In Memoriam: Dieter Kaufmann, der Doyen der elektronischen Musik in Österreich
Für Dieter Kaufmann hat die akustische Entdeckung unserer Umwelt aufmerksam für seine Werke belauscht. © Dieter Kaufmann
Musik über Musik
55:56 Minuten

Für die elektronische Musik leistete er Aufbauarbeit, in seinen Kompositionen montierte Dieter Kaufmann Material aus dem Alltag oder aus der Musikgeschichte. Eigentlich, sagte er, könne jeder Klang anekdotisch werden, das sei eine Frage des Kontexts. Am 23. September 2025 ist Dieter Kaufmann gestorben.
Dieter Kaufmann (1941-2025) war ein Pionier der elektronischen Musik in Österreich. Ende der 1960er-Jahre hatte er in Paris bei Olivier Messiaen und mit Pierre Schaeffer und François Bayle bei den bekanntesten Vertretern der "musique concrète" studiert.
Neben reinen Tonbandstücken gibt es eine ganze Reihe von Arbeiten, die konventionelles Intrumentarium mit Elektronik kombinieren, reine Instrumentalkompositionen, Musiktheater, Hörspielmusik und vieles mehr. Er hat sich an anspruchsvollen literarischen Vorlagen von Robert Musik bis Ingeborg Bachmann versucht, und er hat in Stücken wie "Paganihilismo" das Hochleistungs-Virtuosentum persifliert.
Kritik an Institutionen und verstaubter Traditionspflege
Prägend war für ihn das Erlebnis der Studentenrevolte, die er in Paris erlebte. Zurück in Wien, war Kaufmann dann am neugegründeten Institut für elektroakustische und experimentelle Musik tätig. Sein weitgefächertes Werk, das neben elektronischen Kompositionen auch Orchesterwerke und Opern umfasst, ist grundiert von gesellschaftspolitischem Engagement.
Als politisch wacher Zeitgenosse bemühte sich Kaufmann immer auch um die Vermittlung seiner Ideen über den engeren Bereich des Spezialistentums für neue Musik hinaus und war sich nicht zu schade, auch für Laienensembles, darunter Kärntner Blaskapellen, zu komponieren. Und mit seiner Frau, der Schauspielerin Gunda König, hat er im Rahmen des K & K Experimentalstudios experimentelle Theater- und Performanceformen kreiert.
Verfremdungen - Überschreibungen
Die Herstellung von Beziehungen zwischen bereits vorhandenem Material ist das Prinzip seiner Arbeit – auch im Dialog mit der Musikgeschichte, wenn Kaufmann "Musik über Musik" komponiert.