Dominic Walliman: "Professor Astrokatz"

Eine Katze erklärt die Kernphysik

Das Atomium in Brüssel soll ein Atom symbolisieren: Es besteht aus kugelförmigen Räumen, die durch Streben verbunden sind.
Anspruchsvolle Themen wie etwa die Kernphysik sind in dem Kinderbuchn "Professor Astrokatz" locker und gut verständlich für ein junges Publikum aufbereit. © picture alliance / dpa / Marcus Brandt
Von Susanne Billig · 03.01.2017
Was fällt auf dem Mond schneller zu Boden: ein Hammer oder eine Feder? Eine Katze beantwortet in dem Kinderbuch "Professor Astrokatz" von Dominic Wallimann die großen Fragen der Physik. Ben Newmans Illustrationen unterstützen die Verständlichkeit.
Ein Astronaut auf dem Mond lässt aus gleicher Höhe und zur gleichen Zeit einen Hammer und eine Feder fallen. Was kommt eher auf dem Mondboden an, Hammer oder Feder? Das ist nur eine von vielen Fragen rund um die Physik, die "Professor Astrokatz" zu beantworten weiß – eine coole Katze, die nun schon ihren zweiten Auftritt in einem Kindersachbuch hat. Nach dem Weltall befasst sich das kluge Tier nun mit "Physik ohne Grenzen", und hier weniger mit physikalischen Alltagsphänomenen, sondern den ganz großen Fragen des Faches.
Was zum Beispiel ist Schwerkraft? Nicht dass Physiker das heute schon gänzlich beantworten könnten, aber mit Massen hat sie zu tun, erklärt die bunte Katze. Auf der dicken Erde bringen wir darum auch mehr Gewicht auf die Waage als auf dem kleineren Mond. Wenn Feder und Hammer den Mondboden allerdings gleichzeitig erreichen – ein Phänomen, das der Kommandant der Apollo 15 vor nun schon fast 50 Jahren einer staunenden Welt vor Augen führte – , so hat das mit der Schwerkraft gar nichts zu tun, sondern mit dem fehlenden Luftwiderstand auf dem Erdtrabanten.
Anspruchsvolle Themen, für ein junges Publikum locker und gut verständlich aufbereitet – diesem Prinzip folgt das Buch durch alle Kapitel. Was wird da nicht alles erkundet: Wie funktioniert der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn? Was bedeutet es, etwas zu "messen"? Aus welchen Mini-Bausteinen setzt sich die Welt zusammen, und wie lassen sich chemische Elemente in die Logik eines Periodensystems bringen? Elektrizität, Licht und Farben, Energie, Schallwellen, Magnetismus, selbst die Newton'schen Gesetze oder Kern- und Teilchenphysik halten Autor und Illustrator für geeignet, dem Kinderauge präsentiert zu werden – und meistern die Herausforderung mit leichter Hand.

Retro bei Illustrationen und Pädagogik

Dabei hilft natürlich Professor Astrokatz, der über jede Doppelseite spaziert, mit der Pfote auf das zeigt, was wichtig ist, manchmal als Forscher auftritt und Experimente durchführt, manchmal als Sportler und Abenteurer die Gesetze der Physik am eigenen Leib erfährt und manchmal auch einfach nur Quatsch macht. Zur guten Verständlichkeit trägt auch das Retro-Design der Illustrationen bei: Aus geometrischen Figuren ist die Welt in diesem Buch zusammengesetzt, wie man sie aus Kinderbüchern der 1960er-Jahre kennt. Quadrate, Kreise, Rauten in gedämpften Farben fügen sich mal zu Chemiefabriken und Atomkraftwerken, mal zu einer Tierschar oder den Sternen und Galaxien des Weltalls zusammen.
Zugegeben, eine gute Portion Bildungshunger brauchen Kinder, wenn sie sich mit diesem Buch beschäftigen sollen. Von einem naturwissenschaftlichen Bildungsprogramm lassen sich die Macher des Buches leiten – und nicht von originären Kinderfragen. Ob Siebenjährige sich bei ihren Suchbewegungen in ein für sie passendes Weltverständnis spontan nach dem Periodensystem erkundigen würden, darf bezweifelt werden. Insofern haftet der Kinderbuchreihe um Professor Astrokatz auch pädagogisch ein Hauch "Retro" an. Doch warum nicht? Spaß macht es trotzdem.

Dominic Walliman: Professor Astrokatz - Physik ohne Grenzen
mit Illustrationen von Ben Newman
übersetzt von Sylvia Prahl
NordSüd Verlag, Zürich 2016
72 Seiten, 22,99 Euro

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