Divanhana

Balkanfolk aus Sarajevo

Die Gruppe Divanhana aus Sarajevo.
Die Gruppe Divanhana aus Sarajevo. © Aida Redzepagic
Moderation: Holger Beythien · 16.01.2017
Die Gruppe "Divanhana" gehört zu einer jungen Generation von Musikern, die sich der Sevdah-Musik mit frischen, neuen Sounds widmen und sie damit auch international immer bekannter machen.
Bis ins 15. Jahrhundert reicht die Geschichte der Sevdah zurück. Jene alten, städtischen Volkslieder Bosniens, die mit ihrer melancholisch-sehnsuchtsvollen Aura und durchsetzt mit musikalischen Einflüssen von Sinti und Roma, Türken und sephardischen Juden heute noch in Bosnien, aber auch in anderen Regionen des Balkan gesungen werden. Nicht ohne Grund spricht man zuweilen auch von der "Saudade des Balkan".
Die Sevdah findet man heute als traditionelle Lieder in nahezu authentischer, mündlich tradierter Überlieferung und als modern interpretierte Volkslieder. Auch werden von jungen Folk- und Popmusikern Lieder neu komponiert, die sich der typischen Stilmittel der Sevdah bedienen.
Sevdah sind Liebeslieder, in denen es auch um die Liebe zu einer Region, einer Landschaft oder Stadt geht. Nationalistische Töne waren und sind da nicht ausgeschlossen. Der junge Sevdah-Sänger Božo Vreæo aus Sarajevo sagte einmal, die Sevdalinke seien " … erfüllt mit außergewöhnlichen Emotionen, Melancholie, Trauer und einer magisch befreienden Energie, die durch Tränen und Seufzer durch uns dringt, um sie als ein Teil von uns zu fühlen."
Abseits von Balkan Brass und Balkan Pop hat sich vor allem in Sarajevo eine prosperierende Folkszene etabliert, die sich zeitgenössischer Spielarten der Sevdah verschrieben hat. Die 2009 gegründete Gruppe Divanhana gehört ohne Zweifel dazu, wenngleich sich ihr Repertoire auch auf Volksmusik anderer Balkan-Regionen bezieht. Sie beschreiben ihre Musik selbst ganz treffend als "eine phantasievolle Melange aus Jazz, Folk, moderner Klassik und Pop" und werden zunehmend auch von internationalen Weltmusik- und Jazzfestivals eingeladen.
Aufzeichnung vom 09.04.2016
Stans, Kollegium St. Fidelis