The Divine Comedy: “Charmed Life”

Der Kampf der Welt gegen Neil Hannon

09:47 Minuten
Auf einer pink-violett beleuchteten Bühne stehen vier Musikerinnen und Musiker.
The Divine Comedy schauen auf die 30 Jahre ihres Schaffens zurück – vor allem Frontmann Neil Hannon. © picture alliance / empics / Matt Crossick
Moderation: Andreas Müller · 04.02.2022
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Die britische Band The Divine Comedy hat nach 30 Jahren ein Best-of-Album herausgebracht: „Charmed Life“ enthält Stücke, die keine Singles wurden, und auf einer Bonus-Disc ist ein alberner Song über Spanien. Er sei erschöpft, sagt Neil Hannon.
The Divine Comedy ist eine britische Band, die seit 30 Jahren Platten veröffentlicht. Eigentlich besteht sie vor allem aus dem Frontmann Neil Hannon, der zwar Mitspieler hat, aber im Prinzip alles selbst macht. Nun hat er das Album „Charmed Life – The Best Of The Divine Comedy” veröffentlicht.
Wenn er auf sein Werk zurückblicke, fühle er sich erschöpft, sagt Hannon. „Es hat lange gedauert und viel Kraft gekostet. Natürlich bin ich auch stolz darauf, was ich geschafft habe.“ Früher sei es so einfach gewesen: „In meinen frühen 20ern hatte ich dauernd große Ideen und dachte jedes Mal: 'Na klar, die setze ich in die Tat um.' Je älter man wird, umso schwieriger wird das.“

"Wahnsinnige Angst, etwas Falsches zu sagen"

Wenn er heutige Musik höre, glaube er nicht, dass zum Beispiel Rock ‘n’ Roll noch existiert. Das liege an dem inzwischen großen zeitlichen Abstand. In seiner Jugend, in den 80ern, seien die Beatles, die Stones oder David Bowie „noch sehr reale Figuren“ gewesen, so Hannon. Doch spätere Generationen bekämen „die Kopie der Kopie der Kopie präsentiert“. Er selbst aber habe sich „schon immer bei allen Arten von Musik bedient, auch beim Cabaret, bei Klassik und Jazz“. Und: „Ich habe bei jeglicher Art von Popmusik geklaut.“
Was das heutige Popgeschehen angehe, sei sein Eindruck, „dass die Leute wahnsinnige Angst haben, etwas Falsches zu sagen“. Das gelte auch für andere Bereiche der Kultur. „Mir scheint, das Kräfteverhältnis hat sich zugunsten der Fans verschoben.“ Dabei wüssten Musikfans oft nicht, was sie eigentlich wollten. „Erst einmal wollen sie immer wieder dasselbe von einem.“ Und das sei nicht gerade förderlich für die Kreativität.

Mit Hunden beschäftigt

Zur Auswahl der Stücke für die Best-of-Platte erklärt Neil Hannon: „Auf dem Album sind viele Songs, die wirklich toll sind, aber keine Singles wurden.“ Dazu gehörten beispielsweise „Tonight We Fly“ oder „Our Mutual Friend“. Außerdem Stücke, die ihm persönlich am besten gefielen, wie „Charmed Life“ oder „Have You Ever Been In Love“.
Zu dem Album gehört eine Bonus-Disc, auf der zum Beispiel der Song „Te Amo Espana“ zu hören ist. Das stamme aus einer Art alternativem Eurovision Song Contest auf Youtube, bei dem er einen Song über Spanien schreiben sollte. Der sei sehr albern. „Ich entschuldige mich hiermit bei der großen spanischen Nation, wenn ich mich da ein bisschen über sie lustig mache. Und ich lade alle Menschen Spaniens ein, Großbritannien und Irland durch den Kakao zu ziehen.“
Er plant eine Tour, doch die Zeit, um Songs für eine neues Album zu schreiben, fehle ihm. Er habe viele familiäre Verpflichtungen. „Allein unsere fünf Hunde!“ Über die möchte er aber nicht schreiben, sagt er. Das käme ihm zu einfach vor. „Ich möchte, dass es in meiner Musik um den Kampf der Welt gegen Neil Hannon geht. Und umgekehrt.“ Häusliche Themen würden schnell langweilig.
(abr)

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