganz besonders am Erfolg oder eben am Nicht-Erfolg, bei Dynamo kommt noch dazu – und sicherlich auch irgendwo beim HSV, vielleicht sind die Vereine da vergleichbar –, dass die Erwartungen aus der Vergangenheit, aus den Erfolgen von einst herrühren, und aktuell handelnde Personen inklusive Trainer daran gemessen werden."
Klaus Sammer: "Ich hatte natürlich nicht das Glück, dass ich gleich im Länderbereich eingesetzt worden bin, weil ich parteilos war, nicht so wie der Genosse Geyer oder wie der Genosse Prautzsch, habe knapp zehn Jahre im Nachwuchs gearbeitet, und es war ja so, es waren ja immer einige Trainer da, die aus der BRD gekommen sind, und dort hat der Trainer, der vor mir dran war, der hat hingeschmissen, der stammte übrigens aus Hamburg, der war vorher bei St. Pauli."
Helmut Schulte somit. "Und ich war eingesetzt als Manager und normalerweise hätte ich nie zugesagt in dieser Richtung, habe ich aber gesagt, was die bringen, bringst du auch – und du machst jetzt Trainer. So, gut, habe ich gesagt. Ist okay. Ich war an und für sich froh, dass ich den Manager losgeworden bin und dann bin ich Trainer geworden."
Klaus Sammer, 79, 1965 bis 1975 Spieler bei Dynamo, und zweimal Trainer: 1983 bis 1986 sowie acht Monate lang 1992/93 – entlassen von erwähntem Rolf-Jürgen Otto, wie auch Häfner, der inzwischen Manager gewesen war.

Minge musste übernehmen, dann Held, dann Hrubesch, dann wieder Minge, dann Hansi Kreische. Klaus Sammer ist der Vater von Matthias Sammer. "Ja, der war besser wie ich, ein klein wenig besser wie ich."
Klaus Sammer war anschließend knapp zehn Jahre beim DFB.
"Dresden ist und bleibt eine Fußballstadt, das war früher schon so, mit Höhen und Tiefen, in diese Richtung, aber ich bin davon fest überzeugt: Dresden gehört in die Erste Bundesliga. Punkt."
Ausgerechnet er war in einigen entscheidenden Spielen nicht dabei: Weder bei der Europacup-Begegnung 1973 mit Bayern München, da ist Sammer nicht aufgestellt worden, noch bei der WM 1974 in der BRD, da wurde er nicht nominiert, und auch bei der UEFA-Cup-Begegnung Dynamo Dresden-HSV im Herbst 1974 fehlte er.
Dynamo-Legende Klaus Sammer lehnt sich im Stadion lachend aus einem Mini-Cooper.
Dynamo-Legende Klaus Sammer ist der Vater von Matthias Sammer. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert

Der HSV und die Erste Liga

"Es gibt viele Dinge, die gehen gut. Es gibt viele Dinge, die funktionieren nicht. Das ist ja gerade das Interessante am Fußball. Deswegen wünsche ich auch, dass der HSV, so eine Traditionsmannschaft, dass sie so schnell wie möglich wieder in der Ersten Bundesliga spielen. Und jetzt: Das war mein letztes Wort."
Verglichen mit Dresden sind die Verhältnisse in Hamburg nahezu harmonisch.
Ein Mann, der, weil er seiner Heimatstadt so sehr verbunden ist, den Firmensitz seines Logistik- und Gütertransportunternehmens bereits 1976 in die Schweiz nach Schindellegi, Kanton Schwyz, verlegte und dann als Mäzen seine besondere Begeisterung für den HSV entdeckte.
Beurlaubte Vorstandvorsitzende, suspendierte Präsidenten, Multifunktionäre, Manager, die sich als Trainer einsetzten, mangelnde Personalentwicklung, Felix Magath, Geld brauchende Betriebswirte und Uwe Seeler.
Dem geht es übrigens nach einem Schwächeanfall besser.
Bernd Wehmeyer, 69, kam 1978 vom kleinen HSV, Hannover 96, nach Hamburg. Bis 1986 war er Spieler. Er spielte in der Mannschaft, die 1983 gegen Juventus Turin den Europapokal der Landesmeister gewann, Siegtor bereits angeführter Magath. Von 1995 bis 1998 war er Sportdirektor mit Uwe Seeler als Präsidenten. Club-Manager ist er seit 1998. Er sei "gefühlt ein halbes Leben beim HSV", wie er selbst sagt.
Der HSV-Klubmanager und ehemalige Profispieler Bernd Wehmeyer.
Spitzname "Fummel": HSV-Legende Bernd Wehmeyer.© Knut Benzner
Trainer dieser enorm erfolgreichen Epoche waren zwei Personen, die, das nebenbei, beide an der Weltmeisterschaft 1954 teilgenommen hatten: ein Kroate, der noch im Königreich Jugoslawien geboren war, Branko Zebec, und ein Österreicher, Ernst Happel.
Bernd Wehmeyer: "Branko Zebec, ähnlich wie Ernst Happel ein Fußballfreak, der Tag und Nacht den Fußball lebte, der ein ausgesprochener Taktiker war, was Ernst Happel ebenso war. Die hatten eine etwas unterschiedliche Auffassung vom Stil, den sie spielen wollten, Ernst Happel war einfach offensiver ausgerichtet, während Branko Zebec jemand war, dem ein 1:0 lieber war als ein 3:2. Präsident war damals Wolfgang Klein – und Günter Netzer der Manager – und ja, halt Happel der Trainer, da hatte man natürlich kurze Entscheidungswege. Sicherlich sind die Rahmenbedingungen heutzutage etwas anders. Die Rahmenbedingungen im Fußball haben sich natürlich gewaltig verändert."

