"Durch die Nacht mit..." Lars Eidinger und Oskar Roehler

Der Bauchmensch und der einsame Wolf

Oskar Roehler (li.) und Lars Eidinger (re.) im Studio Babelsberg
Lars Eidinger (rechts) und Oskar Roehler auf nächtlicher Tour. © © Chris Rowe
Matthias Dell im Gespräch mit Shanli Anwar · 29.01.2018
Schauspieler Lars Eidinger und Regisseur Oskar Roehler sind nachts zusammen um die Häuser gezogen. Der Sender Arte war dabei – und zeigt die neue Folge seiner Serie "Durch die Nacht mit..." heute. Wer leidet unter Realitätsverlust, das ist hier die Frage.
"Durch die Nacht mit ..." heißt eine erfolgreiche Arte-Sendung, in der zwei prominente Menschen wie in einem Blind Date auf einander treffen, gemeinsam durch die Nacht fahren und miteinander reden.
Heute abend wird nun die neueste Begegnung gezeigt, die Protagonisten: der Schauspieler Lars Eidinger und der Filmregisseur Oskar Roehler. Letzterer hatte zuletzt mit rechten Positionen auf sich aufmerksam gemacht – in seinem Roman "Selbstverfickung" und durch die Verfilmung eines Buchs von Thor Kunkel, der als Marketingexperte unter anderem die AfD berät.
Eine potenziell brisante Begegnung also. Allerdings kennen Eidinger und Roehler sich bereits und wissen, was sie erwartet. Begegnet sind sie sich vor zwei Jahren, als der Regisseur den Schauspieler für ein Casting zu seinem geplanten Fassbinder-Film eingeladen hatte. Laut Eidinger war es "Liebe auf den ersten Blick".
Roehler, der wortgewandte Intellektuelle und einsame Wolf, Eidinger, der instinktive Bauchmensch, der seit 1999 Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne ist - beide rastlos in ihrer Kreativität, multitalentiert. Es ist ein Abend unter Gleichbegabten, Gleichgesinnten – denkt man. Doch der Abend wird zur Herausforderung.
Unser Kritiker Matthias Dell hat sich die Sendung vorab angesehen. Er findet vor allem den Kontrast zwischen dem mit seiner Sympathie für Rechts kokettierenden, dabei aber sehr vage bleibenden Roehler einerseits und dem konkret und interessiert nachfragenden Eidinger andererseits spannend.
Die Stimmung verschiebe sich allerdings etwas, als Roehler versucht, Eidinger mit altväterlichen Ratschlägen zu provozieren:
"Vielleicht solltest du irgendwann mal deinen Dienst bei der Schaubühne quittieren und ein irgendwie normales Verhältnis zur Realität herstellen. Das wäre eine sinnvolle Aufgabe."
Eidinger fragt zurück: "Wieso, was hat das eine mit dem anderen zu tun?"

"Eidinger ist offen mit sich"

Man habe hier eher den Eindruck, Oskar Roehler sei derjenige, der unter Realistätsverlust leide –, weil er nie konkret werde, sagt Dell.
Die Sendung habe ihm jedenfalls gut gefallen: "Den Eidinger habe ich vorher so nicht wahrgenommen. Wie der redet, ist wirklich interessant. Der ist offen mit sich." Bei Roehler wiederum stehe oft seine harte Kindheit und die ihm widerfahrenen narzisstischen Kränkungen im Vordergrund.
Dells Fazit der der Sendereihe: "Man sieht wie Kommunikation passiert. Das ist (...) das Spannende an diesem Format."
(mkn)
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