ARD-Dokuserie "Offline"

Zwischen Modelbusiness und dem Krieg in der Ukraine

Studiofoto mit den ukrainischen und russischen Models Valeriia Karamann (links), Tanya Chudnovskaia (2. von links) Daniel Nikiforow (rechts oben) und Regisseur und Fotograf Mehran Djojan (rechts unten sitzend). Die jungen Leute sind stylisch frisiert und gekleidet.
Sie sind aus Russland und der Ukraine gekommen, um zu bleiben, und Instagram ist ihr Showroom: die Models Valeriia (links), Tanya (2. von links) und Daniel (rechts oben). © ARD Kultur / Mehran Djojan
Mehran Djojan im Gespräch mit Max Oppel |
Wie fühlt es sich für junge Osteuropäer an, nach Berlin zu kommen, um dort als Models Karriere zu machen? Filmemacher Mehran Djojan hat zwei junge Frauen und einen Mann aus Russland und der Ukraine mit der Kamera im Alltag begleitet.
Sie sind jung, schön, charismatisch und hoffen auf ein besseres Leben. Tanya, Valeriia und Daniel sind Models, leben in Berlin und haben ihre osteuropäische Heimat vor ein paar Jahren als fast noch Teenager verlassen. Instagram ist der unverzichtbare Showroom, in dem sie sich präsentieren, Follower sammeln und neue Jobs für Modefotos oder Musikvideos klarmachen.
„Mit Instagram verbindet sie eine On-Off-Hassbeziehung“, sagt der Fotograf und Filmemacher Mehran Djojan, der mit den dreien befreundet ist. Denn ohne die Plattform geht es einfach nicht.

Die Kehrseite des Modellebens

Dass solche Geschichten fast immer auch eine Kehrseite haben – dass junge Osteuropäerinnen und Osteuropäer von Scouting- und Modelagenturen ausgenutzt und schikaniert werden, weil sie nicht das Privileg und die Sicherheit eines EU-Passes im Rücken haben -, darüber ist schon berichtet worden.
Auch Djojan beleuchtet diesen Aspekt. Er begleitet die die Russin Tanya und die beiden Ukrainer Valeriia und Daniel seit etwa drei Jahren und dokumentiert ihr Leben in Berlin mit der Kamera.

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Doch was seiner Coming-of-Age-Dokuserie „Offline“, die jetzt in der ARD-Mediathek abrufbar ist, zusätzliche Intensität verleiht, ist der Krieg in der Ukraine und was dieser für den Alltag der drei Freundinnen und Freunde bedeutet. Angst um Familie und Freunde, die sie wegen Corona ohnehin lange nicht besuchen konnten, bestimmt nun zusätzlich ihr Leben. Ihrer Freundschaft untereinander habe der Angriff Russlands auf das Nachbarland Ukraine aber nichts anhaben können, ist Djojans Eindruck.

Isolation und Sorge um die Familie

Er kommt den dreien mit seiner Kamera sehr nahe. Zeigt Daniel, der in der Modewelt aufgeht und an einer Karriere als Influencer bastelt. Zeigt Tanya, die sich als Russin jetzt einsam und isoliert fühlt. Von ihrer Agentur sei sie für einen Job in Paris mit den Worten „Du siehst aus wie eine Koksnutte“ abgelehnt worden, berichtet Djojan. Solche Herabwürdigungen seien in der Agenturszene durchaus üblich.

Die vier Folgen der Dokuserie "Offline" sind in der ARD Mediathek abrufbar. Filmemacher Mehran Djojan begleitet seine drei Protagonisten von ihrer Ankunft in Berlin und im Modebusiness bis zum Neustart nach Corona.

Valeriia wiederum ist in großer Sorge um ihre Familie in der Ukraine und telefoniert oft mit ihr. Die beiden Frauen versuchen zudem, sich von den alles kontrollierenden Scouting- und Modelagenturen zu emanzipieren.
Valeriia, sagt Mehran Djojan, sehe sich zunehmend auch als Aktivistin. Sie wolle nicht länger hinnehmen, dass Magazine wie der „Playboy“ sie zwar fürs Cover ablichten lassen, das Interview im Heft mit ihr aber zusammenstreichen. Weil man wohl kein Interesse an ihren politischen Statements habe.
 (mkn)
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