Dunkle Wohnung, kalter Herd
Strom wird immer teurer, immer mehr Bürger können Rechnungen nicht zahlen. Schnell wird dann der Ruf nach vermeintlich billigem Atomstrom laut. Michael Kopatz und andere Autoren erläutern in "Energiewende. Aber fair!", wie sich alle umweltfreundliche Energie leisten können.
Mehr als zwölf Millionen Menschen sind in Deutschland von Armut bedroht, sie haben nur 600 bis 850 Euro monatlich zur Verfügung. Auch Empfänger von Sozialleistungen haben Licht und Wärme nicht staatlich garantiert. Heizkosten werden nur bis zu Höchstsätzen erstattet, die die Kommunen festlegen. Eine hohe Nachforderung des Energieversorgers übernehmen die Ämter nicht automatisch. So starben allein im vergangenen Jahr acht Menschen in ihren Wohnungen wegen Stromsperrungen.
Michael Kopatz und seine Mitautoren von Wohlfahrtsverbänden, Energieagenturen und Kommunen kennen die Probleme aus ihrer täglichen Arbeit und treten dem Vorurteil entgegen, arme Familien seien Energieverschwender. Tatsächlich machen die Kosten für Wärme und Strom bis zu zehn Prozent ihres Einkommens aus. Schon deshalb versuchten arme Haushalte, auch an diesem Punkt zu sparen.
Doch häufig sitzen gerade sie in einem Teufelskreis, der das verhindert. Sie hausen in unsanierten Wohnungen, die Wärme durch dünne Wände und undichte Fenster verschwenden. Sie haben veraltete Heizungen und Haushaltsgeräte, die zu viel Energie verbrauchen. Zugleich fehlt ihnen das Geld, daran etwas zu ändern und für die Vermieter lohnen sich energetische Sanierungen nicht.
Düstere und kalte Zeiten also für zwölf Millionen Menschen? Das muss nicht sein, schreiben die Autoren vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Nicht nur mit Konzepten, sondern auch mit gelungenen Praxisbeispielen argumentieren sie. So sind Kommunen wie Nürnberg, Wuppertal und Berlin auf betroffene Haushalte zugegangen. Aus Langzeitarbeitslosen wurden Energieberater, die in der Wohnung Sparmöglichkeiten aufdeckten und nötige Geräte installierten.
Aber auch Vermieter wurden in die Pflicht genommen, Heizungen zu verbessern, Energieversorger wechselten Tarife und gestatteten Ratenzahlungen. Ämter übernahmen die realen Heizkosten ohne Abschläge.
Vorteile aus diesen Programmen hatten auch die Kommunen. Die Zahl der Energieschuldner sank, die Zuzahlungen für Heizung und Strom auch. Mit Förderungen des Bauministeriums und der Kreditanstalt für Wiederaufbau konnten kommunale Wohnungsbauunternehmen auch Sozialbauten energetisch sanieren, ohne die Mieter zu vertreiben.
Die verteuerte Energie der letzten Jahre sehen die Autoren auch als Chance, weil sich sparsame Geräte und Wärmedämmung innerhalb weniger Jahre wieder auszahlen. Sie fordern gezielte politische Weichenstellungen, damit die erfolgreichen Modellprojekte flächendeckend umgesetzt werden. Das schaffe zugleich Arbeit und Aufträge für die Wirtschaft.
Deutschlands notwendige Energiewende muss und darf nicht zu immer mehr Armut und Ausgrenzung führen, so das Credo von Michael Kopatz. Das Buch ist mit vielen Diagrammen, Fotos und hervorgehobenen Textstellen anschaulich gestaltet. Beispiele und Fakten sind gut wiederzufinden. So eignet es sich hervorragend für alle, die beruflich oder privat mit Energiekosten und Einsparmöglichkeiten zu tun haben.
Besprochen von Susanne Harmsen
Michael Kopatz und seine Mitautoren von Wohlfahrtsverbänden, Energieagenturen und Kommunen kennen die Probleme aus ihrer täglichen Arbeit und treten dem Vorurteil entgegen, arme Familien seien Energieverschwender. Tatsächlich machen die Kosten für Wärme und Strom bis zu zehn Prozent ihres Einkommens aus. Schon deshalb versuchten arme Haushalte, auch an diesem Punkt zu sparen.
Doch häufig sitzen gerade sie in einem Teufelskreis, der das verhindert. Sie hausen in unsanierten Wohnungen, die Wärme durch dünne Wände und undichte Fenster verschwenden. Sie haben veraltete Heizungen und Haushaltsgeräte, die zu viel Energie verbrauchen. Zugleich fehlt ihnen das Geld, daran etwas zu ändern und für die Vermieter lohnen sich energetische Sanierungen nicht.
Düstere und kalte Zeiten also für zwölf Millionen Menschen? Das muss nicht sein, schreiben die Autoren vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Nicht nur mit Konzepten, sondern auch mit gelungenen Praxisbeispielen argumentieren sie. So sind Kommunen wie Nürnberg, Wuppertal und Berlin auf betroffene Haushalte zugegangen. Aus Langzeitarbeitslosen wurden Energieberater, die in der Wohnung Sparmöglichkeiten aufdeckten und nötige Geräte installierten.
Aber auch Vermieter wurden in die Pflicht genommen, Heizungen zu verbessern, Energieversorger wechselten Tarife und gestatteten Ratenzahlungen. Ämter übernahmen die realen Heizkosten ohne Abschläge.
Vorteile aus diesen Programmen hatten auch die Kommunen. Die Zahl der Energieschuldner sank, die Zuzahlungen für Heizung und Strom auch. Mit Förderungen des Bauministeriums und der Kreditanstalt für Wiederaufbau konnten kommunale Wohnungsbauunternehmen auch Sozialbauten energetisch sanieren, ohne die Mieter zu vertreiben.
Die verteuerte Energie der letzten Jahre sehen die Autoren auch als Chance, weil sich sparsame Geräte und Wärmedämmung innerhalb weniger Jahre wieder auszahlen. Sie fordern gezielte politische Weichenstellungen, damit die erfolgreichen Modellprojekte flächendeckend umgesetzt werden. Das schaffe zugleich Arbeit und Aufträge für die Wirtschaft.
Deutschlands notwendige Energiewende muss und darf nicht zu immer mehr Armut und Ausgrenzung führen, so das Credo von Michael Kopatz. Das Buch ist mit vielen Diagrammen, Fotos und hervorgehobenen Textstellen anschaulich gestaltet. Beispiele und Fakten sind gut wiederzufinden. So eignet es sich hervorragend für alle, die beruflich oder privat mit Energiekosten und Einsparmöglichkeiten zu tun haben.
Besprochen von Susanne Harmsen
Michael Kopatz: Energiewende. Aber fair! Wie sich die Energiezukunft sozial tragfähig gestalten lässt
Oekom Verlag, München 2013
296 Seiten,19,95 Euro
Oekom Verlag, München 2013
296 Seiten,19,95 Euro