Kaiser Franz beim HSV

Fast vergessen, der Kaiser, Franz Beckenbauer: "Ja, ja, natürlich, fast zwei Jahre, die der Franz bei uns gespielt hat, Anfang der 80er-Jahre. Er ist ja mit uns 1982 auch Deutscher Meister geworden, habe ich mit ihm hier auch zusammen gespielt hier. Ja, das war schon eine tolle Zeit. Auch mit einem solchen nicht nur außergewöhnlichen Spieler, sondern auch außergewöhnlichem Menschen wie Franz Beckenbauer zusammengespielt zu haben, das macht mich schon ein wenig stolz."

1982, das war die vorletzte Meisterschaft, die bisher letzte folgte ein Jahr später, 1983. Fünfzehnmaliger Meister der Oberliga Nord, siebenmal Deutscher Meister, dreimal Pokalsieger, der Europapokal der Landesmeister, der Europapokal der Pokalsieger. Trainer seit Ernst Happel: 34.
"Das stimmt", sagt Bernd Wehmeyer", "ist ja auch letztendlich 1987 der letzte große Triumph, wenn man so will, des HSV gewesen. Ja, das hätte ich zu dem Zeitpunkt ehrlich gesagt auch nicht für möglich gehalten, dass so viel Jahre ins Land gehen würden, ohne dass der HSV mal irgendwo einen Titel gewinnt.
Der HSV-Trainer Branco Zebec (re.) begrüßt Neuzugang Franz Beckenbauer auf einer Pressekonferenz.
Legenden unter sich: HSV-Trainer Branco Zebec (re.) begrüßt Neuzugang Franz Beckenbauer. © picture-alliance/ dpa | AP-Pool
Aber damit muss man sich abfinden, auch damit, dass man jetzt mittlerweile sogar das dritte Jahr schon in der Zweiten Bundesliga spielt, und deshalb ist natürlich das Bestreben aller Verantwortlichen im Verein, möglichst schnell in die Beletage des Fußballs zurückzukehren, mit den jetzigen Strukturen, auch mit den jetzigen handelnden Personen, dass man da auf einem sehr guten Wege ist – und dass wir natürlich insbesondere auch für die große Anhängerschaft des HSV, für die Stadt natürlich alles dransetzen werden, um wieder an bessere Zeiten anzuknüpfen."
Dieser Verein hat 87.100 Mitglieder, Stand Juli 2020. Das ist zwei Mal das Stadion voll. Rund.

"Es war von Anfang an ein großes Durcheinander"

Einer der Trainer war, wie in Dresden, zweimal hier. Und ein anderer sollte, so vermutete die berichtende Presse, das Bayern-Gen gehabt haben.
Immer gut gekleidet, immer gepflegter Drei-Tage-Bart, wird er das auf dem Weg von Basel, da war Thorsten Fink vorher – er wurde freigekauft – muss er das auf dem Kanalnetz zwischen Rhein und Elbe verloren haben.
"Ich war ja noch ein Präsident alter Prägung", erinnert sich Jürgen Hunke, 77, Präsident von 1990 bis 1993, drei Trainer, und im Anschluss bis heute dem HSV verbunden.
"Das heißt: Exekutive und Legislative in einem, nach mir war mein Schatzmeister. Wie ich dann darum gebeten habe, nicht wieder anzutreten, obwohl es der Wunsch war sogar der Medien, die ja immer sehr kritisch zu mir warn, aber auf einmal war ich dann der liebe Jürgen, der doch bitte bleiben sollte, dann kam eben Uwe Seeler. Der hat dann noch einen Aufsichtsrat gegründet.
Ich war auch Mitglied dieses Aufsichtsrates gemeinsam mit Jürgen Werner und Udo Bandow und Hackmann war angestellter Geschäftsführer, der dann später in einer anderen Funktion war. Das heißt, es war von Anfang ein großes Durcheinander. Aber das ist eben die Geschichte, und davon hat der Verein sich nie erholt und darum fehlte auch immer Geld. Ich glaube, Fußball hat ganz viel mit Charakter zu tun, ganz viel, und mit Geradlinigkeit – und man muss auch was aushalten können."

