Digitale Teilhabe

Wenn der Bildungserfolg am Laptop hängt

53:41 Minuten
Zwei Jugendliche sitzen in einem Wohnzimmer vor Laptops und machen Hausaufgaben.
Schulaufgaben machen im Wohnzimmer: Ohne Laptop und Internet geht das nicht. © picture alliance / dpa / KEYSTONE / Peter Klaunzer
Moderation: Thorsten Jantschek |
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Wegen Corona findet Schule derzeit oft nur zuhause und virtuell statt. Die Krise könnte ein Weckruf für unser Bildungssystem sein. Eine Diskussion über digitale Teilhabe für alle, die Ausstattung von Schulen und die Zukunft des Lernens.
Die Corona-Pandemie zeigt uns derzeit, was bei der oft beschworenen Digitalisierung von Bildung im Argen liegt. Einkommensschwache Familien können sich die erforderlichen Endgeräte oft nicht leisten. Und wenn zuhause gar Internetanschluss und WLAN fehlen, fällt der virtuelle Unterricht ohnehin aus.
"Die Bildungsungerechtigkeit hat sich durch Corona nochmal deutlich verstärkt", sagt Miguel Góngora, Vorsitzender des Landesschüler*innenausschusses Berlin, der gerade sein Abitur unter Corona-Bedingungen gemacht hat.

Digitale Teilhabe darf nicht vom Geldbeutel abhängen

Doch soziale Teilhabe darf nicht eine Frage des Geldbeutels ein, da ist sich unsere Gesellschaft weitgehend einig - und das gilt auch für die digitale Teilhabe.
Thomas C. Ferber, Schulleiter aus Marburg, der viele Schüler aus schwierigen sozialen Verhältnissen unterrichtet, weist auf die Tücken der Bürokratie hin: "Einem Kind kann man doch nicht erklären, du wohnst im Saarland, darum ist das iPad im Bildungs- und Teilhabepaket für Hartz IV-Haushalte drin, in Hessen ist es aber leider nicht drin."
Die Corona-Krise, so scheint es, ist ein Weckruf für unser Bildungssystem, die Möglichkeiten digitalen Lehrens und Lernens entschlossener auszuweiten als bisher. Und dabei auch den sozialen Zusammenhalt im Blick zu haben.
Die Politik hat das Problem erkannt, Bund und Länder stellen mehr als 500 Millionen Euro zur Verfügung, um Hardware für bedürftige Schülerinnen und Schüler anzuschaffen.

WLAN und verstopfte Schultoiletten

Doch reicht das? Wie kommen Kinder ins Netz, deren Familien sich keinen Internetanschluss leisten können oder wollen?
Wie müssen die Schulen technisch ausgestattet werden, um digitalen Unterricht auf vertretbarem Niveau anbieten zu können? WLAN für alle, wo oft nicht einmal die Toiletten richtig funktionieren?
Gibt es didaktische Konzepte, mit denen digitales Lernen einen Mehrwert gegenüber traditionellem Unterricht bieten kann? Nadine Schön, Vizevorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag und Digitalpolitikerin meint: "Es wird viel zu viel über digitale Infrastruktur und Geräte diskutiert. Das muss alles da sein, aber viel wichtiger sind doch die Inhalte, und darüber sollten wir viel mehr diskutieren".
Digitales Lernen bedeute eben viel mehr, als Arbeitsblätter auf dem Tablet auszufüllen, sagt die Bildungsforscherin Heike Schaumburg: "Digitale Medien haben den Vorteil, dass die Schüler eigene Lernwege und ihr eigenes Tempo gehen können. Und das man so etwas als Lehrkraft tatsächlich besser organisieren kann". Doch wie steht es um die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte für die virtuelle Schule?
Darüber diskutieren:

Nadine Schön, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Dr. Heike Schaumburg, Bildungsforscherin an der Humboldt Universität Berlin
Thomas C. Ferber, Schulleiter der Richtsberg-Gesamtschule in Marburg
Miguel Góngora, Vorsitzender des Landesschüler*innenausschusses Berlin

Eine Sendung in Zusammenarbeit mit dem digitalen Festival "Latitude" des Goethe-Instituts, bei dem Deutschlandfunk Kultur Medienpartner ist.
(pag)
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