Dietmar Bartsch zum Lockdown

"Es fehlt eine mittelfristige Strategie"

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Dietmar Bartsch im Porträt
Die Bundesregierung müsse nachvollziehbarer agieren, fordert Dietmar Bartsch, Linken-Fraktionschef im Bundestag. © picture alliance/dpa/Kay Nietfeld
Dietmar Bartsch im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 20.01.2021
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Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch begrüßt einige der Bund-Länder-Beschlüsse zum Lockdown, insbesondere zu mehr Homeoffice. Dennoch sieht er auch massive Versäumnisse und vermisst "Professionalität, Koordination und Nachvollziehbarkeit".
Der Lockdown in Deutschland wird bis 14. Februar verlängert, einzelne Schutzmaßnahmen wie das Tragen medizinischer Masken in Bussen, Bahnen und Geschäften werden verschärft: Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch ist zwar nicht "zufrieden" mit dem Ergebnis der Bund-Länder-Beratungen, allerdings teile er auch die Sicht auf die eine oder andere Maßnahme, räumt er ein: "Jetzt, im Januar, wird endlich dafür gesorgt, dass nachdrücklich auf Homeoffice gesetzt wird."
Doch insgesamt sieht Bartsch das Agieren von Bundesregierung und Landesregierungen kritisch: "Es fehlt eine mittelfristige Strategie, von einer Langfriststrategie gar nicht zu sprechen." Auch über eine Öffnungsstrategie mache man sich zu wenig Gedanken. "Ich kritisiere, dass leider Professionalität, Koordination und Nachvollziehbarkeit fehlt", so Bartsch. Die Bundesregierung habe insbesondere im letzten halben Jahr "vieles verschlafen".

Höchstes Gut ist das Verständnis der Menschen

So hätten Fachleute bereits im vergangenen Herbst ein bundesweites Schutzkonzept für Pflegeheime gefordert. "Da passiert viel zu wenig", kritisiert der Linken-Politiker. "Da ist es dringend notwendig, dass es kostenlos entsprechende Masken gibt, dass es ein Konzept des Durchimpfens gibt, dass es Schnelltests gibt. Das hätte ich mir gewünscht, das hätte schon lange geschehen müssen. Da hat letztlich die Bundesregierung den letzten Sommer und auch den Herbst verschlafen."
"Ich bin für alle Maßnahmen, die Kontakte reduzieren", betont Bartsch. Es müsse nachvollziehbarer agiert werden, fordert er: "Unser höchstes Gut ist das Verständnis der Menschen. Aber wir brauchen nicht nur das Reden über Licht am Ende des Tunnels, sondern wir brauchen mehr. Niemand sagt heute mehr den Satz: Deutschland kommt viel besser durch die Krise als andere. Das ist längst nicht mehr der Fall."
(bth)
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