Don Juan mit kleinen Schwächen

Von Reinhard Spiegelhauer |
Mittlerweile recht gelassen nennen die Spanier ihren König Juan Carlos nur noch "Don Juan" - seiner diversen Liebschaften wegen. Eine kostspielige Elefantenjagd in Afrika brachte dagegen seine Untertanen wirklich auf: Tierschützer empörten sich ebenso wie seine unter der Wirtschaftskrise leidenden Mitbürger.
"Der König hat eine Freundin, na sowas. Skandal!" So reagieren nur deutsche Zeitungen. Die Spanier wissen jedenfalls schon lange um die Affären ihres Königs, zuckt Pilar aus Madrid mit den Achseln:

"Die Borbonen haben schon immer den Ruf, Schürzenjäger zu sein. Jeder wusste, dass da 'was war. Nur hat man nicht darüber gesprochen - das ist neu. Aber dass der König Affären hatte, das war bekannt."

Und zwar nicht erst seit gestern oder vorgestern - dass Königin Sofia als unterkühlt gelte, ihr Auftreten oft steif und ihr Lächeln gezwungen wirke, das habe mit den Affären ihres Mannes zu tun, sagt die Journalistin Pilar Eyre, die eine Biografie der Königin geschrieben hat:

"Das Gesicht hebt sich zwar, aber ihre Augen strahlen dabei nicht, sie verengen sich stattdessen. Ich glaube, zu diesem Lächeln ist sie geflüchtet, als ihr zum ersten Mal klar wurde, dass ihr Ehemann untreu war. Es gibt sogar ein Datum: Es war ein Samstag im Januar 1977."

35 Jahre ist das her, und seit jener Affäre soll es zahlreiche weitere gegeben haben. Der König sei übrigens im Vollbesitz seiner Kräfte, fügt die Biografin der Königin überraschend unzweideutig hinzu.

Fakt ist, dass Juan Carlos in den vergangenen Jahren des Öfteren zusammen mit Prinzessin Corinna zu Sayn Wittgenstein gesichtet worden ist. Das Gerücht, sie hätten ein Verhältnis, ist nicht neu. Besonders praktisch: Die Prinzessin arbeitet für eine Agentur, die exklusive Jagdreisen anbietet. Ob Königin Sofia ihren Mann deswegen nicht bei der Jagd begleitet oder sie einfach grundsätzlich nicht mag, bleibt ihr Geheimnis.

Nach dem Aufsehen erregenden Unfall bei der Elefantenjagd in Botswana nahm die Königin kürzlich allerdings kein Blatt vor den Mund - auf ihre Art: Ihren Kürzest-Besuch am Krankenbett nahmen viele Spanier auch als Ohrfeige für ihren Ehemann, den notorisch untreuen Monarchen:

"Die Ärzte haben mir versichert, dass die Genesung gut verläuft und er bald entlassen wird."

Zwanzig Minuten war die Königin an jenem Tag in der Klinik. - Nicht gerade viel! - Zu wenig jedenfalls für eine liebende Ehefrau! Ob Juan Carlos anschließende Entschuldigung wohl auch an sie gerichtet war?

"Es tut mir leid, ich habe einen Fehler gemacht, es wird nicht wieder vorkommen","

so der spanische König vor der Presse. Voller Demut oder vielleicht doch eher gedemütigt stand der Monarch da auf dem Krankenhausflur, die auf den König gerichteten Fotoapparate samt ratternden Auslösern weckten Assoziationen an eine Elefantenjagd. War das also der Anfang vom Ende der Monarchie in Spanien? Nein, glaubt Pilar - der König habe schließlich große Verdienste erworben, als es darum ging Spanien von der Diktatur in die Demokratie zu führen:

""Nein, das geht vorüber. Ich glaube, wir stürzen uns so auf dieses Thema, um uns etwas von der Krise, in der das Land eigentlich steckt, abzulenken."

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