Dunja Hayali über Populismus

"Ich habe keinen Bock mehr auf diese Empörungswellen"

Dunja Hayali, Moderatorin und Journalistin.
Man dürfe Politik nicht dauernd schlechtreden, sagt Dunja Hayali. © dpa / picture alliance
Moderation: Korbinian Frenzel |
Man dürfe Politik nicht dauernd schlechtreden, meint die Journalistin Dunja Hayali. Auch in der Nachbarschaft oder in der Kommune wolle sich dann niemand mehr engagieren. Populisten und die "wütende Masse" hätten medial zu viel Aufmerksamkeit bekommen.
Die Fernsehjournalistin und Autorin Dunja Hayali hat sich auf der Frankfurter Buchmesse entschieden gegen jede Form von Populismus gewandt. Es interessiere sie nicht, ob Populismus von rechts oder links komme, sagt sie.
"Populisten wollen Meinungsfreiheit abschaffen, Pressefreiheit abschaffen. Also ich habe mit Populismus überhaupt nichts zu tun - und will damit auch nichts zu tun haben."
Umso mehr lehne sie es ab, wenn Medien jeder verbalen Zuspitzung gleich eine entsprechend krachende Schlagzeilen folgen ließen. Die "wütende Masse" habe zu viel Aufmerksamkeit bekommen, meint Hayali - ohne dass das etwas gebracht habe.
"Ich habe keinen Bock mehr auf diese Empörungswellen", betont sie, zumal keine Empörung länger als drei Minuten anhalte.

"Ich bin auch besorgt"

Sie selbst gehe zwar mit den sogenannten Wutbürgern immer wieder ins persönliche Gespräch – "da merkt man schon, dass ein anderes Zuhören nach einer Weile stattfindet" –, aber eigentlich sei das nicht ihr Job.
"Die Befindlichkeiten von Anerkennung und Wertschätzung und Frustration und dem Enttäuschtsein über Politik, das ist nicht meine Aufgabe", sagt Hayali. "Ich bin ja selber enttäuscht. Ich bin auch übrigens besorgt."

Politik nicht schlechtreden

Viele Menschen seien eben auch besorgte Bürger, weil sie sich Sorgen um ihre Rente machten, um das Gesundheitssystem oder um das Bildungssystem. Menschen, die sich zur Mitte zählten, fänden kein richtiges Gehör.
Man dürfe daher Politik nicht dauernd schlechtreden, sonst wolle keiner mehr Politik machen. Wichtig sei vielmehr, Menschen zu ermutigen, sich an der Lösung von Problemen zu beteiligen, für die es keine einfachen Antworten gibt:
"Hier sitzen ganz bestimmt viele Menschen, die sich eher zur Mitte zählen würden, die auch kein richtiges Gehör finden. Ich finde, die zu mobilisieren und die zu aktivieren, denen Mut zuzusprechen, aus Wut Mut zu machen und nicht nur mit einem Hashtag, sondern sich irgendwo auch einzubringen – in der Kommune, in der Nachbarschaft, im Kleinen anzufangen – das ist viel wert."
(huc)
Zweiter Teil des Gesprächs:
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