Oskar Roehler: "Selbstverfickung"

"Ich hab nie was mit dem Establishment zu tun gehabt“

Der Filmemacher und Buchautor Oskar Roehler
Der Filmemacher und Buchautor Oskar Roehler © dpa / picture alliance / Horst Galuschka
Oskar Roehler im Gespräch mit Luzia Braun · 14.10.2017
Oskar Roehlers Roman "Selbstverfickung" ist wütend, schmutzig – der Held macht auch vor rassistischen Schimpftiraden nicht halt. Es sei aber kein Hass-Buch, sagt Roehler, vielmehr verstehe er es als eine "im Roman verkleidete Kulturkritik".
In seinem ersten Roman "Herkunft" hat Oskar Roehler seine Kindheit beschrieben – als wohlstandsverwahrloster Junge von 68er-Eltern. Roehlers Mutter war die Schriftstellerin Gisela Elsner, sein Vater der Schriftsteller Klaus Roehler. In "Mein Leben als Affenarsch" beschreibt Roehler dann seine Punkjahre in Berlin.
Nun folgt der dritte Roman: "Selbstverfickung" handelt von einem abgehalfterter Regisseur, Ende Fünfzig, der an einer "post-traumatischen Kunstpsychose" leide, so beschreibt es Roehler. "Er war zu lange im Kunst und Kulturbetrieb. Das hat ihn fertig gemacht." Für die Schilderungen habe Roehler auf eigenen Erfahrungen zurückgegriffen, die er in der Kulturbranche gemachte habe.
"Du brauchst ja eine gewissen Lebenserfahrung, um so ein Buch zu schreiben. Bevor du so einen gewissen von der Moral diktierten Nihilismus loslässt auf die Menschheit, musst du eine Unsumme an schlechten Erfahrungen gemacht haben."

Eine "sehr genaue" Kulturanalyse

Ansonsten sei der Roman aber keinesfalls biografisch, sondern vielmehr eine "sehr genaue und präzise Kulturanalyse" in Romanform. Der Protagonist schreibe "ja nicht nur Schimpfwörter, der beschreibt ja sehr klar die Mechanismen und Gesetzmäßigkeiten der Dummheit". Und dass es im Grunde gar nicht mehr die Kultur des guten Tons gebe.
Roehlers Roman wurde zunächst von zahlreichen Verlegern abgelehnt: "Wenn du hier in Deutschland anfängst, satirisch Dinge zu überhöhen, wenn du über Sex schreibst, wenn du anfängst, subversiv zu sein und tatsächlich die Gesellschaft umzukrempeln, dann hast du ein Problem mit vielen Institutionen", kommentiert Roehler den Literatur- und Kulturbetrieb. "Das heißt ja nicht, dass die Leser so ein Buch schlecht finden. Das Buch findet seine Leser, weil: Es gibt genug Leute, die ähnlich wie ich [denken], ähnlich sarkastisch."
(lk)
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