Das Durcheinander: Jürgen Werner, aus der Generation Uwe Seeler, Horst Schnoor und Willi Schulz. Werner wurde Lehrer, da er das Lizenz-Spielertum, das mit der Einführung der Bundesliga entstand, ablehnte und sich vom aktiven Fußball verabschiedete.
Werner Hackmann, SPD, Innensenator der Feien und Hansestadt, zweimaliger HSV-Präsident, einmal für drei Monate, das andere Mal für fast drei Jahre. Udo Bandow, Präsident der Hanseatischen Wertpapierbörse und eben auch Aufsichtsratsvorsitzender.
Ein großes Durcheinander.

"Gönner und Sponsoren stellen noch keine Mannschaft auf"

Uwe Seeler? Bekannt. Dessen Präsidentschaft verlief... unglücklich. Uns Uwe war all dem, wie hätte es auch anders nicht sein können, kaum gewachsen. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde er tagtäglich mit dem, was er machte, konfrontiert.
"Muss ich mal überlegen, ich glaube: 1997 bis 2001." Uwe Bahn, demnächst 63 und in den angegebenen Jahren Stadionsprecher und seit Ewigkeiten Moderator der Bundesligashow von NDR 2. Es hatte eine sogenannte Medienkooperation mit dem NDR gegeben, inzwischen aufgelöst, und Uwe Bahns Vorname... seine Mutter... Sie können es sich denken.
"Na ja, und dann wurde das Stadion ja umgebaut, dann ohne Laufbahn, wurde einmal gedreht und wurde zum reinen Fußballstadion und damit stieg ich da ein. Wir hatten einen super Präsidenten, einen echten Hanseaten, einen, der sich nicht selbst in den Vordergrund stellte, sondern der wirklich die Stadt Hamburg und den Verein nach vorne schob, nämlich Werner Hackmann, Sportchef war Holger Hieronymus, Trainer war Frank Pagelsdorf, also drei wirklich sehr uneitle, entspannte und sehr kompetente Leute."

Dass Pagelsdorf dann entlassen wurde, versteht sich von selbst. Weil er noch, wie man seit Lothar Matthäus verkürzt sagt, Vertrag hatte, wurde er mit einer vereinbarten Abfindung von zwei Millionen Euro freigestellt...
Hieronymus... wie Wehmeyer Mitglieder der Europapokal-Mannschaft 1983. Hackmann stirbt 2007, gerade mal 60.
Namen über Namen. Uwe Bahn: "Gönner und Sponsoren stellen noch keine Mannschaft auf. Also wenn ich die Möglichkeit hätte, einzusteigen, weiß ich nicht, ob ich es tun würde. Man muss ja auch immer so riechen. Wenn ein Trainer beim HSV… Wir wissen ja, dass Jürgen Klopp abgelehnt wurde, weil er unrasiert zum Vorstellungsgespräch kam. Ja, auch eine Posse. Ich glaube, wenn Terodde sich nicht verletzt, der HSV aufsteigt."
Simon Terodde, Mittelstürmer, 16 Tore in 16 Spielen.
Es gibt, neben den wunderbaren 70ern und 80ern, ein paar andere Verbindungen zwischen dem HSV und Dynamo Dresden. Hansi Kreische etwa war 2004 hauptberuflich in der Abteilung Scouting beim HSV tätig.
Hätte Kreische gerne gefragt, wo er sich am 22.Juni 1974 gegen 21:00 Uhr genau aufgehalten hat, da war er nämlich auch schon mal in Hamburg...
"...und Croy, fehlerlos der Torwart aus Zwickau, Sparwasser, und Tor...."
Ralf Becker, in seiner Karriere als Spieler bei sechs Vereinen wie dem TSF Ditzingen oder dem SSV Reutlingen, kurze Zeit Trainer beim SSV Ulm, dann Sportvorstand beim HSV, dort, so heißt es nun mal, und den Begriff hatten wir schon, freigestellt, inzwischen in dieser Position bei Dynamo Dresden, wo er eben Ralf Minge ablöste.
Sven Geislers Lieblingsmannschaft, sie erinnern sich, der Dynamo-Historiker der "Sächsischen Zeitung", ist Sachsenring Zwickau, wahrscheinlich wegen Croy.
Seit 1987 schon gibt es eine Städtepartnerschaft zwischen Dresden und Hamburg. In Hamburg ist es meist windiger als in Dresden, dafür gibt es dort Berge, die Sächsische Schweiz.
Und so lange der Fluss, die beiden Städte, an Magdeburg vorbei, verbindet, werden wir uns an deren Fußball erfreuen und erregen. Die Aussichten? Nicht schlecht.
Mehr zum Thema