Dokumentarfilm über Abtreibung

Für das Recht auf eine freie Entscheidung

13:00 Minuten
Eine junge Frau bei einer Demo. Sie hat mit Klebeband ein Kreuz über den Mund geklebt, das es ihr unmöglich macht zu sprechen. Auf dem Klebeband steht "Paragraf 219a"
Protest gegen den Paragrafen 219a bei einer Demonstration in Berlin: Dieser regelt das sogenannte "Werbeverbot" für Abtreibungen, untersagt aber auch sachliche Informationen über Schwangerschaftsabbrüche. © picture alliance / NurPhoto / Emmanuele Contini
Sara Dutch im Gespräch mit Gesa Ufer · 17.11.2021
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"Wie Wir Wollen" heißt ein neuer Dokumentarfilm, der sich mit Abtreibungen beschäftigt. Die Regisseurinnen Sara Dutch und Melanie Sien Min Lyn haben nach Bildern gesucht, die das Thema in ein ungewohntes Licht rücken.
Abtreiben – nicht nur in Polen oder den USA, auch in Deutschland wird immer wieder erbittert um das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch gestritten. Ein neuer Dokumentarfilm, der auf dem Kasseler Dokfest gezeigt wird, nimmt nun eine Bestandsaufnahme für die Situation hierzulande vor.
In "Wie Wir Wollen" sprechen Frauen und nicht-binäre Personen* unterschiedlichen Alters über ihren Schwangerschaftsabbruch. Das Thema sei auch heute noch ein gesellschaftliches Tabu, meint die Regisseurin Sara Dutch.

Mehr als nur ein Erfahrungsbericht

Der Film will aber weit mehr als nur ein Erfahrungsbericht sein. Er bezieht Partei und richtet sich vor allem gegen den Paragrafen 218 im Strafgesetzbuch, der dafür sorge, "dass Schwangerschaftsabbrüche auch weiterhin als Bestandteil des Strafgesetzbuches verhandelt werden".
"Es ist eine engagierte Pro-Choice-Stimme, die wir einbringen", betont Dutch. Die Unterdrückung und die Kontrolle über den weiblichen Körper wirkten bis in den Alltag – ein Grund für die Regisseurin, ihre Protagonistinnen im Film auch bei alltäglichen Verrichtungen zu zeigen.
So treten auch Frauen und nicht-binäre Personen* auf, die schon Kinder haben und sich dann für einen Abbruch entschieden. Dieser Fall ist Dutch zufolge häufiger als beispielsweise die 17-Jährige, die eine Abtreibung vornehmen lässt, weil sie sonst nicht das Abitur schafft.
So wie Dutch mit dem Film versucht hat, solchen Stereotypen aus dem Weg zu gehen, hat sie sich auch bemüht, andere Bilder für das Thema Abtreibung zu finden.

Ein Picknick statt Kleiderbügel und Stricknadeln

Die klassischen Bilder zum Thema seien alle negativ konnotiert, beklagt sie – wie Kleiderbügel und Stricknadeln. Es gebe aber auch positive Bilder, die nicht aufgerufen würden: So adelt Dutch die deutsche Frauenbewegung mit einer Picknickszene.
Auch die Ärztin Kristina Hänel tritt in dem Film auf – sie wurde bekannt, weil sie sich gegen den Paragrafen 219a im Strafgesetzbuch wehrte. Auf Basis des Paragrafen wurde sie wegen "Werbung" für Schwangerschaftsabbrüche verurteilt. Dabei hatte die Gießener Allgemeinmedizinerin nur auf ihrer Webseite darüber informiert, solche vorzunehmen.
Der Fall ging zwischen dem Landgericht Gießen und dem Oberlandesgericht Frankfurt hin und her. Inzwischen hat Hänel Verfassungsbeschwerde eingelegt. Das Thema Abtreibung wird weiter juristisch und gesellschaft verhandelt werden.
*In einer früheren Version des Textes waren nur Frauen erwähnt.

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