Drogen während der Nazizeit

Mit Amphetaminen in den Blitzkrieg

Adolf Hitler hält während des Dritten Reiches (1933-1945) eine Rede. (Undatierte Aufnahme).
Möglicherweise aufgeputscht: Adolf Hitler bei einer Rede © picture-alliance / dpa
Norman Ohler im Gespräch mit Jörg Magenau · 14.09.2015
Der Schriftsteller Norman Ohler hat ein Sachbuch mit hohem Erregungspotenzial geschrieben. In "Der totale Rausch" erzählt er vom Drogenkonsum der Nazis. Besonders überrascht hat ihn, mit welchen Stoffen Hitler sich das Dasein verschönte.
"High Hitler" spottet Ohler in seinem neuen Buch "Der totale Rausch. Drogen im Dritten Reich". Dass der "Führer" alle möglichen Mittel einschmiss, um sich besser zu fühlen, hat Ohler den Aufzeichnungen des Leibarztes Theo Morell entnommen. Demnach fing Hitler im Herbst 1941 an, sich Steroide und Hormone verabreichen zu lassen. Das sollte den Organismus aufputschen, berichtete Ohler im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur.
1943 – und besonders nach dem Attentat am 20. Juli 1944 – sei Hitler dann auf harte Drogen umgestiegen. So konsumierte er Eukodal – ein halbsynthetisches Opioid, mit Morphium und Heroin verwandt. Insgesamt habe Hitler eine "rauschende Drogenkarriere" hingelegt, berichtet Ohler.
Norman Ohler, Autor des Buches "Der totale Rausch"
Norman Ohler, Autor des Buches "Der totale Rausch"© Deutschlandradio - Andreas Buron
Eukodal für Hitler, Pervitin für die einfachen Soldaten
Die Soldaten im Feld bekamen hingegen Pervitin, das Metamphetamin enthielt – heute bekannt als Chrystal Meth. Es wurde von einer Berliner Firma als Arzneimittel hergestellt. Der Stoff sei 1938 in Berlin sehr populär gewesen und quer durch alle Bevölkerungsschichten genommen worden, sagt Ohler. Man wollte "gut drauf sein" und in der "NS-Leistungsgesellschaft" funktionieren.
Die Wehrmacht entdeckte Pervitin dann schnell für ihre Zwecke. Drogen hätten die militärische Strategie der Nazis unterstützt, so Ohler. Der Wachmacher Pervitin sei für die Blitzkrieg-Strategie, bei der die Soldaten tagelang auf den Beinen waren und nicht schlafen durften, von großem Nutzen gewesen, sagte Ohler.

Norman Ohler: Der totale Rausch. Drogen im Dritten Reich
Kiepenheuer & Witsch 2015
364 Seiten, 19,99 Euro

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